Bayern vs BVB - „Mia san Mia gegen wir sind Fußball“
München (dpa) - „Giganten-Treffen“, „Fußball-Fest“, „Spiele, die wir lieben“ - Karl-Heinz Rummenigge & Co. schwärmen schon seit Tagen vom Liga-Gipfel des FC Bayern am Mittwoch bei Borussia Dortmund.
Auch bei Jürgen Klopps Meistertruppe ist die Vorfreude greifbar.
„Das ist erneut 'mia san mia' gegen 'wir sind Fußball'. Das ist hochspannend“, erklärte Klopp, dessen Team zuletzt dreimal in Serie im direkten Duell siegreich war. „Wir wollen den 80 000 ein Spektakel bieten.“ Der Hype um den Mega-Hit am 30. Spieltag der Fußball-Bundesliga erinnert an den „El Clásico“ in Spanien zwischen Real Madrid und FC Barcelona; mehr als 450 000 Karten-Bestellungen gingen beim BVB ein.
Mit einem Sieg beim Meister können die Bayern, die am Ostermontag hinter verschlossenen Türen trainierten, selbst wieder die Tabellenspitze übernehmen. Kassieren die Münchner erneut eine Pleite, ist die Chance auf den 23. Titel wohl dahin. „Wir dürfen uns auf keinen Fall eine Niederlage erlauben, sonst wäre die Meisterschaft abzuhaken“, warnte Vorstandschef Rummenigge und hofft am Mittwochabend nach dem Schlusspfiff „keine Bauchschmerzen“ zu haben. Von einer Vorentscheidung mag Klopp aber selbst im Falle eines Sieges auf keinen Fall sprechen. „Eine Vorentscheidung hat noch nirgends im Sport eine Relevanz gehabt“, sagte der Coach einen Tag nach dem kühlen 3:1 beim VfL Wolfsburg am Dortmunder Trainingsplatz.
Trotz des auf drei Zähler geschrumpften Vorsprungs haben die Dortmunder die besseren Karten im Titelkampf. Die Abteilung Attacke des FC Bayern blieb auch nach dem 2:1-Pflichtsieg über den FC Augsburg wie schon vor einer Woche still. Zum einen haben die Münchner mit ihrer „Wir-schauen-nur-auf-uns“-Strategie gerade Erfolg. Zum anderen ist man nach den imponierenden Dortmunder Auftritten nicht sicher, tatsächlich deren Fußball-Tempel zu stürmen.
Beim BVB wurden die Münchner Sticheleien vergangener Wochen ohnehin eher mit Amüsement hingenommen. „Mit Psychostrategien gewinnst du kein Spiel. An uns prallt es definitiv ab. Man sieht es auch an den Resultaten. Unsere Spieler lachen sich darüber kaputt“, sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in Sky und meinte mit Blick auf Präsident Uli Hoeneß. „Ich schätze ihn ja total, aber deshalb muss man trotzdem nicht alles ernst nehmen, was er sagt.“
Für Watzke zählen nur Taten auf dem Platz und da ballern die Torjäger beider Clubs derzeit in Meisterform. Robert Lewandowski steuerte beim 3:1 in Wolfsburg neben dem einfachen Torschützen Ilkay Gündogan zwei Treffer für die Borussia bei. Mario Gomez schoss sich mit den Saisontoren 24 und 25 für den Bundesliga-Schlager und die anstehenden „fünf Endspiele“ warm. „Wir müssen alle fünf gewinnen. Wenn wir das tun, werden wir deutscher Meister“, betonte der Nationalstürmer, dessen 1:0 in der 25. Sekunde das schnellste Tor der Saison war. Mit dem 2:1 unterstrich der in dieser Woche mit einem neuen Millionen-Vertrag bis 2016 an den Club gebundene Torschützenkönig seine enorme Bedeutung im Titelkampf.
„Zwei lebenswichtige Tore im sehr wichtigen und schweren Spiel. Ich glaube, da haben beide Seiten alles richtig gemacht“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger, früher auch im Borussen-Trikot im Einsatz. Nerlinger wagte sich vor dem BVB-Match noch am weitesten vor. „Das wird für alle Fußball-Fans ein großer Festtag! Es treffen die beiden überragenden Mannschaften der Saison aufeinander. Ich bin überzeugt, dass wir den Titelendspurt für uns entscheiden werden.“
Die Art und Weise bei „neun Siegen wettbewerbsübergreifend in Folge“ macht Nerlinger große Hoffnung, aber diese Serie wirkt angesichts von 23. Bundesliga-Spielen der Dortmunder nacheinander ohne Niederlagen bescheiden. „Wir haben Respekt, Angst brauchen wir nicht haben“, sagte Rummenigge, der sich beim Ausgang des „Giganten-Treffens“ nicht als „Kaffeesatzleser“ betätigen wollte. Froh war er, dass Bastian Schweinsteiger erstmals seit seiner Sprunggelenksverletzung aus dem Februar wieder über 90 Minuten spielte. Dagegen musste beim Titelverteidiger Mario Götze noch warten.
Acht Punkte waren die Westfalen schon enteilt, jetzt sind es nur noch drei Zähler Vorsprung auf die Münchner, die ihrerseits schon einmal fünf Punkte vorne lagen. „Wir können in Dortmund einen großen Schritt machen. Jetzt kommen die großen Spiele und da muss jeder top vorbereitet sein“, sagte Münchens Nationalverteidiger Holger Badstuber und sprach den Fußball-Fans aus den Herzen. „Diese Spiele lieben wir.“