De-Bruyne-Transferpoker geht weiter
Köln (dpa) - Eigentlich warten der VfL Wolfsburg und sein Star Kevin De Bruyne stündlich auf Konkretes zum möglichen Millionengeschäft mit Manchester City. Doch der Transfer zieht sich.
De Bruyne, das Gesicht blass wie seine Leistung beim 1:1, klatschte sich kurz mit zwei Kölner Gegenspielern ab. Dann trabte Deutschlands Fußballer des Jahres mit leicht gesenktem Kopf Richtung Kabine. Ein knappes Händeschütteln mit Wolfsburg-Manager Klaus Allofs - aber kein Wort des Belgiers zu seinem immer heftiger kolportierten und vielleicht 70 Millionen Euro schweren Transfer zu ManCity.
Es ist eine Hängepartie. Bleibt De Bruyne beim deutschen Fußball-Pokalsieger und Supercupgewinner? Geht er? Wann geht er? Allofs rechnet mit einer Entscheidung erst zum Schluss des Sommer-Transferfensters: „Stellen Sie mir die Frage am 31. August.“
Eines räumte Allofs ein: „Es ist schon richtig, dass uns das beeinflusst.“ Das gesamte Team, das vor 46 000 Zuschauern durch Simon Zoller (30. Minute) in Rückstand geriet und erst durch den eingewechselten Nicklas Bendtner (83.) die dritte Bundesliga-Niederlage im Jahr 2015 verhinderte, wirkte nicht bei der Sache. „Gedanklich langsam“ - so kommentierte Allofs die schwachen ersten 60 Minuten der Dieter-Hecking-Auswahl.
De Bruynes Mitspieler Daniel Caligiuri, ebenfalls eingewechselt und Vorlagengeber auf Bendtner vor dem 1:1, nahm den VfL-Kreativkopf in Schutz. „Ihm ist nichts anzumerken“, bemerkte Caligiuri zum Verhalten De Bruynes im Training und auf dem Platz.
Für den Auftritt in Köln war Caligiuris Einschätzung nicht stimmig. Auch FC-Trainer Peter Stöger bewertete es nach dem elften nicht verlorenen Erstliga-Heimspiel seines Teams in Serie indirekt so, als er im ZDF über De Bruyne sagte: „Ich habe gehofft, dass seine Gedanken nicht ganz bei der deutschen Bundesliga sind.“
Waren sie schon auf der Insel? Es schien so. Und weil De Bruyne und seine in der vergangenen Saison so exzellent aufspielenden Mitstreiter irgendwie schon gehemmt wirken, hat Allofs jetzt ein heftiges Begehr: „Unser Bestreben ist es, das möglichst schnell zu klären.“
Denn auch Hecking offenbarte, dass es - ähnlich wie beim mühsamen 2:1 gegen Frankfurt - aktuell Hemmnisse gibt: „Über 60 Minuten haben wir eine uninspirierte Vorstellung gezeigt, die wenig mit Tempofußball zu tun hatte.“ Dabei habe sich De Bruyne „der Mannschaft angepasst“, befand Allofs.
Der Wolfsburger Manager war negativ erstaunt vom derzeit betulich-behäbigen Stil des VfL-Ensembles: „Aber dafür gibt es nicht immer Erklärungen.“ Eine könnte sein, dass das ganze Theater um De Bruyne ein wenig lähmt, dass dadurch die Köpfe aller nicht so frei sind, um Fußball so zu zelebrieren, wie man es von De Bruyne und Co. gewohnt ist. Hecking: „Da müssen wir schnell die Wende hinkriegen.“
Allofs machte hinterher keinen Hehl aus seiner Enttäuschung ob der spielerisch schwachen Darbietung. Er hätte „lieber nur die Schlussphase gespielt“. Und zur Doppel-Großchance De Bruynes in der Nachspielzeit sagte Allofs: „Sonst macht er den blind rein“. Das lässt irgendwie schon den Rückschluss zu, dass De Bruynes Gedanken woanders sind.