Dreijahresvertrag Boateng-Rückkehr perfekt: „Deutschland hat mir gefehlt“

Frankfurt/Main (dpa) - Selbstbewusst, schlagfertig und immer zu einem kessen Spruch bereit: So kennt man Kevin-Prince Boateng im Fußball seit Jahren, und genauso hat er sich nach seiner Bundesliga-Rückkehr zu Eintracht Frankfurt auch präsentiert.

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„Ich bin in Berlin geboren, ich bin ein Chamäleon, ich kann mich überall schnell anpassen“, sagte der 30 Jahre alte Mittelfeldspieler mit so illustren Karrierestationen wie dem AC Mailand, Borussia Dortmund und Tottenham Hotspur in seiner bewegten Vita. Zwei Tage vor dem ersten Bundesliga-Spiel beim SC Freiburg ist der Eintracht damit einer ihrer spektakulärsten Transfers der vergangenen Jahre gelungen.

Ob der Halbbruder von Weltmeister Jérôme Boateng bereits am Sonntag um 15.30 Uhr für seinen neuen Verein auflaufen kann, hängt noch an der rechtzeitigen Freigabe durch den spanischen Fußball-Verband, in dessen Hoheitsgebiet er noch bis zum Mittwoch für UD Las Palmas spielte. Falls er aber in Freiburg dabei sein sollte, kündigte Boateng schon einmal an: „Wir sind Eintracht Frankfurt. Wir fahren dahin, wir werden gewinnen, dann fahren wir wieder nach Hause.“

Für seinen Wechsel nach Frankfurt gibt es eine Reihe von Gründen. Private, weil Boateng wieder in der Nähe seiner beiden Kinder in Mailand und der Umgebung von Düsseldorf leben wollte („Deutschland hat mir gefehlt“). Sportliche, weil die Eintracht im offensiven Mittelfeld dringend einen Ersatz für ihre beiden Langzeitausfälle Alexander Meier (Borreliose) und Marco Fabian (Rückenoperation) benötigte. Und auch persönliche, weil vor allem Trainer Niko Kovac diesen Transfer gegen alle Skepsis von außen forcierte.

Boateng gilt als Querkopf und Bad Boy, beim FC Schalke 04 wurde er 2015 schon einmal mitten in den Saison suspendiert. Kovac aber spielte mit dem damaligen Nachwuchsstar schon vor mehr als zehn Jahren bei Hertha BSC zusammen und sagt von sich, zu wissen, wie sein früherer Kabinennachbar wirklich tickt.

„Der Kevin ist ein Spieler, der immer gewinnen möchte. Egal, ob es ein Trainingsspiel, ein Testspiel oder ein Pflichtspiel ist“, sagte Kovac am Freitag. Mit ihm bekomme die Eintracht „sehr viel Variabilität, sehr viel Mentalität und sehr viel Erfahrung in die Mannschaft. Er wird für den Club alles geben. Er hat bei großen Turnieren gespielt und für große Vereine gespielt. Das zeigt, welche Fähigkeiten er hat.“

Auch Boateng war es nach seinem unrühmlichen Bundesliga-Abschied 2015 wichtig, „dass hier Leute sind, die auch mich gut kennen und die mich einschätzen können“, sagte er. „Als Niko Kovac vor mehreren Jahren Trainer geworden ist, habe ich ihn angerufen und gesagt: Ich will einmal unter dir spielen. Heute ist es soweit. Er kommt aus der gleichen Stadt und der gleichen Straße wie ich. Deshalb war er immer ein Vorbild für mich.“

Außerdem gelte natürlich: „Die Bundesliga ist eine der stärksten Ligen der Welt. Hier zu spielen, ist immer reizvoll“, sagte er. „Die Eintracht ist ein großer Verein, ein Traditionsverein, ein interessanter Verein. Es ist nicht weit weg von meiner Heimat, nach Mailand sind es nur 55 Minuten per Flug. Das ist quasi um die Ecke.“

Mit den Verpflichtungen von Boateng und Verteidiger Simon Falette haben die Frankfurter erneut einen großen Umbruch abgeschlossen. Neun Abgängen stehen jetzt elf externe Neuzugänge gegenüber. Inklusive Nachwuchstalenten und Langzeitverletzten gehören aktuell 36 Spieler zum Frankfurter Aufgebot. Trainer Kovac geht dennoch sehr zuversichtlich in die neue Bundesliga-Saison.

„Der Erfolg der letzten Saison hat uns doch bestätigt: Man kann eine Mannschaft auch mit vielen neuen Spielern formen“, sagte er. „Man muss sich nur anschauen, wie viele Nationalspieler wir verpflichtet haben. Wir haben nicht nur eine U19 auf dem Platz, sondern auch viele Spieler dabei, die im internationalen Fußball schon etwas gezeigt haben.“ Kevin-Prince Boateng gehört dazu.