Brisantes Vorspiel: BVB und FCB wollen Kräfte sparen

Dortmund (dpa) - Das gemeinsame Mittagessen entfällt - mehr als ein unterkühlter Handschlag auf der Ehrentribüne ist nicht zu erwarten. Vor dem Bundesliga-Gipfel zwischen Dortmund und dem FC Bayern am Samstag herrscht zwischen den Vereinsbossen Eiszeit.

Der Frust über den Transfercoup der Münchner mit Mario Götze sitzt beim BVB noch immer tief und verleiht dem Vorspiel für das Finale in der Champions League zusätzliche Brisanz. „Warum sollen wir von Friede, Freude, Eierkuchen reden, wenn es nicht so ist“, bekannte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Selten war ein Spitzenspiel auf nationaler Ebene sportlich so bedeutungslos - und dennoch so konfliktgeladen. Anders als in den letzten Jahren verzichten die Dortmunder auf eine „Brotzeit“ der Führungskräfte. Unabhängig davon, ob die beiden Trainer nur eine B-Elf auf den Platz schicken, erwartet die Bayern ein heißer Tanz. „Die Stimmung wird spezieller als sonst sein“, orakelte Watzke, rief die Anhänger aber zur Zurückhaltung auf: „Ich möchte keine Beschimpfungen und Schmähungen von unseren Fans hören.“

Angesichts des gigantischen 20-Punkte-Abstandes des Tabellenführers aus München auf den Zweiten aus Dortmund taugt die Partie nur bedingt als Generalprobe für das Champions-League-Finale. „Es ist nicht relevant für das Spiel am 25. Mai. Dementsprechend sehen wir das schon relativ gelassen“, sagte Matthias Sammer dem Radiosender „Antenne Bayern“. Dennoch erwartet der Münchner Sportvorstand einen Sieg - auch mit Blick Richtung London: „Wir müssen den Rhythmus weitergehen und dann den i-Punkt setzen.“

Es passt ins Bild von einem Gipfel mit begrenzter Aussagekraft, dass selbst der ansonsten vom Ehrgeiz dominierte Jürgen Klopp ungewohnte Töne anschlug. „Ich weiß nicht, ob die Bayern uns vor dem Finale in London erschrecken wollen. Aber das wird nicht möglich sein. Wir haben drei Wochen Zeit, uns zu erholen, von was auch immer.“ Dennoch würde der BVB-Coach den Bayern liebend gern die erste Auswärtsniederlage seit dem 0:1 in Dortmund vor gut einem Jahr bescheren: „Der Stellenwert des Spiels bleibt ein großer, weil wir vor 80 000 Fans im geilsten Stadion spielen.“

Wie Klopp wird auch Jupp Heynckes diversen Leistungsträgern nach der Terminhatz der vergangenen Wochen eine Verschnaufpause gönnen. So verriet der Bayern-Coach, dass die angeschlagenen Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Arjen Robben und Franck Ribéry wegen Blessuren gar nicht erst mit nach Dortmund reisen. „Ich gehe davon aus, dass auch der Kontrahent Dortmund in einer anderen Formation spielen wird als in Madrid“, sagte Heynckes.

Ähnlich wie Sportvorstand Sammer erwartet auch Heynckes wenig „Aussagekraft“ für den Höhepunkt des Fußball-Jahres. „Das Spiel hat für mich null Einfluss auf das Champions-League-Endspiel.“ Trotzdem würden beide Mannschaften „bestrebt“ sein zu gewinnen: „Das wird sicher ein gutes Bundesligaspiel.“ Betrug am zahlenden Zuschauer sei der Verzicht auf einige Spitzenkräfte nicht, erklärte Heynckes: „Bei uns werden Gomez und Pizarro auf dem Platz stehen. Sind das etwa keine Topspieler?“

Vor der hitzigen Atmosphäre im Stadion, die angesichts des Götze-Transfers und der anhaltenden Gerüchte über einen Wechsel von Robert Lewandowski nach München zu erwarten ist, ist Heynckes nicht bange. „Das hat Tradition in der Liga, dass Bayern München geliebt oder gehasst wird.“