96 will auch gegen HSV wieder „eiskalt“ zuschlagen

Hannover (dpa) - Die Szenerie nach dem Niedersachsen-Derby mutete ein wenig kurios an und besaß doch Symbolcharakter. Die Spieler von Hannover 96 absolvierten nach dem 2:0-Sieg gegen Wolfsburg eine kleine Ehrenrunde und kreuzten dabei unfreiwillig den Weg der VfL-Profis.

Denn die Wolfsburger mussten eine ungewöhnliche Form des Auslaufens absolvieren, die mit den eingebauten Sprints diagonal über den Platz eher wie ein Straftraining wirkte. Die 96-Fans hatten nach dem Sieg gegen den reichen Nachbarn aus der Autostadt entsprechend viel Spaß und sangen fröhlich: „Wir sind die Nummer eins im Norden.“

Zu diesem Zeitpunkt kannten die Anhänger allerdings noch nicht die Diagnose von Mame Dioufs Verletzung. Hannovers derzeit bester Stürmer fällt bis zum Saisonende aus. Er hat sich am Mittwochabend nach Angaben des Clubs einen Teilabriss der Syndesmose und einen Abriss des Außenbandes im linken Sprunggelenk zugezogen.

Der Stürmer aus dem Senegal war im Winter von Manchester United gekommen und hat in zehn Bundesligaspielen sechs Tore erzielt. In der Europa League gelangen ihm in fünf Partien vier Treffer. Gegen Wolfsburg hatte Diouf (44.) die Führung erzielt, sein Didier Ya Konan (77.) sorgte für die Entscheidung. 96 hofft nun auf die Rückkehr von Mohammed Abdellaoue für das nächste Nachbarschafts-Duell am Samstag beim Hamburger SV, wo der Rollentausch deutlich wird.

Der vermeintlich kleine HSV hat den großen im zweiten Jahr hintereinander deutlich abgehängt, der Hannoversche Sportverein von 1896 fährt am Samstag als klarer Favorit zum Rivalen. „Das ist für uns eine gute Möglichkeit zu punkten“, sagte 96-Verteidiger Karim Haggui und verdeutlichte damit die geänderten Kraftverhältnisse. Hannover spielt um eine erneute Europacup-Teilnahme, Hamburg gegen den Abstieg. „Der Dreier war mit Blick auf den Kampf um die Europa-League-Plätze wichtig“, kommentierte Jan Schlaudraff: „Wir wollten den VfL auf Distanz halten und dabei auf die anderen Teams aufschließen.“

Der Hänger nach dem Aus in der Europa League gegen Atletico Madrid und der anschließenden Niederlage bei Schalke 04 dauerte nur kurz. Hannover kämpfte sich gegen die Wolfsburger nach schleppendem Beginn mit bemerkenswerter Leidenschaft ins Spiel und kam durch Mame Diouf (44.) und Didier Ya Konan (77.) zu drei verdienten Punkten. „Das war ganz wichtig, gerade nach den beiden Niederlagen zuletzt“, sagte Trainer Mirko Slomka.

Der Coach blickte wie die meisten Spieler schnell nach vorne. „Beim nächsten Derby am Samstag müssen wir wieder eiskalt zuschlagen und nachlegen“, sagte Slomka und forderte: „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen, sondern müssen unsere Position verteidigen.“

Trotz des 46. Pflichtspiels in dieser Saison haben die Hannoveraner offensichtlich noch Kraftreserven. „Wir ziehen die letzten drei Wochen voll durch“, kündigte Schlaudraff an: „Das fängt am Samstag in Hamburg an.“

Und die Wolfsburger? Felix Magath hatte seine eigene Sicht der Dinge und kommentierte: „Das Ergebnis spricht für Hannover, das Spiel für uns.“ Der Trainer und Manager zeigte zudem eine ungewöhnliche Form der Bescheidenheit bei seiner Analyse: „Für uns war wichtig zu sehen, dass wir mit Mannschaften hinter der Spitze mithalten können. Deshalb bin ich zufrieden.“ Und zum merkwürdigen Auslaufen seines Teams sagte er lächelnd: „Damit hab ich ausnahmsweise nichts zu tun.“