Augsburg mit Humor: „In Europa kennt uns keine Sau“

Mönchengladbach (dpa) - In der Hand eine halbvolle Bierfasche und im Gesicht ein breites Grinsen - ganz entspannt feierte Stefan Reuter. „Das ist der Wahnsinn. Absolut außergewöhnlich“, sagte der Manager des FC Augsburg über den erstmaligen Einzug in die Europa League.

Den Vereinstriumph perfekt gemacht hatte die Mannschaft mit einem 3:1 (0:1) bei Borussia Mönchengladbach - fixer Startplatz in der Gruppenphase inklusive. „Diese Platzierung ist eine riesige Belohnung für das ganze Jahr“, sagte FCA-Trainer Markus Weinzierl.

Die Belohnung des Trainers: Nach dem Spiel holte Weinzierl, den die Mannschaft auf Händen zu den rund 3000 mitgereisten Fans in die Kurve trug, seine Spieler noch auf dem Rasen zusammen. Arm in Arm bildeten die Profis einen Kreis und lauschten ihrem Trainer. Doch der hatte nicht viel zu sagen, hielt keine taktische Ansprache, sondern stimmte ein Feierlied an. „Jetzt werden wir mit Vollgas feiern“, verkündete der 40-Jährige nach dem Happy End zum Saisonfinale.

Denn während Konkurrent Schalke 04 in Hamburg patzte (0:2), drehten Pierre-Emile Højbjerg (72. Minute), Tim Matavz (77.) und Sascha Mölders (90.+4) noch die Partie der bayerischen Schwaben in Mönchengladbach nach dem Gegentor durch Raffael (36.). Der drohende Gang durch Qualifikation und Playoff der Europa League im Juli und August wurde so abgewendet. „Ich kann es noch nicht genau realisieren, hinter uns sind Mannschaften wie Schalke und Dortmund. Wahnsinn“, sagte Weinzierl. „Wir wussten, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Aber das es so gut läuft, das ist natürlich krass“, meinte Torhüter Marwin Hitz.

Was nun kommt, das stand auf den T-Shirts der Augsburger, die sich mit dem Spruch „In Europa kennt uns keine Sau...“ wie schon vor einigen Wochen bei einem selbstironischen Aprilscherz - als sie angeblich freiwillig auf die Europacup-Teilnahme verzichten wollten - selbst auf den Arm nahmen. „Ich glaube, dass nach der Bundesliga jetzt auch in Europa einige Teams kommen werden, die uns besser kennenlernen werden“, kündigte Mittelfeldspieler Tobias Werner an.

Der Wunschgegner der Profis, ein englischer Club. „Liverpool wäre das Nonplusultra“, sagte Halil Altintop. Die Clubbosse gaben andere „Ziele“ aus. „Aserbaidschan wäre schön. Da wollte unser Geschäftsführer Peter Bircks mal hin, hat er gesagt. Aber da würde er ohne ein Spiel nie hinfahren“, sagte Manager Reuter lachend.

Auch bei Gegner Mönchengladbach, der erstmals in der Clubgeschichte in der Champions League auf Europa-Tournee geht, herrschte trotz der Heimniederlage Feierstimmung. Doch in die Jubelarien auf das beste Team 2015 mischte sich Wehmut. Noch eine Stunde nach Spielende wurden Spieler und Trainer auf dem Rasen bejubelt, besonders diejenigen, die den Club verlassen (müssen). So wie der langjährige Kapitän Filip Daems.

Der Belgier kehrt mangels Perspektive in seine Heimat zurück und kam an seinem letzten Spiel - wie schon die ganze Saison - keine Sekunde zum Einsatz. „Ich hätte gerne nochmal gespielt“, sagte Daems, doch Lucien Favre erhörte die Bitte nicht.

Weltmeister Christoph Kramer, dessen Leihvertrag ausläuft und den Bayer Leverkusen zurückholt, erfüllten die Anhänger extra seinen Wunsch und sangen die Borussia-Hymne „Die Seele brennt.“ Sogar Max Kruse wurde trotz seines Wechsels zum VfL Wolfsburg gefeiert. Der Nationalstürmer genoss auf dem Zaun stehend die Ovationen.