Bastos verschafft Schalke und Trainer Keller Luft

Mainz (dpa) - Jens Keller hätte Michel Bastos eigentlich vor Freude um den Hals springen müssen, doch der Coach des FC Schalke 04 hielt sich mit Lob für den Retter zurück.

„Wer in drei Spielen drei Tore macht, der kann kein totaler Fehleinkauf gewesen sein“, sagte Keller über den Schalker Doppeltorschützen (41./82. Minute) zum 2:2 (1:1) beim stark aufspielenden FSV Mainz 05. „Wenn er noch eines nachgelegt hätte, wäre er heute ein echter Held gewesen“, krittelte der 42-Jährige.

Dabei hatte der Brasilianer die Gelsenkirchener mit seinen Treffern nicht nur vor einem weiteren Absturz in der Tabelle bewahrt, sondern dürfte auch Keller nach desolaten Winterwochen mit nur einem Sieg aus zwölf Spielen vor einem vorzeitigen Aus im Traineramt bewahrt haben. Ein klares Bekenntnis zum Trainer vermied Schalkes Sportvorstand Horst Heldt, verlängerte die Schonfrist aber bis zum kommenden Mittwoch.

Dann treten die „Königsblauen“ im Achtelfinale der Champions League bei Galatasaray Istanbul an. „Natürlich wird Jens in der Türkei auf der Bank sitzen“, sagte Heldt. Im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF forderte er mehr Respekt für den Trainer ein: „Selbst die Kanzlerin bekommt 100 Tage. Er hat die Chance verdient.“ Im Sommer wolle Schalke die Neuorientierung, verriet Heldt und garnierte die Aussage mit einem „eventuell“.

Bastos verkniff sich echte Freude. „Noch lieber als zwei Tore wäre mir heute der Sieg gewesen, schließlich konnte ich noch keinen feiern, seit ich bei Schalke bin“, sagte der 29-Jährige, der zum Ende der Transferperiode vom französischen Erstligisten Olympique Lyon ausgeliehen worden war. Nach dem Ausfall des kompletten Angriffs war Schalke notgedrungen ohne echten Stürmer angetreten. Doch statt Jefferson Farfan, Julian Draxler und Raffael war es der flexible Mittelfeldspieler, der für den Auswärtspunkt sorgte.

Die Mainzer hatten trotz eines starken Heimspiels ihren Anteil. Wer so verschwenderisch mit seinen Torchancen umgeht, muss sich nicht über zwei verlorene Punkte beschweren. Nach den Treffern von Andreas Ivanschitz (27.) und Zdenek Pospech (63.) verschleuderten Elkin Soto, Nikolce Noveski und der eingewechselte Chinedu Ede beste Einschussmöglichkeiten. „Das Glück läuft uns gerade nicht hinterher, aber wir werden es weiter verfolgen“, meinte Trainer Thomas Tuchel.

„Dass wir uns zweimal ins Spiel zurückgekämpft haben, nehmen wir als positives Signal mit nach Istanbul. Es wäre für den Kopf sehr schlecht gewesen, wenn wir mit einer Niederlage dorthin hätten fahren müssen“, meinte Schalkes Mittelfeldmann Jermaine Jones erleichtert. „Das war heute ein wichtiger Schritt“, pflichtete ihm Roman Neustädter bei. „Es wurde in den letzten Wochen viel über den Trainer diskutiert, dabei ist entscheidend, was die Mannschaft auf den Platz bringt. Und heute haben wir die richtige Einstellung gezeigt, denn auch in Istanbul werden Herz und Leidenschaft gefragt sein.“

Bastos hat diese Tugenden schon verinnerlicht. „Das einzige Problem, das ich habe, ist die Sprache und die werde ich schnellstmöglich lernen. Ansonsten ist es mir nicht schwergefallen, mich hier einzufinden“, bilanzierte der brasilianische Nationalspieler seine ersten Wochen im Revier. Nach Istanbul blickt Bastos allerdings nicht so optimistisch wie seine neuen Vereinskollegen. „Es wäre schon viel gewonnen, wenn wir dort nicht verlieren würden.“