Herrmann kennt den VfL-Code
Am Samstag trifft die Borussia auf Köln. Der 24-Jährige weiß, was das bedeutet.
Mönchengladbach. Wenn es stimmt, dass die Wahrheit tatsächlich auf dem Platz liegt, dann dürfen sich Fans der Gladbacher Borussia heute auf einen unterhaltsamen Fußballnachmittag freuen. Denn die Wahrheit über den Gegner 1. FC Köln lautet: Der Aufsteiger aus der Domstadt kann Derbys gegen die Fohlen-Elf — gelinde ausgedrückt — nicht wirklich gut. 98-Mal kreuzten beide Klubs bislang die Klingen. Die bittere Wahrheit aus Kölner Sicht lautet: Nur 28 Duelle wurden gewonnen. Dem steht die Borussen-Wahrheit von 50 (!) Derby-Erfolgen gegenüber. In Liga eins stellt sich die Bilanz noch schonungsloser dar: Gegen keinen anderen Klub hat die Borussia so viele Spiele gewonnen wie gegen Köln (44 von 81).
So hat der VfL Borussia allein von den vergangenen acht Kräftemessen im Oberhaus nicht eins verloren. Dröge Statistik — durchaus. Die jedoch belegt, was einst durch Trainer-Legende Hennes Weisweiler bis dato offenbar in den genetischen Code aller Fohlen-Mannschaften eingepflanzt worden ist. Dieser lautet: Verlieren ist gegen Köln verboten! Fakt ist, dass selbst „zugereiste“ Fohlen den Leitspruch auf Anhieb verinnerlichen. Bestes Beispiel: Patrick Herrmann. Im Juli 2008 wechselte der Offensivspieler aus Saarbrücken ins Borussen-Internat. Heute ist der mittlerweile 24-Jährige Stammspieler bei den Profis. Und kann eine makellose Bilanz gegen den 1. FC Köln vorweisen: Null Niederlagen, vier Siege, zwei Remis.
Erklären kann Herrmann dieses Phänomen nicht. Er sagt jedoch: „Als ich nach Gladbach gekommen bin, kannte ich diese Rivalität nicht. Uns ist dann schon in der Jugend immer wieder gesagt worden: Gegen Köln dürft ihr nicht verlieren. Das sind ganz besondere Spiele. Das hat man dann auf dem Platz direkt gemerkt.“ Auf Profi-Ebene, so Herrmann weiter, habe diese Rivalität noch eine ganz andere Dimension angenommen. Von den VfL-Treuen werde er immer wieder angesprochen. „Mir hat ein Fan gesagt: ihr dürft alle Spiele in der Saison verlieren, nur nicht gegen Köln.“
Worte, welche auch die FC-Profis von ihren Anhängern regelmäßig eingeflüstert bekommen. Warum das die Kölner jedoch zu lähmen scheint? Unbekannt. Warum Lucien Favre als Gladbachs Cheftrainer gegen Köln partout nicht verlieren kann? Unbekannt! Favre ist heute auf den Tag genau vier Jahre im Amt beim VfL. Vielleicht liegt es daran, dass der Schweizer durch seine Arbeit auf den Spuren Weisweilers wandelt. Es gibt allerdings eine Wahrheit, aus der die Kölner diesmal durchaus Mut schöpfen könnten: Ausnahmen bestätigen die Regel. Herrmann behagt dies gar nicht: „Das wollen wir auf keinen Fall zulassen.“ Bei nüchterner Betrachtung der Kräfteverhältnisse beider Rivalen scheint das auch der wahrscheinlichste Spielverlauf zu sein. Sieg für die Gladbacher, die damit im Rennen um die Champions-League-Plätze und vor dem Europapokal-Auftritt beim FC Sevilla weiter Fahrt aufnehmen würden.