Borussia Mönchengladbach Gladbachs Keeper Sommer kommt schnell auf Touren
Borussias Torwart hat das EM-Aus verarbeitet. Im neuen Trikot sollen nun auch Elfmeter gehalten werden.
Rottach-Egern. Es ist warm geworden am Tegernsee, wo derzeit Borussia Mönchengladbach sein Trainingslager absolviert. "Der Sommer ist da", sagte Yann Sommer grinsend und sorgte für ein kleines Spiel mit seinem Namen. Nach drei Wochen Urlaub ist nun auch der Torwart zum Kader der Fohlenelf gestoßen. Mit der Schweiz hatte Sommer bei der Europameisterschaft das Achtelfinale erreicht, in dem es gegen Polen erst nach Elfmeterschießen das Aus gab. "Daran habe ich etwas knabbern müssen. Wir hatten eine tolle Zeit in Frankreich und wollten diesen Traum noch länger leben", sagte Sommer.
Dennoch stuft der 20malige Nationalspieler die Wochen zwischen Bretagne und Cote d' Azur nicht als Enttäuschung ein. Zum einen hat die Schweiz erstmals bei einer EM die Vorrunde überstanden, zum anderen konnte Yann Sommer bei seinem ersten Turnier als Nummer eins der Eidgenossen glänzen. Besonders gegen Albanien rettete der "Sonnyboy" aus Morges bei Lausanne im Kanton Waadt den 1:0-Sieg. "In dem Spiel hatten wir schon einen immensen Druck. Auf Grund der vielen Spieler aus der Schweiz, die sich aber auf beide Mannschaften verteilt haben, war das Medien-Interesse riesengroß. Ich bin glücklich, dass wir die Begegnung gewonnen haben", sagte Sommer.
Geschichte - nun gilt es gleich den nächsten Traum zu leben. Bereits in vier Wochen steht für Borussia Mönchengladbach sofort mit der ersten Pflichtaufgabe der Saison das Hinspiel zur Qualifikation für die Champions League auf dem Programm. Für Sommer kein Problem. Der 27-Jährige gibt an, schnell wieder auf Temperaturen kommen zu können. "Ich kann mich zügig auf neue Herausforderungen einstellen."
Wie schnell, das belegte der "kicker" am vergangenen Donnerstag. In einer einzigen Ausgabe stufte das Fachblatt den Torhüter in der Bundesliga zunächst vom dritten auf den sechsten Platz herab, um ihn ein paar Seiten weiter zum besten Bundesliga-Legionär der EM zu küren. "Darauf bin ich natürlich schon stolz, aber mit der Bundesliga-Kritik gehe ich genau so konstruktiv um. Es war kein einfaches Jahr für mich, weil wir als Team Höhen und Tiefen hatten. Insgesamt habe ich nicht schlecht gehalten, doch meine beste Saison war es natürlich sicher nicht", erklärte Sommer.
Am Ende aber stand dann doch der vierte Platz, welcher sich mit der Qualifikation für die Champions League vergolden lässt. Dazu ist eventuell ein Elfmeterschießen nötig, zuletzt nicht die Parade-Disziplin von Sommer. In seiner Zeit beim FC Basel parierte der Schwarm weiblicher Fans einige Elfer, weil er die Schützen mit ein wenig Theater irritierte. "Das mit dem Theater lasse ich bei der Borussia lieber. Wenn der Ball trotzdem reingeht, dann ist das Theater groß", sagte Sommer lachend und verwies lieber auf sein neues grell orangenes Trikot. "Vielleicht zieht das die Bälle ja besser an."
Dagegen hätten die Gladbacher Anhänger sicher nichts einzuwenden. Schließlich soll in Bundesliga, DFB-Pokal und Europa-Cup wieder möglichst oft gejubelt werden. Yann Sommer macht sich da keine Sorgen. "Natürlich ist der Abgang von Granit Xhaka zu Arsenal London ein herber Verlust. Granit war unser Kapitän, für den Spielaufbau wichtig und eine absolute Führungsfigur. Aber Christoph Kramer ist zurück, Mo Dahoud wird den nächsten Schritt machen und dann ist da ja auch noch Jannik Vestergaard", sagte Sommer.
Dem Zugang von Werder Bremen zollt Sommer hohe Wertschätzung, nicht nur wegen dessen entscheidenden Tor beim 1:2 im Weserstadion am 30. August des vergangenen Jahres. "Einen so großen Verteidiger hatte ich noch nie vor mir", sagte Sommer. Mit 1,99 Meter "stellt" der Däne den um 16 Zentimeter kleineren Sommer quasi in den Schatten. Ausspannen wird er dort zwar nicht, Vestergaard aber sorgt bei ihm für Entspannung. "Jannik ist ruhig, abgeklärt und kommunikativ. Zudem hilft uns seine Größe sowohl hinten als auch vorne bei Kopfbällen." Mit diesem Vordermann wird es dem Sommer warm ums Herz.