Bayern in Feierlaune - Guardiola „heiß wie Frittenfett“
München (dpa) - Auf die Herbstmeisterschaft konnten die Bayern bei ihrer Weihnachtsfeier am 2. Advent noch nicht anstoßen - aber egal. Mit seinem 100. Pflichtspieltor im Trikot des Rekordchampions hatte Franck Ribéry auch so für beste Feierlaune gesorgt.
„Es ist immer schön, wenn man gewonnen hat, da ist die Stimmung auf einer Weihnachtsfeier besser“, frohlockte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge schon vor dem gemeinsamen Festmahl. In seiner rund zehnminütigen Rede bedankte sich der Vorstandsboss dann für ein „sehr, sehr gutes Jahr“ bei allen Beteiligten. „Wie die Mannschaft im Moment auftritt, wie die Trainer arbeiten, das ist unglaublich“, konstatierte er. „Die Qualität und der Wille der Mannschaft begeistert uns alle. Diese letzten drei, vier Jahre waren ein unglaubliches Erlebnis.“
„Es war ein schwieriges Spiel, aber das ist auch mal schön. Das ist das, was wir brauchen“, meinte Arjen Robben. „Leverkusen hat uns gefordert“, sagte auch Nationaltorwart Manuel Neuer, der im 14. Saisonspiel zum 11. Mal ohne Gegentor blieb! „So ein deutscher 1:0-Sieg gefällt mir auch ganz gut“, scherzte Neuer entspannt.
Besonders froh war Pep Guardiola. Der Spanier hatte sich nicht wieder von Bayer-Trainer Roger Schmidt überrumpeln lassen, so wie beim 0:3 zu Jahresbeginn in einem Testspiel gegen Red Bull Salzburg. Guardiola wollte am Samstagabend unbedingt als Sieger die Münchner Arena verlassen. „Pep war heiß wie Frittenfett“, verriet Matthias Sammer: „Er wollte alles tun, damit wir das Spiel gewinnen.“
Guardiola stand in seiner Coaching Zone unter Dauerstrom. Er machte Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt „Druck, Druck, Druck“, als dieser das Nasenbluten bei Robben nicht rasch genug stillen konnte. Und er gestikulierte permanent wild mit den Armen. Den Schlüssel zum Sieg fand er dann in der Halbzeitpause, als er seine Breitwand-Taktik mit Robert Lewandowski und Thomas Müller als Links- und Rechtsaußen aufgab. Diese hatte Leverkusen viel Kraft geraubt, aber auch das eigene Angriffsspiel getötet. Der größte Glücksgriff aber war kein namhafter Star, sondern ein Hinterbänkler: Sebastian Rode.
Guardiola wechselte den Trainings-Weltmeister für den echten Weltmeister Mario Götze ein. Und plötzlich stimmte die Statik im Münchner Ensemble wieder, Bayern ergriff die Initiative und hätte sogar höher gewinnen können. „Er hat uns mehr Vollgas gegeben“, lobte Guardiola den Ex-Frankfurter Rode.
„Unser Trainer hat gut reagiert, indem er Rode zusätzlich ins Mittelfeld gebracht hat. Das hat das Spiel ein Stück weit zu unseren Gunsten beruhigt, und wir haben dann ein Übergewicht gekriegt“, analysierte Rummenigge. „Der Schlüssel ist immer, dass du eine Idee hast“, bemerkte Sportvorstand Sammer. Guardiolas erste war, dass sich die Leverkusener vor der Pause müde laufen sollten, was sie auch taten. „Wir waren auf Augenhöhe mit den Bayern bis zum Tor“, resümierte Bayer-Coach Schmidt: „Dafür haben wir einen sehr großen Aufwand betreiben müssen.“ Der für Bayern stechende Joker Rode holte auch die Ecke heraus, die zum entscheidenden Tor von Ribéry führte.
Das Gütesiegel Matchwinner wollte der 24-jährige nicht, stolz war Rode trotzdem: „Wenn man auf dem Feld steht und zum 1:0 beiträgt, fühlt man sich natürlich mehr wert.“ Der Mann aus der zweiten Reihe beklagt sich nicht, er arbeitet und setzt Akzente, wenn er reinkommt. „Er trainiert und spielt immer mit hundert Prozent“, lobte Guardiola den Neuzugang, den er sogar Weltmeister Bastian Schweinsteiger vorzog.
Die Gäste aus Leverkusen haderten einmal mehr in München. „Wenn du bei Bayern was mitnehmen willst, muss fast alles perfekt laufen“, stöhnte Rudi Völler. Der Sportdirektor dachte an die Großchance von Karim Bellarabi, der das 0:1 auf dem Fuß hatte (3.). Später hatte Bellarabi Glück, dass er nach einem rustikalen Foul an Rode nicht Rot sah. Lange ärgern mochten sich die Leverkusen aber nicht. Aus München ging es gleich weiter nach Lissabon. Dort geht es am Dienstag für Bayer in der Champions League gegen Benfica auch mal um Platz eins: „Wir wollen diese schwierige Gruppe gewinnen“, sagte Völler. Er glaubt dran: „Lissabon hat nicht die individuelle Klasse der Bayern.“