Revierderby Das Derby der Langeweile
Acht gelbe Karten, keine Tore: Dortmund und Schalke gehen hart zur Sache, können die hohen Erwartungen aber nicht erfüllen.
Dortmund. Es wirken stets die üblichen Reflexe im Profifußball, wenn man die eigenen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Dann reden sich die Verantwortlichen gerne selbst Mut zu. Das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 ist traditionell eine dieser Begegnungen, in denen die Erwartungen aller Beteiligten besonders hoch sind. Das 0:0 zwischen den beiden Revier-Rivalen hielt allerdings kaum einmal, worauf die beiden Fanlager wieder einmal so hingefiebert hatten.
Erstmals seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1992 gab der BVB in der ersten Hälfte keinen Torschuss ab. Und auch die Schalker kamen aufgrund ihrer defensiven Grundhaltung nicht über Ansätze hinaus. Es war zäh, phasenweise trostlos, was beide Teams vor allem in der ersten Hälfte zu bieten hatten. Und mit insgesamt 35 Fouls sowie acht Gelben Karten ging es nicht gerade zimperlich zur Sache.
Auch von Seiten der Dortmunder, deren Trainer Thomas Tuchel sich jüngst noch darüber beklagt hatte, dass die gegnerischen Teams zu hart mit seine Spielern umspringen würden. Dortmunds Verteidiger Sokratis etwa foulte Schalkes Mittelfeldspieler Max Meyer so hart, dass sich dieser eine Bänderverletzung im rechten Sprunggelenk zuzog. Die Befürchtung, dass er längere Zeit ausfallen könnte, bewahrheitete sich jedoch nicht.
Während die Dortmunder in der zweiten Hälfte zumindest das Tempo erhöhten und sich drei Tormöglichkeiten herausspielten, hatten die Schalker gerade einmal noch eine Chance kurz nach Wiederanpfiff — bezeichnenderweise durch den linken Verteidiger Sead Kolasinac. Nichtsdestotrotz war Tuchel zwar nicht mit der ersten, aber dann doch mit der zweiten Hälfte „rundum zufrieden“ und stellte fest: „Wir sind kurz davor zu gewinnen. Uns fehlt zurzeit das Spielglück.“ Auch Schalke-Trainer Markus Weinzierl befand, dass „wir ein gutes Spiel gemacht haben. Vor allem defensiv haben wir gut agiert.“
Die Schalker konnten sich immerhin darüber freuen, bei ihrem besonders ungeliebten Rivalen einen Punkt entführt zu haben und fühlten sich deshalb als moralischer Sieger dieses Derbys. „Wir sind dabei, den schlechten Start zu korrigieren“, sagte Weinzierl. Mit dem Teilerfolg sind die Schalker nun wettbewerbsübergreifend seit sieben Spielen ungeschlagen. Dass „offensiv der letzte Pass gefehlt hat, um hier ein Tor zu erzielen“, wie Weinzierl ganz nebenbei erwähnte — scheinbar geschenkt.
Das eigentliche Ziel des Spiels, selbst Treffer zu erzielen, hatte für den Schalker Trainer an diesem Samstagabend wohl nur eine untergeordnete Bedeutung. Ex-Trainer Roberto Di Matteo hatte einst einen ähnlich destruktiven Fußball mit einer Fünfer-Abwehrkette spielen lassen und wurde dafür hart kritisiert. Die Königsblauen wähnen sich nun dagegen in allen Belangen auf einem aufsteigenden Ast. „Wir haben das vor allem in der ersten Hälfte defensiv gut gemacht“, urteilte auch Manager Christian Heidel, der die Schalker Mannschaft noch mitten in einem Umstellungsprozess wähnt.
Die Schalker Bilanz nach neun Spieltagen in der Bundesliga ist aber weiterhin alles andere als erfreulich. Mit gerade einmal acht Punkten liegen sie immer noch deutlich abgeschlagen hinter den europäischen Plätzen auf Rang zwölf.
Diese Problematik hat derzeit auch die Borussia zu beklagen. Seit vier Spieltagen ist das Tuchel-Team in der Bundesliga sieglos. Der BVB hatte auch gegen Schalke viel Ballbesitz, aber wenig Durchschlagskraft, weil der Ball häufig über die Breite des Feldes gepasst, aber kaum in die Spitze gespielt wird. „Wir haben die drei Punkte nicht geholt. Das ist schade. Wir waren nicht konsequent genug“, sagte BVB-Offensivspieler Mario Götze. Derzeit fehlt dem BVB die Zielstrebigkeit, die die Mannschaft noch in der vergangenen Saison ausgezeichnet hatte.
Benedikt Höwedes gab am Ende des Tages noch ein etwas kurioses Statement ab. „Wir sind auf einem richtig guten Weg, sind aber nach dem Saisonstart kein Bayern-Jäger“, sagte der Schalke-Kapitän. Letzteres gilt derzeit nicht einmal für Borussia Dortmund, das sich unerwartet hinter .