Reichen 54 Punkte für Europa?
Wie viele Zähler braucht der VfL fürs internationale Geschäft?
Mönchengladbach. 33 Punkte nach der Hinrunde, Platz vier hinter dem FC Bayern, Dortmund und Schalke. Zehn Siege, die zweitbeste Defensive, Zuschauerrekord — 50 582 Fans (vor einem Jahr 45 189) pilgerten bisher im Durchschnitt in den Nordpark: Borussia Mönchengladbach, die Überraschungs-Mannschaft im Fußball-Oberhaus, hat sich mit Spielfreude, Disziplin und Teamgeist vom Beinahe-Absteiger zu einem viel gelobten Spitzenteam entwickelt, das überschwänglichem Lob gut umzugehen weiß. Die beste Bilanz seit 35 Jahren weckt gleichwohl Hoffnungen. Was haben diese 33 Zähler für eine Aussagekraft? Wie viele Punkte braucht man gewöhnlich, um sich einen Platz für einen internationalen Wettbewerb zu ergattern?
Die WZ hat die vergangenen elf Spielzeiten (ab 2000/2001) unter die Lupe genommen. Mit dem Ergebnis, dass bisher im Schnitt 54 Punkte reichten, um sich zumindest für die Europa-League zu qualifizieren. So landete Mainz in der vergangenen Saison nach 33 Punkten in der Hin- und 25 in der Rückrunde mit 58 Zählern auf Rang fünf. Da der 1. FC Nürnberg als Sechster 47 Zähler einheimste, hätten in dem Fall theoretisch „nur“ 48 Pünktchen fürs internationale Geschäft gereicht. Doch diese hohe Differenz zwischen fünftem und sechstem Platz blieb in den vergangenen Jahren die absolute Ausnahme.
Eine Spielzeit zuvor (2009/2010) war der Kampf um den Uefa-Cup-Platz schon wesentlich verbissener. Borussia Dortmund holte als Fünfter 57 Punkte, der VfB Stuttgart als Sechster 56 Punkte. Und so ging es weiter: Saison 2008/2009: 5. HSV (61 Punkte), 6. Dortmund (59), Saison 2007/2008: 5. VfL Wolfsburg (54 Punkte), 6. Stuttgart (52), Saison 2006/2007: 5. Leverkusen (51 Punkte), 6. Nürnberg (48), Saison 2005/2006: 5. Leverkusen (52 Punkte), 6. Hertha BSC (48). In der Saison 2004/2005 kam — wie jetzt auch — der Tabellen-Sechste noch in den Genuss, sich mit anderen europäischen Vereinen messen zu dürfen. Leverkusen machte seiner Zeit erneut das Rennen (57 Punkte) vor dem Siebten Dortmund (55). Bis anno 2000 rückblickend schafften es dann noch Bochum (56 vor Dortmund 55), Hertha BSC (54 vor Bremen 52), Bremen (56 vor Kaiserslautern 56) sowie der SC Freiburg, der im Mai 2001 mit 55 Zählern den SV Werder (53) hinter sich ließ.
Rechenspiele hin, Träumereien her — Borussia Mönchengladbachs Cheftrainer Lucien Favre weiß die Situation gut einzuschätzen und lässt wie immer Vorsicht walten. „Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen“, sagt der Schweizer, „die gleiche Mannschaft hat vor einem halben Jahr in der Relegation den Klassenerhalt geschafft. Die Hinrunde war fantastisch, aber wir dürfen nicht träumen, müssen um jeden Punkt weiter hart kämpfen.“