Marc-André ter Stegen: Gladbachs neuer Souverän
Marc-André ter Stegen erteilte seiner Mutter zu seinem Debüt gegen Köln Stadionverbot. Streit gab es aber keinen.
Düsseldorf. Sie galten einst als unantastbar. Ausgetauscht wurden sie nur, wenn sie verletzt sind: die Torhüter. Das ist in dieser Bundesliga-Saison alles Makulatur. Als Trainer Lucien Favre dem gebürtigen Mönchengladbacher Marc-André ter Stegen beim 5:1 gegen Köln zu dessen Bundesliga-Debüt verhalf, war er der 39. Torhüter, der im Laufe dieser Spielzeit Platz zwischen den Pfosten bezog. Das ist Liga-Rekord in beinahe fünf Jahrzehnten Fußball-Bundesliga.
Und Torhüter 39 war Am Montag bester Laune. Geschlafen habe er gut. „Natürlich, gerade nach so einem Derbysieg“, sagt Marc-André ter Stegen am Tag nach dem Triumph. Er ist erst 18 Jahre alt, am 30. April feiert er Geburtstag, und gilt als eines der größten Torhüter-Talente Deutschlands.
Nun soll er helfen, Borussia Mönchengladbach, den Klub seiner Heimatstadt, vor dem Abstieg zu retten. „Für mich war es ein spezielles Derby, selbst wenn ich das schon in der Jugend kennengelernt habe. Das jetzt war noch mal eine Schippe drauf, mit den ganzen Fans und der Stimmung.“
Die konnte seine Mutter allerdings nicht live genießen, weil Filius Marc-André ihr Stadionverbot erteilt hatte. „Ich wollte nicht, dass sie da ist und sie hat es akzeptiert. Sie ist auch nicht sauer auf mich. Mir war wichtig, mich auf mein Spiel zu konzentrieren. Ich wusste natürlich, dass meine Eltern trotzdem ein Auge auf mich werfen“, sagte ter Stegen. Er habe großes Vertrauen gespürt vom Trainer, den Kollegen und den Fans.
„Für mich war wichtig, dass die Mannschaft hinter mir steht.“ Gladbachs Youngster gilt als ähnlich veranlagt wie Oliver Kahn, der auch sein Vorbild ist. Kurz nach seinem größten Triumph als U 17-Europameister hatte er 2009 einen Fünf-Jahres-Vertrag in Gladbach unterschrieben.
Ein Wechsel zwischen den Pfosten war lange die große Ausnahme. In dieser Spielzeit setzten hingegen bereits fünf Klubs drei Torhüter ein, allein Stuttgart und Schalke kamen mit einem Schlussmann aus. Entschließt sich ein Trainer zum Torhüterwechsel, liegt es meist an einer Niederlagenserie des Teams oder an Patzern des Keepers. Der Tausch des Torhüters ohne Not, wie ihn Louis van Gaal zu Beginn der Rückrunde mit dem Wechsel Thomas Kraft für Hans Jörg Butt vollzog, ist eher unüblich.
In Gladbach herrschte hingegen Not, seit Logan Bailly sich einen Ball ins Tor boxte. Jetzt ist ter Stegen die Nummer 1 und blickt aufs nächste Spiel am Freitag in Mainz: „Die Vorbereitung bleibt für jedes Spiel gleich, am Ende zählen die Punkte.“ So wie gegen Köln.