1. FC Köln richtet sich auf Zweitklassigkeit ein
Köln (dpa) - Alles auf null - jetzt sucht das Fußballunternehmen 1. FC Köln den Weg aus der Abstiegsdepression. Er wird steinig: Lukas Podolski ist weg, Profis wie Torhüter Michael Rensing oder Sascha Riether werden sich kaum halten lassen in der 2. Liga.
Mit 30 Prozent weniger Umsatz nehmen auch die finanziellen Möglichkeiten ab, einen Kader zu bilden, mit dem die sofortige Rückkehr in die Bundesliga realisierbar wird. Das neue Präsidium mit Werner Spinner und seinen Stellvertretern Toni Schumacher und Markus Ritterbach machte den fast 56 000 Mitgliedern eines in aller Deutlichkeit klar: „Wir haben gewusst, dass wir jede Menge Arbeit vor uns haben, um den Verein zu vereinen und sportlich und wirtschaftlich wieder erstklassig zu machen.“
Am 3. August beginnt die Saison 2012/2013. Da ist Eile geboten. Der FC braucht eine neue Doppelspitze. Anforderungsprofil: Trainer und Sportdirektor müssen fußballerische Kompetenz und Teamfähigkeit mitbringen - harte nachträgliche Kritik an Stale Solbakken und Volker Finke. Und Langfristigkeit tut not: Seit 2000 stehen 15 Namen auf der Kölner Chefcoachliste.
Der bisherige Interimscoach Frank Schaefer wird nicht Sportdirektor der Kölner, sondern wird künftig als Manager-Assistent arbeiten. Das kündigte der 48-Jährige an. Laut Schaefer wird sich der Verein von weiteren Profis trennen - speziell von einem Teil der an andere Clubs Ausgeliehenen. Trainingsauftakt ist am 15. Juni.
Zur Suche nach Trainer und Sportdirektor sagte Claus Horstmann als Vorsitzender der FC-Geschäftsführung der Nachrichtenagentur dpa: „Wir lassen uns nicht unter Zeitdruck setzen.“ Handicap: Die künftigen leitenden Angestellten wollen an der personellen Neujustierung des Profikaders beteiligt sein. „Das haben wir im Blick, die Gespräche laufen“, ließ Horstmann wissen. Der offensichtliche Wunschkandidat Mike Büskens, Aufstiegscoach der SpVgg Greuther Fürth, sagte nach Informationen der „Bild“ ab.
Holger Stanislawski gilt nun als erster Anwärter. Horstmann reagierte auf die Frage, ob der ehemalige St. Pauli- und Hoffenheim-Coach eine Rolle in den Gedankenspielen einnimmt, mit der branchenüblichen Antwort: „Zu Namen werden wir uns nicht äußern.“ Horstmann hielt sich auch bedeckt, ob seine Funktion im Gesellschafterausschuss diskutiert wurde: „Da bin ich der falsche Ansprechpartner.“
Eines ist gewiss. Spinner wird keinen Stein auf dem anderen lassen. Der einstige Spitzenmanager der Bayer AG kündigte eine Globalüberprüfung in Horstmanns Verantwortungsbereich an: der GmbH & Co. KGaA. „Die schwierige wirtschaftliche Situation verlangt, dass wir uns einen detaillierten Überblick über die Finanzen und die Verträge des Clubs verschaffen“ - auch das ist eine klare Ansage.
Der Deutschen Fußball Liga (DFL) soll der angepasste pekuniäre Rahmen für die Zweitligalizenz zügig vorgelegt werden. Mit dem auf etwa zwölf Millionen Euro geschätzten Erlös aus dem Podolski-Transfer zum FC Arsenal hat der 1. FC Köln zumindest in diesem Segment Planungssicherheit.
Eindringlich appellierten Spinner und Schumacher, der im Abstieg eine „eine einmalige Chance“ für eine komplette Neuausrichtung sieht, sowie Ritterbach an die FC-Mitglieder, Geduld aufzubringen, „auch wenn nicht alles auf Anhieb klappen wird“. Der frühere FC-Profi Matthias Scherz schrieb in seiner Kolumne für den „Kölner Stadt-Anzeiger“: „In diesem Abstieg liegen nicht nur Trauer, Enttäuschung und Wut, sondern auch eine große Chance für einen Neuanfang.“