Borussia Mönchengladbach Dahouds Abschied schmerzt Gladbachs Fans
Das 2:2 gegen Darmstadt beendet eine enttäuschende Saison des VfL. Für die kommende Spielzeit stellt Sportdirektor Max Eberl drei Top-Lösungen in Aussicht.
Mönchengladbach. Es war weiß Gott nicht einfach für Dahoud. Bei seinem „Abschiedsspiel“ im Dress von Borussia Mönchengladbach geriet die Gefühlswelt des 21-jährigen Fußball-Profis noch einmal heftig durcheinander. Das Publikum im Borussia-Park ließ im Spiel gegen Absteiger Darmstadt 98 meist kein gutes Haar an Mo Dahoud, der im Sommer für mehr als zehn Millionen Euro nach Dortmund wechselt. Mit 21 schon weg - das ist wohl zu viel für manche Fan-Seele. So blieben beim Saison-Kehraus Applaus und Respekt für Dahoud eher auf der Strecke. Buhrufe und Pfiffe dominierten, erst recht beim schweren Gang in Richtung Kabine nach 74 Minuten und einem Wechselbad der Emotionen. Der in sich gekehrte Deutsch-Syrer, ohnehin nie ein Liebling der Massen, hätte beim enttäuschenden 2:2 seines Klubs, dem er sieben Jahre angehörte, wahrscheinlich auch mit einem spektakulären Tor die Stimmung in Gladbach nicht mehr grundlegend geändert. „Eine neue Erfahrung für Mo. Da muss er durch“, sagte Cheftrainer Dieter Hecking später, „sicherlich hätte er einen anderen Abschied verdient gehabt.“
Den bekam Dahoud, der einst bei Germania Reusrath und Fortuna Düsseldorf mit dem Fußball spielen angefangen hatte, dann doch noch. Gut eine Stunde nach dem Abpfiff standen etliche Gladbach-Fans vor dem Stadion Spalier und klatschten anerkennend in die Hände. Mo schrieb Autogramme, machte ein Selfie nach dem anderen und lächelte leicht verlegen. Er genoss diesen Moment offensichtlich in vollen Zügen, bevor er sich endgültig auf den Weg machte. Auf zum finalen Mannschaftsabend. Die Jahre in Gladbach sollen nicht in Vergessenheit geraten: „Borussia Mönchengladbach wird immer in meinem Herzen bleiben.“
Nach 87 Ligaspielen mit acht Treffern und 16 Vorlagen setzt der talentierte U-21-Nationalspieler nun also seine Karriere beim Pokalfinalisten Dortmund fort, und Borussia Mönchengladbach verliert einen seiner besten Fußballer in den vergangenen Jahren. Hecking: „Ich hätte ihn gerne noch länger hier gehabt.“ Der Weggang des Hochkaräters sowie des Abwehr-Chefs Andreas Christensen (zurück zum englischen Meister FC Chelsea) trifft die Niederrhein-Elf zweifellos sehr, bei der in den vergangenen Wochen so mancher Traum wie eine Seifenblase zerplatzt ist. Denn in den entscheidenden Phasen der Saison war das Team von Dieter Hecking selbst unter Berücksichtigung der extremen Verletzten-Misere nicht immer auf der Höhe des Geschehens.
Sportdirektor Max Eberl ist es aber seit Jahren gewöhnt, sich neuen Situationen anzupassen. „Wir werden in diesem Sommer keine gigantischen Transfereinnahmen haben und Geld aus einem internationalen Wettbewerb können wir nun auch abschreiben“, konstatiert Eberl, „also müssen wir von dem leben, was wir uns an Fett angefressen haben.“ Trotzdem stellt der Manager drei Top-Lösungen in Aussicht, die der Verein im Sommer realisieren möchte. Einer davon könnte Vincenzo Grifo (SC Freiburg) sein; er steht auf der Wunschliste der Gladbacher dem Vernehmen nach ganz oben.
Neunter. „Wir wollten die Saison mit einem Sieg beenden. Das ist uns nicht gelungen und ist deshalb enttäuschend“, sagte Trainer Hecking und prophezeite: „Es wird in der neuen Spielzeit nicht einfacher. Mal sehen, was personell möglich ist. Die Liga wird immer enger zusammenrücken.“ Nur die kühnsten Optimisten hatten am letzten Spieltag noch auf ein „Wunder“ gehofft. Auf Platz sieben. Gladbach selbst tat zu wenig dafür. Die „Fohlen“, ohne Power und Spannung, gingen nach der Pause durch Hazard (50.) in Führung, die „Lilien“ glichen durch Schipplock aus (62.). Als Raffael mit einem Kopfballtor die Weichen auf Sieg zu stellen schien (2:1/65.), egalisierte Marcel Heller unter dem Jubel der 3000 Gäste-Fans in der Schlussphase zum 2:2. Yann Sommer hatte seinen 100. Ligaeinsatz im Borussen-Tor, und Schiedsrichter Wolfgang Stark feierte nach 20 Jahren und 344 Begegnungen seinen Abschied von der Bundesliga-Bühne.
Borussia Mönchengladbach wird in die neue Saison ohne Glanz und Glamour starten, ohne Hymne und internationales Flair, ohne Dahoud und Christensen. Und dennoch steht sie unter einem besonderen Stern. Denn Mitte August läutet der Traditionsverein seine 50. Saison ein und gehört damit zum elitären Kreis von sieben Klubs, die seit Gründung der Bundesliga 1963 diese magische Zahl erreicht haben. Zum Establishment der Bundesliga zu gehören ist ja auch was - wenn es auch aktuell nur ein schwacher Trost ist.