BVB-Meisterkader wird immer teurer
Bad Ragaz (dpa) - Die Zufriedenheit stand Michael Zorc ins Gesicht geschrieben. Erleichtert verkündete der Sportdirektor von Borussia Dortmund im Trainingslager von Bad Ragaz die Vertragsverlängerung mit einem weiteren Leistungsträger.
Nach der Unterschrift von Jakub Blaszczykowski unter einen Kontrakt bis 2016 konnte Zorc seine vorerst letzte größere Baustelle schließen. Doch die ambitionierte Personalpolitik hat ihren Preis: Mittlerweile haben die Kaderkosten des Double-Siegers ein Niveau erreicht, das noch vor wenige Jahren undenkbar schien.
Die Zeiten, in den die Borussia mit einem preiswerten Kader in der Bundesliga für Furore sorgte, sind vorbei. „Wir planen momentan bei 60 Punkten mit einem Budget von 48,5 Millionen Euro. Also haben wir 3,5 Millionen Euro draufgesattelt gegenüber unserer ursprünglichen Planung“, ließ Hans-Joachim Watzke in der „Sport Bild“ wissen. Diese Steigerung kann der Meister verschmerzen. Schließlich wird er als dritter deutscher Club nach dem FC Bayern und dem FC Schalke die 200-Millionen-Euro-Marke beim Jahresumsatz knacken. Das stellte der BVB-Geschäftsführer bereits vor der für August vorgesehenen Bekanntgabe der Geschäftszahlen in Aussicht.
Aufkommende Sorgen, dass der Club in eine ähnliche Kostenfalle wie vor knapp einem Jahrzehnt tappen könnte, versucht Watzke zu zerstreuen. Nach seiner Einschätzung birgt die Kalkulation kaum Risiken. „Wir müssen immer den Fall des Misserfolgs absichern. Wenn wir ein Budget von 48,5 Millionen Euro darstellen und 60 Punkte machen, dann werden wir am Ende in der Europa League landen und immer noch tiefschwarze Zahlen schreiben“, kommentierte Watzke.
Doch mit einer solchen sportlichen Zielsetzung mag sich in Dortmund niemand begnügen. Nach zwei Meistertiteln in Serie peilen alle Beteiligten mindestens die Rückkehr in die Champions League an. Zudem will das Team in den kommenden Monaten den peinlichen frühen Knockout in der europäischen Königsklasse vergessen machen, der die Freude über das vergangene Rekordjahr ein wenig schmälerte. Der 17 Millionen Euro teure Marco Reus (Borussia Mönchengladbach) soll die Lücke schließen, die Shinji Kagawa mit seinem Wechsel Richtung Manchester hinterlassen hat.
Von einer optimalen Vorbereitung konnte bisher jedoch keine Rede sein. Weil zahlreiche EM-Spieler zu unterschiedlichen Zeiten zurückkehrten, lässt Jürgen Klopp derzeit in drei Gruppen trainieren. Es wird noch dauern, bis alle Profis das gleiche konditionelle Niveau erreicht haben. Nicht zuletzt deshalb wurden die in der Bundesliga zuletzt 28 Mal ungeschlagenen Borussen jüngst gleich zweimal daran erinnert, wie sich Niederlagen anfühlen. Dem 1:3 in Brügge folgte ein 2:4 in Nürnberg. Trainer Klopp reagierte mit deutlichen Worten: „Das mag zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung normal sein, aber es gefällt mir trotzdem nicht.“