Bayern-Coach Heynckes wieder hoch im Kurs
München (dpa) - Jupp Heynckes steht zum Jahresende blendend da. Auf sein Alter aber mag der Coach des Liga-Primus FC Bayern nicht so gerne angesprochen werden.
Am 9. Mai 2013 wird Heynckes 68, und alles spricht dafür, dass er spätestens im selben Monat zum ältesten Meistertrainer in 50 Jahren Fußball-Bundesliga gekürt wird. „Dass ich der Älteste bin, darüber würde ich mich nicht gerade freuen“, bemerkte Heynckes vor dem letzten Ligaspiel des Jahres am Freitagabend gegen seine alte Liebe Borussia Mönchengladbach, „aber über den Meistertitel schon.“ Noch ist Willi Multhaup, der Werder Bremen 1965 zum Titel führte, mit damals 61 ältester Meistercoach.
Es ist schon bemerkenswert, wie der gebürtige Gladbacher Heynckes, der nach seiner Profi-Laufbahn auch seine Trainer-Karriere 1979 bei der Borussia begonnen hatte, nach der vergangenen Vize-Saison die Kurve gekriegt hat beim FC Bayern. „Ich kann mich noch erinnern, was alles gesprochen und geschrieben wurde“, sagte Heynckes rückblickend auf die verlorene Meisterschaft und das verlorene DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund sowie das bittere Champions-League-Finale im eigenen Stadion, von dem sich der gesamte Verein angeblich „nicht mehr erholen“ werde.
Doch die Bayern haben es geschafft - und gerade auch er, wie Heynckes mit einem Anflug von Genugtuung feststellt: „Man braucht Zeit, um einer Mannschaft einen Stempel aufzudrücken. Ich denke, dass ist mir in dieser Saison mit meinem Trainerteam und den Spielern gelungen. Vieles, was wir verändert haben, hat gegriffen.“
Es war allerdings ein Gemeinschaftswerk, wie Heynckes einräumt. Gerade das schmerzhafte „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea habe jedem im Club bewusst gemacht, dass er noch professioneller für den Erfolg arbeiten musste, „vom Vorstandsvorsitzenden und Präsidenten bis zum Zeugwart“. Der Verein setzte mit der Verpflichtung von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer ein spektakuläres Zeichen. Mit dem ehrgeizigen und ungeduldigen Sportvorstand verbinde ihn „ein sehr vertrauensvolles Miteinander“, versichert Heynckes.
Zudem gab der Bundesliga-Krösus viel Geld für neue Spieler aus. Vor allem die Rekordsumme von 40 Millionen Euro für Javi Martínez - einen defensiven Mittelfeldmann - war ein Signal. Heynckes hatte das Wagnis forciert, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge setzte den schwierigen Transfer gegen Widerstände von Athletic Bilbao durch.
Nun stehen Verein und Heynckes glänzend da. Erster in der Bundesliga, Gruppenerster in der Champions League. Und im letzten Spiel des Jahres winkt am kommenden Dienstag auswärts beim FC Augsburg der Einzug ins Pokal-Viertelfinale. „Gierig auf Titel“ - so hat Heynckes die Bayern-Saison 2012/13 überschrieben.
Noch im Sommer hatte alles darauf hingedeutet, dass diese Saison die letzte von Heynckes als Trainer sein würde. Noch vor dem ersten Spieltag hatte er selbst von der Rente mit 68 gesprochen. „Wir haben einen Zweijahresvertrag, der endet am 30. Juni 2013. Und dann geht wieder ein Lebensabschnitt zu Ende“, sagte der Bayern-Coach im August in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“.
Ein paar Monate später ist im schnelllebigen Fußball-Geschäft nicht auszuschließen, dass Heynckes noch eine Saison dranhängt, auch wenn immer mal wieder ganz große Nachfolge-Lösungen wie etwa Pep Guardiola gehandelt werden. Man wolle vor den Festtagen „die Personaldiskussion nicht eröffnen“, sagte Präsident Uli Hoeneß. Auch Heynckes mauert beharrlich: „Von mir hören Sie zu meiner Zukunft gar nichts“, sagte er vor dem Gladbach-Spiel: „Sie müssen sich gedulden bis Ende März. Vorher wird kein Ergebnis bekanntgegeben.“