Borussia Mönchengladbach Borussias Unentschieden gegen Mainz - die Analyse
Mönchengladbach. Borussia Mönchengladbach ist am elften Spieltag der Fußball-Bundesliga an einer Heimblamage vorbeigeschrammt. Die Elf vom Niederrhein muss sich nach einer vor allem in der ersten Halbzeit schwachen Leistung gegen Mainz 05 am Ende mit einem schmeichelhaften 1:1 (0:1)-Remis begnügen.
Diallo hatte die Gäste per Kopfball in Führung gebracht, Gladbachs Vestergaard glich im zweiten Durchgang — ebenfalls per Kopf — aus. Mönchengladbach verpasst es durch den nächsten enttäuschenden Heimauftritt, sich in der Tabelle in den Europapokalrängen zu behaupten und rutscht von Platz sechs wieder ab.
Für den sorgte Robin Zentner. Der Mainzer Schlussmann zeigte sich in der 32. Spielminute für eine selten gesehene Slapstick-Einlage verantwortlich. Zentner schlug im Borussia-Park das Luftloch des Jahres — was allerdings ohne Folgen für seine Mainzer geblieben ist. Zentner hatte einen Rückpass gestoppt, den Ball allerdings nicht im Auge behalten, stattdessen den freien Mitspieler anvisiert — und dabei nicht bemerkt, dass das vermeintlich ruhende Spielgerät munter weitergerollt war. Als der Mainzer Torhüter dann den Abschlag machen will, ist kein Ball da, sein Fuß spürt keinen Wiederstand. Erst in diesem Augenblick wird Zentner sein Blackout, dieser unglaubliche Fauxpas, bewusst. Borussias Lars Stindl hätte von dieser Slapstick-Einlage dann beinahe noch profitiert. Zentner: „Das Video wird wahrscheinlich jetzt bei Youtube der Renner.“
Aus Gladbacher Sicht ist das sicherlich Jannik Vestergaard gewesen. Nicht nur, weil der Däne zumindest in seiner ihm typischen Art per Kopfball noch den Ausgleich für die die Fohlen erzielen konnte. Sondern weil er sich auch wiederholt gegen die drohende Niederlage stemmte, Fehler ausbügelte, seine Form eben abrufen konnte.
Davon gab einige. Tausende Fans im Borussia-Park singen während der Partie gegen Mainz „Ihr macht unseren Sport kaputt!“. Gemeint sollen wohl die Entscheider in der DFB-Zentrale in Frankfurt sein. Die Gemüter reiben sich immer wieder am Unparteiischen Sven Jablonski — und am Video-Assistenten. Zu viele strittige Szenen und deren Bewertung samt minutenlanger Wartezeiten lassen die Volksseele hochkochen. So beim 0:1 — als Diallo einköpft und Verwirrung herrscht. Tor oder nicht — schließlich wird der Treffer anerkannt. Im Anschluss wird Stindls Kontakt im Strafraum mit dem Mainzer Gbamin nicht geahndet — der Videoschiedsrichter hat es offenbar nicht gesehen. Kurz darauf steht es 2:0 — Tor, der Treffer von Öztunali zählt nach Sichtung des Videomaterials aber nicht. Ginter war zuvor gefoult worden. Große Aufregung, als der Mainzer Diallo ein Handspiel vor dem eigenen Tor begeht. Ob Absicht oder nicht — es liegt in dieser Szene eine deutliche Vergrößerung der Körperfläche vor, Diallo verhindert mit dem Arm, dass im Anschluss ein Gladbacher an den Ball kommen kann. Doch die Schiedsrichter greifen in diesem Fall nicht ein, es erfolgt keine Überprüfung der Szene. Das verstehen viele Fans offenbar alles nicht mehr. Borussias Coach Dieter Hecking plädiert dennoch weiter für den Videobeweis: „Natürlich ist das nicht gut, wenn so etwas passiert. Das hat sich schlecht angefühlt. Wir haben gesagt, das ist eine Testphase von einem Jahr — und wir geben diesem Test null Chance. Ich bin weiter für den Videobeweis, wage aber die Prognose, dass es in der Winterpause eingestampft wird.“
Die Borussen-Fans erkennen ihre Fohlen im Vergleich zum starken Aufritt zuvor in Hoffenheim nicht wieder. Von Beginn an wirkt die Hecking-Elf behäbig, nachlässig, unkonzentriert und hat kaum gelungene Aktionen. Mainz hingegen spielt munter auf, geht verdient durch Diallos Kopfball 1:0 in Führung. Allerdings auch unter großer Mithilfe von VfL-Keeper Yann Sommer, der im eigenen Fünftmeterraum nicht richtig hochspringt. Wenige Augenblicke später zappelt der Ball erneut im Borussen-Tor. Doch Öztunalis Treffer zählt wegen eines Fouls zuvor an Ginter nicht. Gladbach hat durch Raffael oder Hazard zwar Chancen, die sind jedoch nicht wirklich zwingend. Zur Halbzeit gibt es von den Rängen ein Pfeifkonzert. Trainer Hecking reagiert, stellt die Formation um und bringt Weltmeister Kramer. Gladbach zeigt sich nun leicht verbessert und kommt nach einer Ecke von Hazard durch Vestergaard schließlich zum 1:1. Auf der anderen Seite hat Mainz noch eine Großchance, doch Brosinkis Freistoß klatscht kurz vor Schluss nur an die Latte.
Dieter Hecking (Trainer Borussia Mönchengladbach):
Wir sind heute sehr schwer ins Spiel reingekommen, waren gedanklich und im Spielaufbau zu langsam. Wir haben es nicht geschafft, die Kontrolle über das Spiel zu übernehmen. Die Balance stimmte nicht, und wir haben dem Gegner zu viele Räume gelassen. Mainz hat es aber auch sehr ordentlich gegen den Ball gemacht. In der zweiten Halbzeit wurde es mit viel Aufwand, Willen und Leidenschaft unsererseits besser. Wir haben versucht, das Spiel zu drehen und sind dann durch einen Standard zum Ausgleich gekommen. Danach haben wir Mainz wieder zu viele Räume gegeben, in die sie kontern konnten. Dadurch hatte man das Gefühl, dass Mainz näher am zweiten Tor ist. Das ist für uns sehr ärgerlich. Wir hatten uns das anders vorgestellt, müssen jetzt aber mit dem Punkt leben.
Sandro Schwarz (Trainer Mainz 05):
Ich habe heute von meiner Mannschaft ein sehr gutes Auswärtsspiel gesehen. In der ersten Halbzeit hatten wir eine gute Spielkontrolle, haben gut gegen den Ball gearbeitet und die Räume verdichtet. Darüber hinaus haben wir auch richtig gut Fußball gespielt. Folgerichtig sind wir in Führung gegangen. Dann kam eine Phase, in der Gladbach mehr am Drücker war, ohne aber zwingende Torchancen zu haben. Vom Ergebnis her hätte es daher zur Pause mehr sein können. Zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es wieder eine Druckphase von Borussia, die wir überstehen mussten. Das haben wir spielerisch gut gelöst. Das 2:1 wäre möglich gewesen, trotzdem müssen wir mit dem Punkt am Ende zufrieden sein.