Spitzenspiel ohne Sieger: Gladbach trotzt Bayern 0:0 ab
Mönchengladbach (dpa) - Das 0:0 im rassigen Gipfeltreffen bei Borussia Mönchengladbach zerrte am Ende sogar an Pep Guardiolas Nervenkostüm. Bayern Münchens Startrainer forderte mehr Nachspielzeit und legte sich an der Seitenlinie sogar mit der Vierten Offiziellen Bibiana Steinhaus an.
Der Spanier beruhigte sich aber schnell und sparte nicht mit Lob: „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft.“ Nach einer gut kontrollierten ersten Halbzeit habe man zwar „nachher etwas die Ordnung verloren und ein paar Konter bekommen. Aber ich bin sehr zufrieden mit der Performance“, sagte Guardiola nach der Partie am Sonntagabend wieder völlig entspannt.
Die couragierten Gladbacher verhinderten vorerst einen Durchmarsch des Rekordmeisters und konnten ebenfalls mit dem Remis gut leben. „Nach neun Spieltagen lügt die Tabelle nicht, wir sind die zweitbeste Mannschaft in Deutschland“, sagte Weltmeister Christoph Kramer. Im Fußball-Oberhaus liegt die Mannschaft von Trainer Lucien Favre als Tabellenzweiter weiterhin vier Punkte hinter den Bayern. Vor 54 010 Zuschauern gewann das 100. Pflichtspiel beider Teams gegeneinander in der zweiten Hälfte so richtig an Fahrt. „Ich bin zufrieden. Wir haben intelligent verteidigt. In der zweiten Halbzeit haben wir probiert zu spielen, das war in der ersten Halbzeit nicht der Fall“, sagte Favre.
Am Ende schmeichelte den Münchnern das Resultat gegen immer mutigere Gastgeber, der nun seit 658 Bundesliga-Minuten unbezwungene Manuel Neuer rettete das Remis. „Beide Mannschaften haben ein gutes Spiel geliefert. Dieses Spiel hat keinen Verlierer verdient“, sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.
Beide Super-Serien hielten nach der Nullnummer: Die Bayern blieben im 13. Pflichtspiel der Saison ungeschlagen, Gladbach ist auch nach 15 Partien unbesiegt. Die beiden erfolgreichsten Defensivreihen der laufenden Bundesliga-Saison machten ihrem Ruf vor allem in Halbzeit eins alle Ehre. Der FC Bayern kassierte bislang nur zwei Gegentore, Borussia-Torwart Yann Sommer („Wir haben uns den Punkt mehr als verdient“) musste erst vier Treffer hinnehmen.
Nach ihren klaren Europacup-Siegen spielten beide Teams mit unterschiedlichen Anfangsformationen. Arjen Robben war mit Oberschenkelproblemen nicht ins Rheinland gereist. Für ihn rückte Rafinha in die Anfangsformation, Dante spielte für Jerome Boateng. Bei Gladbach musste Tony Jantschke mit einem grippalen Infekt passen. Da sein Team zwei Tage weniger Pause hatte als die Bayern, ließ Favre auf insgesamt fünf Positionen rotieren.
Zunächst überließen die Gastgeber den Münchnern die Initiative. David Alaba visierte von links das rechte obere Eck an, Sommer bekam noch seine Fingerspitzen an den Ball und der Pfosten rettete das Unentschieden. Die Bayern dominierten auch danach die Partie. Eine hohe Ballbesitzquote und den größeren Zug zum Tor konnte der Rekordmeister aber zunächst nicht in klare Chancen ummünzen.
Richtig gefährlich wurde es dann plötzlich auf der Gegenseite. Bei einem von Andre Hahn eingeleiteten Konter tauchte Max Kruse frei vor Manuel Neuer auf, doch der Abschluss des Nationalspielers geriet zu zaghaft, um ein Problem für Neuer zu sein. Im Spiel zweier Taktikfüchse auf der Trainerbank stand Gladbach in der Innenverteidigung sicher. Die zweite Bayern-Chance hatte Robert Lewandowski: Dessen Schuss wurde von Dominguez abgefälscht und verfehlte nur knapp das Tor.
Zu Beginn der zweiten Hälfte bot sich das altbekannte Bild: Die Borussen hielten die Bayern vom eigenen Strafraum fern und lauerten auf Konter. Dann wurde es gefährlich: Kruse leitete überfallartig einen mustergültigen Angriff ein, spielte zu Hahn, dessen platzierten Schuss parierte Neuer stark. Das Spiel nahm Fahrt auf. Lewandowski tauchte erneut gefährlich vor Sommers Tor auf, auf der Gegenseite musste Neuer bei einem weiteren Konter gegen Patrick Hermann zum ersten Eckball für Gladbach nach einer Stunde Spielzeit retten.
Die Borussen bekamen immer mehr Oberwasser. Raffael hatte per Freistoß (67.) und (78.) Chancen, Neuer parierte jeweils glänzend. Am Ende konnten die Bayern mit dem Punkt zufriedener sein als Mönchengladbach. Juan Bernat und Claudio Pizarro in der Nachspielzeit verfehlten das Tor auf der Gegenseite nur ganz knapp.