Augsburg gewappnet für „Fall X“

Augsburg (dpa) - Jobgarantie für den Trainer, keine Panikkäufe im Transfer-Endspurt - Aufsteiger FC Augsburg will auch nach dem verpatzten Rückrundenstart im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga konsequent an seinem Kurs der Vernunft festhalten.

„Wir werden den sogenannten Mechanismen der Branche trotzen“, versicherte Manager Andreas Rettig im Interview der Nachrichtenagentur dpa. „Während meiner Amtszeit kann ich eine Trennung von Jos Luhukay ausschließen“, erklärte der 48-Jährige, der den Abstiegskandidaten Nummer 1 am Saisonende nach sechs erfolgreichen Jahren verlassen wird, zum Trainerwechsel als üblicherweise letztem Mittel im Kampf um den Ligaverbleib. Der von ihm hoch geschätzte Niederländer Luhukay könne „auch in Zukunft ruhig schlafen“, bekräftigte Rettig.

Bis zum Transferschluss am 31. Januar werden die Augsburger womöglich auf dem Spielermarkt noch einmal zuschlagen, aber wie bislang auch keine „unvernünftigen Dinge“ tun, wie der Manager garantiert: „Es gibt keinen Ersatz für wirtschaftliche Vernunft. Wir sind seriöse Kaufleute, wir lassen uns nicht treiben.“

Der Tabellenletzte hat im Winter bislang nur Jan Moravek vom FC Schalke ausgeliehen. Der Mittelfeldspieler, der bei der 0:1-Pleite beim SC Freiburg noch verletzt fehlte, soll im Kellerduell am Samstag gegen seinen Ex-Club 1. FC Kaiserslautern erstmals auflaufen. „Jan geht in die Spitze, ist torgefährlich, kann den Pass zum Tor spielen. Er hilft uns sicher“, äußerte Rettig über den Neuzugang.

Die Augsburger Macher um Präsident Walther Seinsch, den Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Bircks, Trainer Luhukay und Rettig planen ohnehin zweigleisig. „Wir sind vorbereitet für den Fall X“, sagte der Manager. Mit zahlreichen Spielern wie den Tormännern Jentzsch und Amsif sowie den Feldspielern Callsen-Bracker, Oehrl, Verhaegh, Werner, Sankoh und de Jong konnte er bereits die Verträge „leistungsbezogen“ für die erste und zweite Liga verlängern.

Auch bei den Vereinbarungen mit Sponsoren habe man für die Bundesliga nicht den „letzten Euro herausgeholt“, sondern zugleich auf „Top-Zweitligaverträge“ Wert gelegt. „Mir sind 20 000 Euro in der zweiten Liga mehr wert als 80 000 in der ersten“, verdeutlichte Rettig die Augsburger Vorgehensweise: „Wir planen so, dass nichts zusammenbricht. Der FC Augsburg ist am Beginn seiner Reise, sich im Profifußball fest zu etablieren. Dazu gehören Rückschläge.“

Vereine wie der SC Freiburg, VfL Bochum oder Kaiserslautern seien „unsere Kragenweite“, betonte Rettig: „Die gehen auch mal rauf und runter.“ Der Ligaverbleib wäre für Rettig das „i-Tüpfelchen“ auf eine „tolle Zeit“ in Augsburg. Schon Platz 16 würde er als großen Erfolg ansehen und beim Angebot des Relegationsplatzes sofort einschlagen.

„Wenn wir es schaffen würden, mit dem kleinsten Etat zwei Mannschaften in der Bundesliga hinter uns zu lassen und damit noch eine Chance auf den Ligaverbleib gegen den Dritten der 2. Liga zu haben, wäre das ein Etappenziel, das aller Ehren wert wäre.“

Seine eigene Zukunft ist offen. Auch seiner Frau zuliebe kehrt der gebürtige Leverkusener im Sommer ins Rheinland zurück. „Ich habe keine neue Aufgabe vor meinem geistigen Auge.“ Nach dem SC Freiburg, dem 1. FC Köln und dem FCA strebt er nicht unbedingt nach Höherem: „Ich definiere meine Jobzufriedenheit nicht über die Spielklasse.“

Der Verein ist noch auf der Suche nach einem neuen Geschäftsführer und Manager. „Ich sehe keinen Druck, dass mein Nachfolger morgen präsentiert werden müsste“, bemerkte Rettig. Als „lahme Ente“ fühlt er sich auf der Zielgeraden keineswegs: „Ich arbeite weiterhin so, als wenn ich auch die nächsten fünf Jahre noch hier wäre.“