0:0 stimmt Dortmunds Trainer Jürgen Klopp positiv
Das 0:0 in Leverkusen stimmt Dortmunds Trainer Jürgen Klopp positiv. Man kann das aber auch anders sehen.
Leverkusen. Als sie vom Platz in die Katakomben der BayArena eilten, trugen die meisten Spieler von Borussia Dortmund ein Lächeln auf dem Gesicht. Roman Weidenfeller etwa, Nuri Sahin auch — oder Neuzugang Kevin Kampl, der in seiner alten Heimat Leverkusen ein ordentliches Debüt für den BVB gegeben hatte. 0:0. Nicht verloren. Noch dazu in Leverkusen. Die schlimmsten Befürchtungen des geplagten Ex-Spitzenteams, den vielfach beschworenen Schwung der Winterpause schon nach 90 Minuten wieder gegen pures Entsetzen austauschen zu müssen, hatten sich nicht bewahrheitet.
Die „harte Prüfung“, die Trainer Jürgen Klopp vorher wähnte — er fühlte sie bestanden. Irgendwie allerdings hatte die abgewendete Niederlage den Dortmundern den Blick auf das Geschehene im Ansatz vernebelt. Zwar ließen die Schwarz-Gelben erkennen, in Sachen Zweikampfhärte und Einstellung den vor ihnen liegenden Abstiegskampf angenommen zu haben, von einer spielerischen Linie allerdings und schnellem Angriffsfußball war nichts zu erkennen. Geschlagene Bälle statt Kurzpassfußball.
Und unter dem Strich drei verheerende Erkenntnisse: Dortmund ist nach Spieltag eins der Rückrunde Tabellenletzter, verzeichnete beim Fehpassfestival in Leverkusen einen neuen Bundesliga-Negativrekord von nur 44 Prozent angekommenen Pässen und muss mit der Statistik leben, dass in 35 von 51 Fällen das Schlusslicht des 18. Spieltags am Ende der Saison auch abgestiegen ist. Künftiges Schicksal mit 69-prozentiger Wahrscheinlichkeit. „Um das Schönspielen müssen sich andere kümmern“
Was aber wäre Jürgen Klopp für ein Trainer, wenn er solche Statistiken nicht mit einem flotten Spruch verbannen würde. „Ich habe mich nicht an Platz 18 gewöhnt — aber heute ist er mir scheißegal. Wir können nicht Abstiegskampf predigen und Champagner-Fußball fordern“, sagte Klopp, dem jedwede Nachfrage nach den spielerischen Qualitäten auf die Nerven ging. Gezaubert wird in Dortmund erst wieder später. Wenn überhaupt.
„Wir sind nur noch zwei Punkte von der Region entfernt, die ich als Paradies bezeichnen würde. Man muss nicht alles auf einmal wollen.“ Irgendwie haben sie es beim BVB geschafft, die Abkehr vom Hochgeschwindigkeitskurzpass-Fußball als künftiges Dogma auch in die Spielerköpfe zu verpflanzen. „Um das Schönspielen müssen sich in diesem Jahr andere kümmern“, sagte Nuri Sahin, der viele der 342 Zweikämpfe, die einen neuen Saisonrekord bedeuteten, ausgetragen hatte.
Mitkonkurrenten wie Stuttgart, Hamburg und Paderborn gingen leer aus und könnten mit einem Heimsieg am Mittwoch über Augsburg überflügelt werden. So wollte sich auch Mats Hummels nicht darauf einlassen, den Samstagabend als nächstes negatives BVB-Erlebnis zu bewerten. Der Nationalspieler, für den fast alle Leverkusener Angriffe ein gefundenes Fressen war, bilanzierte: „Wenn man in Leverkusen einen Punkt holt, dann hat man ihn zu 98 Prozent gewonnen.“
Bliebe das Debüt des Zwölf-Millionen-Einkaufs Kevin Kampl (kam von Red Bull Salzburg), der 12,2 Kilometer abspulte, hier und da mit Raffinesse aufhorchen ließ und zumindest keinerlei Anpassungsprobleme an das Spieltempo verriet, das in Österreich gemeinhin als weniger dynamisch gilt.