Absturz nach Ausverkauf: Liga-Hierarchie zurück

Stuttgart (dpa) - Clubs wie Mainz, Nürnberg und Freiburg haben eine fantastische vergangene Saison gespielt. Jetzt stehen sie in der Tabelle gemeinsam unten. Die Hierarchie in der Bundesliga ist wieder hergestellt, denn diese Vereine haben den Verlust ihrer besten Leute nicht verkraftet.

Es ist noch nicht einmal zehn Monate her, da gab es beim Spiel des SC Freiburg gegen den 1. FC Nürnberg großes Gedränge auf der Tribüne. Der Sport-Club stand auf Platz sechs der Tabelle, der FCN hatte so funkelnde Juwelen wie Mehmet Ekici oder Ilkay Gündogan im Team. Jeder Konkurrent, der ein dickes Bankkonto und große Ambitionen hat, schickte einen Späher zu diesem Spiel.

Das Wiedersehen am vergangenen Samstag war da schon eine deutlich trostlosere Angelegenheit. Freiburg ging als Tabellenletzter in die Partie, Nürnberg ist nach der 1:2-Heimniederlage nur noch vier Zähler von der Roten Laterne entfernt. Damit ist schon nach einem Drittel der neuen Saison klar, dass die Hierarchien in der Fußball-Bundesliga wieder hergestellt sind. Vereine wie Freiburg, Nürnberg, Mainz und Kaiserslautern stehen nach ihrem letztjährigen Ausflug in höhere Gefilde wieder weit unten im Tableau. Genau da, wo man sie entsprechend ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten auch erwarten musste.

„Das ist der Lauf der Dinge. Wir müssen das ein Stück weit Normalität nennen“, sagt Freiburgs Sportdirektor Dirk Dufner. „Denn kleinere Clubs mit kleinen Etats können einen Spieler eben nur sehr schwer halten, wenn größere Clubs mit einem großen Etat kommen.“

Fast alle genannten Vereine wurden im Sommer regelrecht geplündert und haben sich davon nicht erholt. Nürnberg verlor Ekici (Bremen), Gündogan (Nürnberg) und Julian Schieber (Stuttgart), Mainz 05 André Schürrle (Leverkusen), Lewis Holtby und Christian Fuchs (beide Schalke). Dufners Freiburger konnten nach dem Weggang von Trainer Robin Dutt (Leverkusen) zwar wenigstens Torjäger Papiss Demba Cissé halten. Doch auch dessen Verkauf ist nur noch eine Frage der Zeit.

Dieter Hecking sprach im ZDF-Sportstudio von einer „Sisyphus- Arbeit, die Vereine wie der 1. FC Nürnberg jedes Jahr machen müssen“. Kaum ist ein Gündogan weg, bangt er schon um den nächsten Jungstar. „Wenn ein Spieler wie Philipp Wollscheid den nächsten Schritt machen will, müssen wir jetzt schon gucken, wer der Nachfolger sein könnte“, meinte der FCN-Coach. „Wir können dabei nicht in Millionenbeträgen wühlen.“ Die für Ekici und Gündogan gekommenen Markus Feulner und Daniel Didavi haben zusammen weniger als 400 000 Euro gekostet. Ein auch nur annähernd gleichwertiger Ersatz sind sie bislang nicht.

Zementiert sind die Verhältnisse in der Bundesliga dennoch nicht. Ein reicher Verein kann seine Millionen auch völlig planlos auf den Markt werfen und damit ein Team ohne Biss, Struktur und Perspektive aufbauen. Der VfL Wolfsburg und sein sportlicher Alleinherrscher Felix Magath führen das gerade auf beispielhafte Art und Weise vor.

Die Suche nach den neuen Gündogan oder Holtby wird für die Nürnberg, Mainz oder Freiburg allerdings immer schwieriger. Teilweise kommen sie sich dabei gegenseitig in die Quere, teilweise haben sie auch hier keine Chance gegen einen großen Verein.

„Nehmen Sie das Beispiel Moritz Leitner“, erklärt Dufner. „Der geht nach Dortmund, ein Nils Petersen zu den Bayern. Wenn ein Spieler aus der zweiten Liga wirklich interessant ist, landet er nicht mehr zwangsläufig bei einem Club wie uns.“ Dufners Fazit nach einem Drittel der Saison: „Es ist klar, dass wir nicht jedes Jahr fast alles richtig machen und die großen Vereine relativ viel falsch.“