Badstubers Leidensweg: „Es wird alles gut“ - WM in weiter Ferne

Riva del Garda (dpa) - Voller Sehnsucht blickt Holger Badstuber durch den Maschendrahtzaun auf die gesunden Kollegen. Keine drei Meter trennen den Fußball-Nationalspieler im „Campo Sportivo“ in Arco von dem munteren Kreisspiel von Ribéry, Robben und Co.

Und doch ist der 24-Jährige ganz weit weg von einer Rückkehr auf die andere Seite, auf die Sonnenseite beim Triple-Gewinner FC Bayern.

Im Trainingslager am Gardasee ist Badstuber dabei, auch wenn er sich nicht auf die bevorstehende WM-Saison vorbereiten kann. „Es ist trotzdem sehr wertvoll für mich, eine schöne Zeit. Es ist wichtig für mich, bei den Jungs zu sein. Und auch wenn ich nicht auf dem Platz stehen und mitmachen kann, ist es wichtig für mich, die Übungen anzuschauen und zu sehen, wie der neue Trainer arbeitet“, berichtete Badstuber in Riva del Garda.

Mit Pep Guardiola hat er sich am Gardasee bereits ausgetauscht. Der neue Chef nannte ihn in seiner Pressekonferenz einen „super, super Spieler. Es ist gut für ihn, hier bei seinen Kameraden zu sein.“ Es bedeute ihm viel, dass der Trainer mit mir kommuniziert, dass er sich für meinen Heilungsverlauf interessiert“, bemerkte wiederum Badstuber. Man habe auf Anhieb „eine gute Wellenlänge“.

Nicht einmal radeln kann Badstuber mit dem kaputten rechten Knie, in dem am 1. Dezember 2012 beim 1:1 im Bundesligahit gegen Borussia Dortmund das Kreuzband riss. Dick bandagiert ist das Gelenk, Badstuber trägt eine Schiene. Wenigstens laufen kann er damit. Und im Hotel-Pool kann er im sonnig-warmen Riva herumkraulen.

Badstuber erlebt nach seiner ersten schweren Verletzung die Schattenseiten des Glamourgeschäfts Profifußball. Dennoch will er „nicht groß jammern“. Trotz aller Rückschläge müsse er positiv denken. „Es wird auch alles gut.“ Die Ärzte hätten ihm versichert, dass er „keine Angst“ um seine Karriere haben müsse. „Ich weiß, dass nichts weiter im Knie beschädigt ist, bis auf das Kreuzband.“

Badstuber könnte sich bei der nächsten, noch nicht terminierten Operation das Kreuzband eines Toten einsetzen lassen. Aber das will er nicht. Er hat sich dafür entschieden, ein Stück Patellasehne aus dem linken Knie in das verletzte rechte einpflanzen zu lassen, auch wenn er dafür einen Eingriff am gesunden Gelenk in Kauf nehmen muss.

„Nach der OP weiß ich dann, wie es weitergeht.“ Wieder Reha, wieder Aufbautraining - und hoffentlich irgendwann die Rückkehr auf den Platz. Über Zeitpunkte will er öffentlich nicht spekulieren. „Man denkt immer an tolle Erlebnisse, aber die WM ist in weiter Ferne“, sagte er zum abschließenden Höhepunkt der bevorstehenden Saison.

Besonders wertvoll ist für ihn der persönliche Zuspruch seiner Bayern-Kollegen. Das nehme ihn emotional mit, das baue ihn auf. „Wenn man sieben Monate verletzt ist, hat man auch mal einen Scheißtag.“

Die Nähe zum Team tut ihm darum am Gardasee gut. Besonders mit Neuzugang Mario Götze, den er aus der Nationalmannschaft kennt und der nach einem Muskelbündelriss auch noch nicht auf dem Platz mit den neuen Kollegen trainieren kann, verbringt er viel Zeit.

Arjen Robben kann wohl mit am besten nachfühlen, was Badstuber durchmacht. „Ich weiß, was das für ihn bedeutet“, sagte der selbst so häufig verletzte Holländer. „Ich kann ihm bei der Verletzung nicht weiterhelfen, aber ich kann ihn unterstützen. Das kann ihm nur guttun. Am Ende aber wird er seinen Weg gehen müssen, seine Reha, sein Training.“ Und wenn alles so kommt, wie es sich Badstuber erhofft, wird er irgendwann 2014 wieder auf der anderen Seite des Zauns stehen und mit den Kollegen im Kreis mitkicken.