Augsburg macht Dong Dong
Augsburg (dpa) - Wie entfesselt stürmte Trainer Markus Weinzierl auf den Rasen und umarmte überglücklich jeden seiner Augsburger Sieger, allen voran Matchwinner Dong-Won Ji.
Gleich zweimal hatte es beim bemerkenswerten 2:0 (1:0)-Heimsieg des Abstiegskandidaten FC Augsburg gegen den Europapokal-Anwärter Eintracht Frankfurt Dong gemacht, der Südkoreaner war der umjubelte Mann des Abends.
„So darf der Junge weitermachen“, schwärmte Weinzierl am Sonntag von dem erst 21 Jahre alten Mittelfeldspieler, der sich als einziger Profi im FCA-Trikot nicht von der um ihm herum herrschenden Torschusspanik anstecken ließ. „Ich habe zweimal getroffen, wir haben gewonnen, das war wichtig, sehr gut“, sagte Ji strahlend. Es waren seine Saisontore zwei und drei im zwölften Bundesligaspiel. „Mich freut es riesig für Ji. Heute hat er die Dinger mal mit sehr viel Schmackes ins Tor gehauen“, lobte Manager Stefan Reuter.
Auf Reuter dürfte im Falle des Klassenverbleibs die schwere Aufgabe zukommen, den vom englischen Premier-League-Club AFC Sunderland ausgeliehenen Ji dauerhaft an den Verein zu binden. Der Kostenpunkt soll bei drei Millionen Euro liegen, viel Geld für den FCA. „Ich möchte gerne in Augsburg bleiben“, äußerte Ji lächelnd zu seiner offenen Zukunft.
Die Gegenwart für ihn und den FC Augsburg heißt weiterhin Abstiegskampf. Aber der berauschende Sieg gegen Frankfurt war „ein deutliches Zeichen an die Liga“ (Angreifer Tobias Werner), der den Relegationsplatz zurückbrachte und sogar Rang 15 und die direkte Rettung erreichbar erscheinen lässt. „Wir haben uns gut positioniert in der Verlosung“, verkündete Jan-Ingwer Callsen-Bracker, der einen Foulelfmeter verschoss und so das Bangen um den Sieg verlängerte: „Zum Glück war Ji gut drauf und hat zwei Buden gemacht.“
„Es fehlt noch an der Effektivität. Wir müssen abgebrühter im Abschluss werden“, forderte Reuter. Trotz dieses Mankos hat Augsburg 18 Punkte im Jahr 2013 geholt, doppelt so viele wie in der ersten Halbserie. Hinter Bayern, Dortmund, Schalke und Freiburg ist Augsburg Fünfter der Rückrundentabelle. Und der Vater des Aufschwungs ist Markus Weinzierl, den der Dortmunder Meistercoach Jürgen Klopp bereits zu seinem „Trainer des Halbjahres“ ausgerufen hat.
Der 38 Jahre alte Newcomer, der im Sommer 2012 aus der 3. Liga kam, schien in der Bundesliga lange überfordert. Nun hat er die Schwaben im Abstiegskampf reanimiert, und sein Rettungsplan heißt guter Fußball. Gegen Frankfurt stellte er das Mittelfeld offensiv auf, der leidenschaftliche Weinzierl-FCA kombiniert sich Richtung Klassenverbleib. „Die Jungs haben alles umgesetzt, was der Trainer vorgeben hat“, betonte Reuter. „Augsburg war richtig gut, hat alles reingehauen“, lobte auch Eintracht-Coach Armin Veh nach der „verdienten Niederlage“ in seiner Heimstadt. Veh war bedient: „Mit so einer Leistung brauchen wir von Europa nicht zu sprechen.“
Die euphorisierten FCA-Fans feierten Weinzierl mit Sprechchören. „Wir können unser Ziel erreichen“, sagte der Trainer und meinte damit Platz 15, den noch - drei Punkte voraus - Fortuna Düsseldorf inne hat. Weinzierl könnte notfalls aber auch mit Plan B leben: „Wenn noch zwei Relegationsspiele dazukommen, ist das kein Beinbruch.“