Reus-Torgala zum Abschied aus Gladbach
Mainz (dpa) - Zwiespältig war die Gefühlswelt des Marco Reus nach seinem letzten Auftritt im Trikot von Borussia Mönchengladbach. Der 22-Jährige war zum Saisonfinale der Fußball-Bundesliga unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw der Überflieger beim 3:0 (1:0) beim FSV Mainz 05.
Reus erzielte beide Treffer (31./69. Minute) und gab die Vorlage zum finalen Tor durch Igor de Camargo (69.). Doch es war die letzte Torgala des Nationalspielers im Gladbacher Trikot. „Einerseits bin ich sehr glücklich, dass wir heute gewonnen haben, und andererseits sehr traurig, dass nun drei tolle Jahre mit tollen Jungs und tollen Erfahrungen zu Ende gehen“, erklärte Reus, der zum deutschen Meister nach Dortmund wechselt.
Die Saisonbilanz der Gladbacher beeindruckt. 60 Punkte sammelte das Team des Schweizer Trainers Lucien Favre und verdiente sich damit die Qualifikation zur Champions League. Egal was passiert, nach 17 Jahren spielt die Borussia auf jeden Fall wieder international. Favre formte ein Erfolgsteam, das nun auseinandergerissen wird. „Er ist ein sensationeller Trainer. Ich bin sehr froh, dass ich unter ihm trainieren durfte. Ich hab ihm sehr viel zu verdanken“, erklärte Reus. Sportdirektor Max Eberl stellte klar, dass der Schweizer seinen bis 2013 laufenden Vertrag auf jeden Fall erfüllen wird.
Der Verlust des überragenden Borussen-Taktgebers sowie der Leistungsträger Dante zum FC Bayern München und Roman Neustädter zu Schalke 04 spült reichlich frisches Geld in die Kasse. 17,5 Millionen Euro überweist Dortmund für Reus, die Bayern rund fünf Millionen Euro für Dante. Nur der ehemalige Mainzer Neustädter wechselt ablösefrei.
Doch wohin mit all dem Geld? Namen potenzieller Nachfolgekandidaten mit hohen Ablösesummen geistern rund um den Borussen-Park. Granit Xhaka (FC Basel) und Luuk de Jong (Twente Enschede) werden ebenso gehandelt wie Claudio Pizarro (Bremen) oder Verteidiger Felipe Santana (Dortmund). „Es ist schwierig, mit wenig Geld einkaufen zu gehen, und es ist schwierig, mit viel Geld einkaufen zu gehen. Wir bekommen nicht mehr Spieler angeboten als früher, aber die Angebote haben jetzt eine andere Qualität. Und wir versuchen natürlich, die richtigen Entscheidungen zu treffen, erklärte Eberl.
Einen Neuaufbau, wie ihn Mönchengladbach nun vor sich sieht, hat Mainz 05 erfolgreich mit dem Klassenerhalt abgeschlossen. „Wir haben die Schwierigkeiten während der Saison gut gelöst“, zog Präsident Harald Strutz ein positives Fazit. Trainer Thomas Tuchel wirkte dagegen nach dem vierten Spiel ohne eigenen Treffer angefressen. „Wie man trainiert, so spielt man dann, fahrlässig, leichtfertig und verantwortungslos bei eigenem Ballbesitz. Wir haben alles vermissen lassen, was uns ausmacht, haben uns nicht nach der Decke gestreckt“, grantelte der 38-Jährige. Er sei sehr enttäuscht durch das Negativerlebnis. „Das stimmt mich nachdenklich, schärft aber auch alle Sinne für die bevorstehende Analyse und die nächsten Entwicklungsschritte.“