Borussia Mönchengladbach Borussia Mönchengladbach mit gerechtem Resultat gegen Augsburger Vollgas-Fußballer

Augsburg. Die Schweiz ist ein kleines Land, bringt aber immer wieder gute Fußballer hervor. Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl beobachtet den eidgenössischen Markt seit Längerem sehr akribisch.

Denis Zakaria (l) von Mönchengladbach erzielt das 1:1 gegen Torwart Marwin Hitz (r) aus Augsburg.

Foto: Stefan Puchner

Torwart Yann Sommer und Verteidiger Nico Elvedi sind bereits feste Größen im Team. Denis Zakaria ist Eberls letzte Errungenschaft aus dem Nachbarland. 20 Jahre jung, smart, dynamisch, aufgeweckt. Ein Profi mit Profil und Power. Deutete der Jungspund schon beim Gladbacher Derbysieg gegen Köln an, welche Wucht aus dem Mittelfeld von ihm ausgeht, so ließ er in seinem ersten Auswärtsspiel am Samstag sogar ein großartiges Tor folgen. Ein Tor, das am Ende aber nicht den erhofften Erfolg zeitigte. „Das schmerzt natürlich, wenn man kurz vor Schluss noch das 2:2 kassiert, aber unterm Strich ist das Ergebnis schon okay“, sagte Max Eberl kurz und bündig. Auch Cheftrainer Dieter Hecking sprach von einem gerechten Resultat und fühlte sich ganz nebenbei in seiner These bestätigt: „Du musst immer 100 Prozent geben, darfst nicht nachlassen. In dieser Liga ist alles möglich, und Augsburg hat das wirklich stark gemacht. Das alles ist wieder ein Lernprozess.“ An den Zielen in der Liga hat sich bei den Gladbachern ohnehin nichts geändert: „Wir wollen es in dieser Saison besser machen als Platz neun, aber das wollen alle. Europa ist verlockend. Das wird ein langer Kampf.“ Und dann fügte er noch augenzwinkernd hinzu: „Nur eines ist klar. Deutscher Meister werden wir nicht.“

Es wurde also auch im siebten Versuch wieder nichts mit dem ersten Sieg bei den Schwaben, die den Gladbachern kurz vor dem Abpfiff noch einen Streich spielten und sich für ihren unermüdlichen Einsatz belohnten. Der eingewechselte Venezolaner Sergio Cordova, quirliger Zugang beim FCA, hatte freie Schussbahn und knackte das Gäste-Bollwerk doch noch, das freilich nach permanentem Augsburger Vollgas-Fußball im zweiten Durchgang zu diesem Zeitpunkt längst keines mehr war.

So trotteten die Gäste nach kurzer Verabschiedung von ihren Anhängern bedrückt und erschöpft vom Rasen, um sich nach dem heißen Gefecht bei knapp 30 Grad schnell unter der Dusche ein bisschen Abkühlung zu verschaffen. Auch Denis Zakaria, ansonsten ein netter, freundlicher und gesprächiger junger Fußball-Profi, stand nach dem 2:2 zunächst nicht der Sinn nach großen Erklärungen. Ein bisschen später war er, etwas traurig drein schauend, doch bereit: „Es ist einfach schade, dass wir das 2:1 nicht über die Zeit gebracht haben. Ich bin enttäuscht. Aber Augsburg hat auch enorm viel Druck gemacht. Das war eine neue Erfahrung für mich.“ Um sein erstes Tor im neuen Dress machte er wenig Aufsehens: „Ich bin ruhig geblieben, und dann war er drin.“ Weniger geschickt verhielt er sich bei seiner gelben Karte vor der Pause (37.). „Das war dumm von mir.“ Als Cheftrainer Dieter Hecking nach einer Stunde spürte, dass Zakaria ein Platzverweis drohte, nahm er ihn kurzerhand vom Platz. „Das muss er noch lernen, er ist ein guter Junge, aber manchmal etwas zu ungestüm.“ Dass der für zwölf Millionen Euro von den Young Boys aus Bern in Mönchengladbach eine Investition für die Zukunft sein wird, darüber sind sich die Auguren am linken Niederrhein einig. Allein das Tor zum 1:1 war „Zucker“. Zakaria verschaffte sich zunächst energisch Platz im Mittelfeld, nahm dann den Doppelpass mit Geburtstagskind Lars Stindl (wurde 29) geschickt auf, und auch die imposante Pose von Augsburgs Torwart Marvin Hitz als „letzte Instanz“ ließ den Schweizer kalt.

Zakaria, Sohn einer Sudanesin und eines Kongolesen, ist, wie sieben andere Borussen nun erst einmal mit der Nationalmannschaft unterwegs. Zakaria mit der Schweiz. Das Rennen um die Tickets für die Fußball-WM 2018 in Russland geht schließlich in die entscheidende Phase, und alle Gladbacher sind mit ihren Teams noch voll im Geschäft. Keine Rolle in dieser Beziehung spielen derzeit Weltmeister Christoph Kramer und Ex-Nationalspieler Patrick Herrmann. Während Kramer in Augsburg zunächst souverän auftrumpfte, später aber den stürmischen Angriffen des FCA nicht mehr viel entgegenzusetzen hatte, spielte Herrmann in seinem 200. Bundesligaspiel (bei 23 Einsätzen über die volle Distanz) solide auf, konnte allerdings den Ausfall des muskulär angeschlagenen Flügelstürmers Traore nicht vollends kompensieren. Immerhin feuerte er ein paar herzhafte Schüsse in der schwäbischen Fußball-Arena ab und bereitete so auch die 2:1 Führung durch den Schweden Oscar Wendt vor, der Herrmanns Abpraller seelenruhig mit dem Kopf verwertete (30.). In diesem Moment war Augsburgs Blitzstart durch Finnbogason nach 36-Sekunden nur noch Makulatur.

Hätte der ansonsten fahrige Hazard kurz vor dem Halbzeitpfiff etwas genauer gezielt (Pfosten), wäre der Fohlenelf in Hälfte zwei wohl einiges erspart geblieben. Denn die gehörte nahezu komplett den Gastgebern, die fast pausenlos das Tor der Gladbacher berannten. Manchmal wollte das Team von Manuel Baum zu viel und partout mit dem Kopf durch die Wand. Gladbach aber war beeindruckt, knickte völlig ein, baute ab und fand kein probates Mittel mehr, um das Spiel zu „normalisieren“. In dieser Phase wäre ein Denis Zakaria möglicherweise in der Lage gewesen, an der Seite von Christoph Kramer das wilde Spiel der Augsburger zu zügeln und für Entlastung zu sorgen. Aber der Schweizer, gelb-rot gefährdet, erlebte ja die letzten 37 Minuten von der Bank aus. Bis hin zum späten Ausgleich der Augsburger.