Bundesliga Borussia Mönchengladbach verschiebt die Wunderheilung

Auch Dieter Hecking kann die Probleme der verunsicherten Gladbacher nicht auf einen Schlag lösen. Mit dem 0:0 in Darmstadt ist der neue Trainer „unterm Strich zufrieden“.

Foto: Witters

Darmstadt. 32 Tage war es am Samstag her, dass Borussia Mönchengladbach gegen den VfL Wolfsburg mit 1:2 verlor und damit bei der „Fohlenelf“ eine Winterpause eingeläutet wurde, in der der Borussia-Park alles andere als still ruhte. Trainer André Schubert musste gehen, für ihn kam Dieter Hecking. Mit ihm absolvierten die Spieler zunächst ein ordentliches Trainingslager in Marbella, um dann beim Test-Turnier in Düsseldorf einen erschreckenden Auftritt zu offerieren. „Was wirklich zählt, ist der Bundesliga-Auftakt“, sagte Kapitän Lars Stindl.

Mit dem 0:0 beim SV Darmstadt 98, der mit Ex-Nationalspieler Torsten Frings als Trainer-Debütant ebenfalls einen Neuanfang versuchte, missriet dieser Auftakt zwar nicht völlig. Er zeigte allerdings deutlich auf: Durch den Wechsel auf der Trainerbank sind die Probleme nicht mit einem Schlag gelöst. Hecking ist kein Wunderheiler, die Borussia scheint vor einer schweren Rückrunde zu stehen. „Ich wehre mich gegen das Wort Abstiegskampf, aber wir müssen hochsensibel sein. Unten drin zu stehen, ist kein Spaß. Es ist Anspannung pur“, sagte Sportdirektor Max Eberl.

Vielleicht hätte die Anspannung nachgelassen, wenn Raffael in der zehnten Minute nicht freistehend aus fünf Metern an Torhüter Michael Esser gescheitert wäre. „Ein früher Rückstand hätte Darmstadt sicher erschüttert und uns Räume verschafft“, sagte Trainer Dieter Hecking. In besseren Tagen allerdings hätte eine vergebene Chance die Borussen nicht aus der Bahn geworfen. Nach Raffaels Fehlschuss hingegen sank das Gäste-Spiel auf das biedere Niveau des Gegners herab.

Oscar Wendt scheiterte in der zweiten Hälfte noch knapp mit einem Schuss aus 20 Metern, und Thorgan Hazard traf nur den Pfosten. Aber viel mehr brachte die Gladbacher Offensive nicht zustande. „Wir müssen das Vertrauen in uns eben erst wieder aufbauen“, sagte Hecking, der sich mit dem 0:0 „unterm Strich zufrieden“ zeigte.

Die Folge dieses fehlenden Vertrauens war ein Spiel, das exakt den Tabellenplatz und die mentale Verfassung der Gladbacher widerspiegelte. Statisch und nur ganz selten mit Tempo, war die „Fohlen-Elf“ nicht in der Lage, den in seinen Mitteln limitiertesten Bundesligisten auszuhebeln. Auch weil in Mahmoud Dahoud und Lars Stindl zwei Taktgeber völlig neben der Spur liefen. „Es wird ein beschwerlicher Weg. Wir müssen kreativer, schneller und konsequenter agieren“, sagte Stindl.

So blieb als einziger Lichtblich nur Jonas Hofmann. Der 24-Jährige hatte sich durch gutes Training für einen Einsatz empfohlen, diesen dann auch wegen der vielen Verletzten bekommen und seine Aufstellung gerechtfertigt. Hofmann initiierte besonders vor der Pause gute Angriffe über die rechte Seite und hätte mit dem Pass auf Raffael beinahe das 1:0 vorbereitet. „In Bestform macht Raffa den rein“, sagte Hofmann, der weiter Gas geben möchte. „Ich will dem Trainer signalisieren, dass er nicht an mir vorbei kommt.“

An wem Borussia Mönchengladbach in der Tabelle vorbeikommt, ist nach der trostlosen Nullnummer von Darmstadt fraglich. Gelang am Böllenfalltor im Mai noch der einzige Sieg aus den vergangenen nun schon 19 Auswärtsspielen, so reichte es diesmal selbst gegen eine Mannschaft, die seit 535 Minuten auf einen Treffer wartet, nicht zu drei Punkten. „Es bringt nichts, deshalb in Hektik zu verfallen. Wir müssen geduldig bleiben“, sagte Hofmann. Von einer Aufholjagd Richtung Europapokal-Plätze redet in Gladbach keiner mehr.