Allagui brilliert - Hertha will keine Fehlstart-Debatte
Berlin (dpa) - Jubeln wollte Sami Allagui nicht. „Das gehört sich nicht in dieser Situation“, erklärte der Neu-Mainzer. Dabei stahl der Tunesier dem neuen Berliner Promi-Angreifer Salomon Kalou glatt die Show.
Quasi über Nacht hatte sich Allagui von Hertha BSC zu seinem ehemaligen Club Mainz 05 ausleihen lassen, weil für ihn nach dem Last-Minute-Coup mit dem ehemaligen Chelsea-Star kein Platz mehr war. Und auch beim Berlin-Debüt des Ivorers Kalou reagierte Allagui blitzschnell: Mit seinem Tor erzwang er im Bundesliga-Match des 3. Spieltages die Vorentscheidung. Am Ende hieß es 1:3 (0:1) gegen Hertha und Kalou. „Das hat man natürlich nicht so erhofft“, gestand der spürbar angeschlagene Berliner Fußball-Coach Jos Luhukay.
„Wir haben gehofft, dass wir mit der Einwechslung von Kalou an Mainz vorbeikommen“, sagte der Niederländer, dem die drei Gegentore vor 42 069 Zuschauern im Olympiastadion mächtig zugesetzt hatten. Neun Treffer hat Hertha in der jungen Liga-Saison in drei Spielen schon kassiert. „Das war natürlich nicht optimal“, meinte Luhukay zur jüngsten Packung. „Es geht um Konsequez im eigenen Sechzehner. Das verfolgt uns seit dem ersten Spienltag. Wir müssen konsequenter sein und die Naivität im Abwehrverhalten ablegen.“
Aber auch in der Offensiv-Effektivität waren die 05er, die ihrerseits den ersten Liga-Sieg der Spielzeit 2014/15 bejubeln konnten, Hertha überlegen. „Mainz hat vier Chancen und macht drei Tore. Wir haben auch vier Chancen und schaffen nur ein Tor. So brutal ist der Unterschied“, erklärte Luhukay. Der Doppelpack des erfolgreichsten Bundesliga-Japaners Shinji Okazaki (36./90.+1) und das Tor von Allagui (70.) verdarben Kalou den Einstieg. „Das ist Fußball, sie haben im richtigen Moment getroffen. Wir müssen das Spiel schnell vergessen und weitermachen“, erklärte der 29 Jahre alte Stürmer.
Schon macht das Wort „Fehlstart“ die Runde in der immer brodelnden Metropole Berlin, was Luhukay zusätzlich ärgert. Man könne in der Öffentlichkeit über einen Fehlstart sprechen und schreiben, bemerkte der 51-Jährige. Er selbst bleibt klar dabei: „Lasst uns nach zehn Spieltagen eine Bilanz aufmachen.“ Erst einmal steht Hertha im Tabellenkeller. Letztmals mit nur einem Pünktchen in drei Spielen war der Berliner Club 1990/91 gestartet - und am Ende abgestiegen.
Luhukay verwies auf den komplizierten Start des ehemaligen Champions-League-Siegers Kalou in Berlin: 14, 15 Stunden im Flugzeug nach der Länderspielreise, danach Regeneration und nur einmal mit dem Team trainiert. „Das ist keine Rechtfertigung oder Entschuldigung. Aber man kann sich nicht normal als Mannschaft vorbereiten und soll dann Topleistungen bringen.“
Gelegenheiten arbeitete sich Kalous neues Team dennoch. „Wir hätten die Chancen nutzen müssen. Gegen Mainz ist es ekelhaft zu spielen“, sagte der aus Leverkusen gekommene Jens Hegeler. Ronny schaffte per Handelfmeter für Hertha nur den zwischenzeitlichen Anschluss (86.).
Für Mainz-Trainer Kasper Hjulmand war der Punkte-Dreier „die beste Medizin für die Entwicklung“. Wie sein Kollege Luhukay konnte er durch die vielen Abstellungen zu den jüngsten Länderspielen seine gleich fünf Last-Minute-Verpflichtungen noch nicht integrieren. Zumindest Allagui und der vom BVB geliehene Offensivmann Jonas Hofmann schafften die Eingewöhnung in die Startelf schnell.
„Ich habe das Gefühl, dass wir sehr viel besser spielen können. Wir wissen, dass wir unser Spiel entwickeln müssen“, bemerkte Hjulmand, der später mit Philipp Wollscheid einen weiteren Neuen brachte. Jeiro Samperio Bustara und Pablo de Blasis standen noch nicht im Aufgebot. „Wir haben noch nicht verloren in drei Spielen. Ich bin sehr zufrieden mit der Mentalität“, betonte Hjulmand, der nach dem holprigen Start mit Aus in Pokal und Europa League nun mit fünf Punkten sogar den Anschluss zur Liga-Spitze hergestellt hat.