Meier umarmt den Falschen Darmstadt ringt Wolfsburg nieder
Darmstadt (dpa) - Als László Kleinheisler den Ball in der 68. Minute volley zum 2:1 für den SV Darmstadt 98 ins Netz hämmerte, gab es für Norbert Meier kein Halten mehr. Beim Torjubel sprang der 58 Jahre alte Coach spontan dem Vierten Offiziellen Tobias Christ in die Arme.
Der nahm es gelassen, machte Meier aber klar, das künftig zu unterlassen. „Da hab ich mich in der Richtung geirrt, da wollte ich eigentlich ganz woanders hin“, erklärte Meier nach der Bundesliga-Partie. Es blieb eine der ganz wenigen Szenen, in denen die „Lilien“ beim 3:1 gegen den VfL Wolfsburg die Orientierung verloren.
Christ war ein Zufallsopfer, doch grundsätzlich pflegt der auf den ersten Blick etwas spröde wirkende Hanseat Meier einen zugewandten Stil. Immer wieder spricht er davon, dass er und sein Trainerteam einen Spieler „in den Arm nehmen“ müssten, wenn es mal nicht so läuft. 14 Neuzugänge, die meisten ohne große Namen, musste er integrieren. Die Arbeit zeigt Wirkung. Nach einem holprigen Start steigerte sich das Team zuletzt von Partie zu Partie.
Gegen Wolfsburg hatten die „Lilien“ auch etwas Glück. Die Schlüsselszene - da waren sich Meier und sein Wolfsburger Gegenüber Valérien Ismaël einig - ereignete sich in der 23. Minute. Bis dahin hatten die Niedersachsen die Partie kontrolliert, doch dann flog Jeffrey Bruma nach einer Notbremse gegen Kleinheisler vom Platz.
Den fälligen Freistoß verwandelte der von Eintracht Frankfurt geholte Änis Ben-Hatira gefühlvoll zum 1:0 für die Gastgeber. Trotz des ersten Ligatreffers für seinen neuen Arbeitgeber gab sich der Deutsch-Tunesier kritisch. „Wir hätten vor der Halbzeit noch das 2:0 oder 3:0 machen müssen“, sagte er mit Blick auf die guten Chancen, die sein Team liegen ließ.
„Natürlich gab es noch Chancen“, räumte auch Meier ein. „Aber wir haben uns bis jetzt noch nie darüber unterhalten, dass uns die Chancenverwertung Kopfzerbrechen bereitet hat. Drei Tore ist für uns eine gute Quote.“ Sich in dieser Situation über die liegengelassenen Chancen zu beklagen, wäre „Jammern auf höchsten Niveau“.
Ebenfalls neu ist die Heimstärke der Darmstädter. In den bislang vier Saisonspielen am Böllenfalltor ist man unbesiegt, zwei Siege stehen bereits jetzt zu Buche - so viele wie in der gesamten Vorsaison. Getragen wird das Team dabei auch vom Darmstädter Publikum. Gegen Wolfsburg wurde die neue Stahlrohrtribüne in der Südkurve eingeweiht, mit der die Fans deutlich näher am Feld sind als bisher. Trainer wie Spieler zeigten sich gleichermaßen begeistert von der Stimmung.