Der „kleine Punkt“ Augsburg wird größer und größer
Augsburg (dpa) - Die Champions League lockt beide. Nach hervorragenden Hinrunden-Vorstellungen mit einem Augsburger Vereinsrekord und vielversprechenden Gladbacher Auftritten in gleich drei Wettbewerben freuten sich beide Königsklassen-Kandidaten schon auf das neue Fußballjahr.
„Das war das Ausrufzeichen hinter ein sensationelles Jahr 2014, hinter eine überragende Vorrunde“, frohlockte FCA-Coach Markus Weinzierl nach dem 2:1-Erfolg. „Im neuen Jahr machen wir hoffentlich so weiter, wie wir heute aufgehört haben. Das war mit eines unsere besten Spiele.“
Künftige Leckerbissen gegen Real Madrid & Co. sind für den FC Augsburg zur Winterpause wahrscheinlicher als Bayern-Derbys gegen die Münchner „Löwen“, aber auch nach der besten Hinserie der Vereinsgeschichte hob keiner ab. „Über Europapokal reden wir nicht. Wenn wir die 40 Punkte, die man normalerweise für den Klassenerhalt braucht, haben, können wir weiter reden“, wiegelte Kapitän Paul Verhaegh ab. „Das Jahr ist verrückt, die Tabelle ist verrückt, aber wir wollen unsere Punkte gegen den Abstieg holen“, pflichtete Torschütze Markus Feulner bei.
Die Schwaben zogen mit 27 Punkten mit Europapokal-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach gleich, bei dem das Halbjahres-Fazit ebenfalls positiv ausfiel. „Diese Niederlage zeigt, wie eng die Bundesliga ist. Dass Bayern gewinnt, ist schon eher selbstverständlich, alles andere ist eben doch sehr offen“, betonte Manager Max Eberl im ZDF-„Sportstudio“. „Diese Champions-League-Qualiplatz, auf dem wir gerade stehen, wäre ein fantastisches Ergebnis. Aber diesen Platz in der Rückserie zu behaupten wird ein hartes Stück Arbeit.“
Das war auch der sechste Sieg der Augsburger im achten Heimspiel der Saison. Nach der Blitzführung der Gäste durch Max Kruse (2. Minute/Handelfmeter) drehten sie vor 30 660 Zuschauern in der ausverkauften Arena durch Feulner (20.) und den ehemaligen Gladbacher Raul Bobadilla (51.) die Partie. „An dem Spiel war auch das ganze Jahr ein bisschen zu sehen“, lobte FCA-Keeper Alexander Manninger und gestattete sich bei der Team-Weihnachtsfeier „das eine oder andere Glas“. „Augsburg ist eine kleine Stadt, ist ein kleiner Punkt im Fußball, aber mit solchen Spielen wird der Punkt größer.“
In der Jahrestabelle für 2014 rangieren die Augsburger im oberen Drittel sogar vor der Fohlen-Elf, die in der Vorsaison mit einer ärgerlichen Rückserie die Königsklassen-Teilnahme verspielte. „Vor einem Jahr hatten wir 33 Punkte und in der Rückrunde haben wir nur 22 geholt. Das dürfen wir nicht vergessen, wir haben ein paar Sachen zu korrigieren“, mahnte Borussen-Coach Lucien Favre, der für den viel belasteten Kader keine Winter-Neuzugänge plant.
Für den Tabellenvierten Gladbach, zwei Plätze vor den punktgleichen Augsburgern, bedeutete das 1:2 die vierte Niederlage im 27. Pflichtspiel einer kräfteraubenden Hinrunde. Im DFB-Pokal mit Offenbach als nächstem Gegner und in der Europa League mit Sevilla als neuer Aufgabe überwintert die Borussia, in der Liga steckt sie mittendrin im Kampf um die Königsklasse. „Das macht die Liga ab Platz zwei so spannend, dass alles eng zusammen ist, dass jeder jeden schlagen kann. Das sind nur Nuancen“, verwies Defensivmann Tony Jantschke auf die Ohne-Bayern-Wertung. „Nach dem verdienten Urlaub gilt es, es besser als im letzten Jahr zu machen.“
Mit der hervorragenden Hinrunde im Rücken quittierten die Augsburger, die aus dem zweitkleinsten Etat der Liga ganz Großes machen, auch die Spottgesänge der Gladbacher Fans („In Europa kennt Euch keine Sau“) cool. „Wir waren noch nicht in Europa und deswegen kennt uns da keiner außer im Urlaub“, sagte Weinzierl. Gut möglich, dass sich das im Jahr 2015 ändert.