Heynckes: „Countdown“ für London läuft
München (dpa) - Mitten im elektrisierenden Countdown für das Champions-League-Finale sagt Jupp Heynckes der Bundesliga Lebewohl.
„Den Spagat werden wir natürlich meistern, die Spieler wollen natürlich am Samstag gewinnen und ich selbstverständlich auch“, sagte ein gerührter Heynckes am Tag vor seinem letzten Liga-Spiel. In Mönchengladbach, wo alles begann, endet eine der größten deutschen Trainer-Karrieren. Zumindest in der Bundesliga, denn die Finals in der Königsklasse gegen Dortmund (25. Mai) und im DFB-Pokal in Berlin gegen Stuttgart (1. Juni) stehen noch aus. Und dann?
Die „Dramaturgie“ des Liga-Abschieds sei schon besonders, betonte Heynckes und erwartet, dass es am Samstag „sicher noch etwas emotionaler wird als in der Allianz Arena vor einer Woche“. Zum 1011. Mal ist der 68-Jährige am Samstag in der Bundesliga dabei: 369 Mal als Spieler, bislang 641 Mal als Trainer. „Die Geschichte ist schön und auch ein bisschen sentimental“, befand Sportvorstand Matthias Sammer und würdigte den scheidenden Coach. „Er hat auch etwas geschafft, was nicht so vielen gelingt: Er war ein großer Spieler und ein großer Trainer. Mit seiner Persönlichkeit hat er uns und auch mich stark geprägt.“
Heynckes will den Abschied genießen, aber trotz allen Wehmuts ist der Fokus nur auf das Königsklassen-Endspiel eine Woche später gerichtet. „Als Generalprobe sehe ich das Spiel gegen Mönchengladbach nicht, aber der Countdown läuft. Wir wollen so weiter machen und im Rhythmus bleiben“, betonte der Coach und will keinen seiner Stars schonen. „In der Situation gibt es keine Rotation mehr.“ Sorge vor Verletzungen von Leistungsträgern für das Finale hat Heynckes keine. „So negative Szenarien herbei zu reden, daran zu denken oder darüber zu spekulieren, davon halte ich nichts“, erklärte der scheidende Bayern-Trainer.
Im Rahmen der Partie in seiner Heimat wird es für Heynckes ein Wiedersehen mit erfolgreichen Weggefährten aus den 70er Jahren geben. „Dann schwelgen wir sicher in Erinnerung“, gestand der frühere Weltklasse-Stürmer Heynckes. In seiner aller Voraussicht nach letzten Pressekonferenz an der Säbener Straße ging der 68-Jährige viele Stationen seiner großen Karriere durch. Er sprach über Kuriositäten wie den gebrochenen Pfosten (1971 im Spiel der Gladbacher gegen Werder Bremen) oder das umgefallene Tor (1998 im Spiel von Real Madrid gegen Borussia Dortmund) und erinnerte sich an eine „tolle Begegnung“ mit dem spanischen König Juan Carlos. Nur an seine erste Bundesliga-Partie, das 1:1 im Jahr 1965 in Neunkirchen, hatte er „nicht viel“ Erinnerung.
Natürlich wurde der scheidende Bayern-Coach auch wieder zu seinem Karriereende befragt. „Ich konzentriere mich nur auf das Champions-League-Endspiel und ich werde auch keinerlei Verhandlungen führen bis zum Saisonende“, entgegnete Heynckes, dessen Laufbahn-Ende für nach dem DFB-Pokalfinale (1. Juni) erwartet wird.
Ein weiteres Bundesliga-Engagement hatte er frühzeitig ausgeschlossen und eigentlich auch schon einen Verein im Ausland. Dort fällt wiederholt sein Name. „Wenn meine Mannschaft, der FC Bayern einen so attraktiven, modernen, wunderbaren Fußball spielt, dann ist doch ganz klar, dass alle Welt meint, mich kontaktieren zu müssen und mich vielleicht auch unter Vertrag nehmen zu wollen“, erklärte er. Doch was wären all diese Angebote im Vergleich zu einem Abdanken mit dem Triple wert?