Werder Bremen - VfB Stuttgart Bremen und Stuttgart: Vereint in Freud und Leid

Stuttgart und Bremen waren einst stilprägend für die Bundesliga — Wie konnten beide den Anschluss verlieren?

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Bremen. Es gab Zeiten, da waren Duelle zwischen Werder Bremen und dem VfB Stuttgart atemberaubende Spitzenspiele. Im Frühjahr 2004 beispielsweise gab es ein rasantes 4:4 des damaligen Tabellendritten VfB gegen den späteren Meister aus Bremen. Die beiden Clubs waren zwischen 2004 und 2010 Dauergäste im oberen Bundesligadrittel. Zwei Teams, die als stilprägend für die ganze Liga galten. Hier der VfB mit seinen Eigengewächsen, den jungen Wilden. Dort Werder, das es durch clevere Einkaufspolitik und Kontinuität auf der Trainerposition jahrelang schaffte, die finanziell überlegene Konkurrenz auf dem Platz in Schach zu halten. Tja, es war einmal.

Wenn der Tabellenfünfzehnte VfB Stuttgart am Montag (20.15 Uhr/Sky) beim Sechzehnten Werder Bremen gastiert, dann geht es nicht um die Meisterschaft oder die Champions-League-Qualifikation, sondern allein um den Klassenerhalt. Der Blick auf die nebenstehende Grafik veranschaulicht den Niedergang der beiden Traditionsclubs ganz gut, gemeinsam ging es seit 2010 bergab. Wie konnte es nur so weit kommen? Das sind die Gründe:

Champions-League-Falle: Der VfB Stuttgart hat sich 2007 und 2009 für die Champions League qualifiziert. Vor lauter Freude wurden bei Vertragsverlängerungen Spielergehälter verdoppelt oder verdreifacht. „Wir sind in die Champions-League-Falle getappt“, hat das der damalige VfB-Präsident Gerd Mäuser genannt. So gab der Club mehr als 70 Millionen Euro für den Spielerkader aus. Aktuell sind es „nur“ noch 40 Millionen, womit man in der Etat-Tabelle aber immer noch deutlich besser dasteht als in der aktuellen Bundesliga-Tabelle. Werder Bremen war zwischen 2004 und 2010 Dauergast in der Champions League. Ohne die Europapokal-Einnahmen waren Leistungsträger nicht mehr zu halten — der Abwärtstrend in der Tabelle setzte ein.

Stadionumbau: Beide Clubs spielen in neu gestalteten Arenen, die Mercedes-Benz-Arena ist seit 1993 in vielen Schritten zu einem reinen Fußballstadion umgebaut worden. Das hat viel Geld gekostet, allein der letzte Bauabschnitt bis 2011 verschlang rund 78 Millionen Euro. Geld, das der VfB Jahr für Jahr mit einer höheren Pacht aufbringen muss. Auch Werder Bremen hat mit knapp 80 Millionen Euro beim Umbau bis 2011 eine ähnliche Summe in Steine statt in Beine investiert. „Das Weserstadion ist eine signifikante Belastung“, sagt Werders Aufsichtsratsvorsitzender Marco Bode.

Geld: Jahrelang war die oberste Devise beim VfB Stuttgart: Die schwarze Null muss stehen. Zu sehr war der Club der Doktrin des Sparens unterworfen. Die für diesen Juli geplante Ausgliederung der Profis aus dem Verein soll das ändern. „Wir wollen wieder wettbewerbsfähig sein“, macht Präsident Bernd Wahler bei den regionalen Mitgliederversammlungen gerade Werbung für den Verkauf von 24,9 Prozent der Anteile an Sponsoren, was bis zu 70 Millionen Euro einbringen soll. Geld, das zum Teil auch in den Spieler- und Transfer-etat fließen soll. Werder Bremen hat in den vergangene Jahren über den eigenen Verhältnissen gelebt, Jahr für Jahr Schulden angehäuft. Eine Parallele bei beiden Clubs: In den vergangenen Jahren wurde in allen Vereinsabteilungen ordentlich Personal aufgebaut, Werder hatte beispielsweise 2009 noch 101 Mitarbeiter, 2014 160 — die Zahlen für den VfB sind vergleichbar.

Transferpolitik: Sowohl der VfB als auch Werder müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass in den vergangenen Jahren Vereine wie Mainz, Augsburg oder Ingolstadt mit wesentlich weniger Geld mehr aus ihren Möglichkeiten gemacht haben. Die Liste der teuren Transferflops bei beiden Vereinen ist über die Jahre gesehen deutlich zu lang. Anders als noch zu Glanzzeiten gibt es auch keine jungen, selbstentwickelten Spieler mehr wie Mesut Özil (Bremen) oder Mario Gomez und Sami Khedira (VfB), die für zweistellige Millioneneinnahmen sorgen könnten. Die Stuttgarter haben zudem in der Jugendabteilung die Talententwickler und -entdecker Frieder Schrof und Thomas Albeck vor drei Jahren nach Leipzig verloren.

Aussichten: Egal ob Stuttgart und/oder Bremen am Saisonende den Abstieg vermeiden, die Chance ist groß, dass es einen der beiden in den nächsten Jahren erwischt. Denn mit RB Leipzig kommt ein Aufsteiger in die Bundesliga, der nicht nur um den Klassenerhalt mitspielen will, sondern mit viel Geld oben angreifen will — damit ist ein Platz weniger in der Liga.