Farke genervt Auf dem neuen „Borussia-Weg“ ruckelt es
MÖNCHENGLADBACH · Trainer Daniel Farke zeigte sich zuletzt genervt. Vor allem auswärts kann sein Team kaum punkten.
Daniel Farke tritt als Gesprächspartner in der Regel überzeugend auf, ist um keine Antwort verlegen. Ein Punkt geht ihm allerdings auf den Keks. Um die chronische Auswärtsschwäche seiner Mannschaft und die damit verbundene magere Punktebilanz bis dato würde der Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach lieber einen großen Bogen machen: „Ich mag es nicht, dauernd die Bilanz zu thematisieren. Wir müssen auswärts mehr Tore schießen und weniger bekommen. Bisher haben wir es leider nicht geschafft, in der Fremde dreifach zu punkten“, bemerkte Farke im Vorfeld des letzten Bundesliga-Spiels in Augsburg gereizt.
In Augsburg gab es viel Zögern und Zaudern
Nach der 0:1-Niederlage am Mittwochabend in der Fuggerstadt musste sich der 45-jährige Fußball-Lehrer wohl oder übel „die Platte“ erneut anhören. Fakt ist, dass die Fohlen-Elf auch im zweiten Pflichtspiel im neuen Jahr zögernd und zaudernd auftrat und nach einer enttäuschenden Vorstellung Gefahr läuft, die Nähe zum oberen Tabellendrittel zu verlieren. Ja, vielmehr gerät sie zunehmend in Bedrängnis.
Der Relegationsrang ist sechs Punkte entfernt. „Wir stehen da, wo wir stehen wollen und was für uns realistisch ist“, betont Daniel Farke kurz und lapidar, „dass wir enttäuscht von dem Ergebnis in Augsburg sind, liegt auf der Hand. Leider haben wir nach der Pause wesentlich unpräziser als zuvor gespielt. Dann kann es eben passieren, dass eine Szene die Partie entscheidet. Es war ein guter Abschluss, und wir waren einen Moment zu unaufmerksam. Dieses Tor hat am Ende den Unterschied gemacht.“
Aber: Wo ist der Borussia-Look geblieben? Nach dem achten Auswärtsspiel in dieser Saison ohne Sieg (vier Remis, vier Niederlagen) ist die Stimmung in Gladbach dementsprechend im Keller. Nur in den beiden Abstiegsjahren 1999 und 2007, als sich der harte Weg in Liga zwei nicht vermeiden ließ, war die Ausbeute nach der Hälfte der Spielzeit mit drei und zwei Zählern (bei neun Partien) kläglicher. Nach den Turbulenzen in der Führungsspitze (Virkus für Eberl im Management), einem Trainerwechsel (Farke für Hütter) und dem spektakulären Wechsel von Yann Sommer kurz vor dem Start ins neue Jahr gegen Leverkusen (2:3) zu den Bayern bewegt sich Borussia Mönchengladbach auf dünnem Eis.
Es ruckelt noch auf den ersten Etappen des angestrebten und charmant klingenden „Borussia-Wegs“ mit neuen Herausforderungen und Aufgaben, die die Klub-Verantwortlichen ruhig und besonnen in Angriff nehmen wollen. Die Bilanz nach 17 Spielen ist ernüchternd. Zwar hatte der Verein die Latte vor Saisonbeginn nicht zu hoch gehängt und eine „stabile Saison“ angekündigt, doch es gibt „seit Leverkusen“ Auffälligkeiten, die bedenklich stimmen.
Die Niederlage in Augsburg, das erst den zweiten Heimsieg (zuvor 1:0 gegen die Bayern) in dieser Spielzeit unter Dach und Fach brachte, war ein erheblicher Rückschlag. Und das drei Tage nach der Heimniederlage gegen Bayer 04 Leverkusen. Trat Gladbach da schon fade und ideenlos auf, so kamen in Augsburg bestimmte Defizite noch deutlicher zum Vorschein. Augsburg war aggressiver und spielerisch überlegen. Ganz zu schweigen von der langsamen Gangart der Fohlen, denen gegen das forsche Pressing des Gegners nichts Sinnvolles einfiel. Das Fehlen des erkrankten Jonas Hofmann und gesperrten Kapitäns Lars Stindl war zudem nicht aufzufangen.
Nach der Pause fehlte auch Christoph Kramer, der nach einem Freistoß am Kopf getroffen wurde und leicht benommen das Feld verließ. „Bislang gibt es vorsichtige Entwarnung, er fühlt sich besser“, sagte Farke am Donnerstag. „Aber Christoph hat noch mal einen Termin beim Neurologen. Ob er am Samstag zur Verfügung steht, kann ich noch nicht sagen.“ Die agilen Gastgeber hätten höher gewinnen können. Immerhin wirkte Torwart Jonas Omlin nach einer anfänglichen groben Nachlässigkeit in seiner klaren Art und Weise recht stabil. Unterm Strich war die Leistung der Gladbacher eine der schlechtesten in den vergangenen Jahren.
Dennoch sieht Sportdirektor Roland Virkus keinen Grund zur Beunruhigung. „Natürlich tut das weh. Aber man sollte nun nicht alles über den Haufen werfen“, sagte der Sportdirektor am Donnerstag. „Keiner von uns hat von international gesprochen, das kam eher von außen reingetragen. Wenn man das Gesamtergebnis sieht, ist das völlig in dem Korridor, in dem wir uns eigentlich sehen.“