Testspiel gegen FC Sevilla: Favre bastelt am neuen Rückgrat

Im Test gegen den spanischen Klub FC Sevilla sehen die Fans ein 0:0.

Mönchengladbach. Als Gladbachs Cheftrainer Lucien Favre am Samstagnachmittag im Saisoneröffnungsspiel gegen den FC Sevilla nach dem Seitenwechsel Luuk de Jong und Patrick Herrmann einwechselte, später dann noch Mike Hanke und Branimir Hrogota brachte, sank das Durchschnittsalter des Fußball-Bundesligisten von zunächst 24,2 Jahren noch einmal auf 22,7. Doch Borussias Jungspunde hielten im internationalen Härtetest auch in der zweiten Hälfte durch und verteidigten mit Geschick und etwas Glück ein 0:0 gegen routinierte Spanier, bei denen Europameister Alvaro Negredo und der Ex-Schalker Bundesligaprofi Ivan Rakitic die Akzente setzten.

Gladbachs Coach zeigte sich nach der mittelmäßigen Partie bedingt zufrieden. „Es fehlt noch die Schnelligkeit“, kritisierte er, es habe an Durchschlagskraft und Effizienz gemangelt. Favre: „Wir müssen Geduld haben und weiter hart arbeiten. Gut ist, dass wir gegen die Spanier wenig zugelassen haben.“ Sprach’s und verschwand im Anschluss an eine improvisierte Pressekonferenz in Richtung Umkleidekabinen. Knapp zwei Wochen bleiben dem Gladbacher Coach noch, um sein Team auf die erste große Prüfung der kommenden Saison vorzubereiten: auf das Pokalspiel beim Drittligisten Alemannia Aachen (Samstag, 18. August, 15.30 Uhr). Zuvor jedoch geht der Blick von Mönchengladbach nach Nyon, wo bei der Auslosung der Playoffs am Freitag, 12 Uhr, Borussias Gegner um die Teilnahme an der Champions League gezogen wird.

Lucien Favre hat in den vergangenen Wochen fast keine Gelegenheit ausgelassen, um immer wieder auf den Verlust seiner Leistungsträger Dante (Bayern München), Roman Neustädter (Schalke 04) und Marco Reus (Borussia Dortmund) hinzuweisen — dem „Rückgrat“. Immerhin hat Sportdirektor Max Eberl in der Sommerpause für großartigen Ersatz gesorgt und annähernd 30 Millionen Euro in ein neues, jüngeres Dreigestirn investiert, das die Lücken schließen soll. Diese teuren Zukäufe kamen am Samstag vor mehr als 26 000 Zuschauern erstmals gemeinsam zum Einsatz. Das Debüt des Olympioniken Alvaro Dominguez, der mit Spanien in London vorzeitig ausgeschieden war, machte es möglich. Der Madrilene gefiel denn auch als umsichtiger Abwehrchef; vor ihm agierte der Schweizer Granit Xhaka in der Neustädter-Rolle, ehe auch 12-Millionen-Mann Luuk des Jong, von Twente Enschede gekommen, nach der Pause unter dem Jubel der Zuschauer seine ersten Schritte auf dem Borussen-Rasen machte.

Dass Dominguez, Xhaka und de Jong als neues Rückgrat bei Borussia Mönchengladbach gesetzt sein dürften, steht außer Frage. Um dieses Trio herum sind nach fast fünfwöchigem Training und sechs Testspielen (vier Siege, zwei Unentschieden) die Profis erste Wahl, die in der vergangenen Spielzeit so beeindruckend aufgetreten sind.

Im Tor ist Marc-André ter Stegen die unangefochtene Nummer 1. In zwei, drei Szenen zeigte er sich auf der Hut und hielt seine Mannschaft gegen Sevilla im Spiel. Davor sind Jantschke, Stranzl und Kapitän Filip Daems (fehlte grippegeschwächt) gesetzt. Neben Xhaka hat der Norweger Havard Nordtveit im defensiven Mittelfeld die Nase vorn. Da Trainer Lucien Favre auf die enorme Schnelligkeit von Patrick Herrmann kaum verzichten wird und Juan Arango im linken Mittelfeld keine Konkurrenz zu fürchten hat, bleibt nur eine Position in der Offensive vakant. Um die kämpfen die alten Strategen Hanke und de Camargo sowie Tolga Cigerci und Amin Younes. Zwei junge Hüpfer, die vehement nach vorne drängen. Beim Umbruch legt der Verein auf seine Nachwuchsarbeit allergrößten Wert.