Bundesliga Debütant Öczan: „Da war kein Herz, keine Leidenschaft“

Der österreichische Torhüter verhindert eine noch höhere Pleite für Leverkusen. Und spricht nach dem Spiel Klartext.

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Dortmund. Sie hätten es sich leicht machen können, die Spieler von Bayer Leverkusen. Ausreden und Erklärungen für das 0:4 bei Borussia Dortmund lagen ja wie auf dem Silbertablett parat. Die fehlende Kraft nach dem Pokalspiel gegen Bayern München am vergangenen Dienstag, ein extrem motivierter und spielstarker Gegner sowie natürlich die verletzungsbedingten Ausfälle in der Abwehr. Doch keiner der am Debakel beteiligten Akteure suchte diese Entschuldigungen. „Das war heute nicht Bayer Leverkusen“, sagte Torhüter Ramazan Özcan.

Der 33-jährige Österreicher kam in Vertretung des am Knie lädierten Bernd Leno zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz für die Werkself und hielt diese nicht nur wegen seines gegen Marco Reus parierten Elfmeters lange im Spiel. „Es ist ja gar nicht das Ergebnis, das weh tut. Es ist die Art und Weise, wie es zustande kam. Wir hatten lediglich eine Torchance und sind bei Ballverlust stehen geblieben. Da war kein Herz, da war keine Leidenschaft. Jeder von uns muss jetzt in den Spiegel schauen und sich fragen, warum das so war“, meinte Ramazan Özcan.

Rudi Völler, Sportdirektor von Bayer Leverkusen

Möglich, dass sich das Team von Trainer Heiko Herrlich nach den klaren Siegen in Leipzig und gegen Frankfurt sowie dem trotz des viel zu hohen 2:6 sehr couragierten Auftritts gegen München zu sicher wähnte. Schließlich war der BVB nach dem Derby-Frust auf Schalke angezählt. „Genau davor hatte ich gewarnt. Der BVB war ein angeschlagener Boxer und somit äußerst gefährlich“, sagte Özcan. Die Worte des Vorarlbergers aber verhallten. „Wir waren naiv und damit ein dankbarer Gegner. Das sollte der Mannschaft eine Lehre sein“, sagte Sportdirektor Rudi Völler.

„Das war in der ersten Halbzeit und auch über 90 Minuten kein Männerfußball“, kritisierte Bayer-Stürmer Kevin Volland. „Wir sind den Zweikämpfen aus dem Weg gegangen.“

Immerhin hat die Werkself im Kampf um die Qualifikation zur Champions League weiterhin alles in der eigenen Hand. „Wenn wir die noch ausstehenden drei Spiele gewinnen, dann können die anderen machen, was sie wollen“, sagte Verteidiger Sven Bender. Dafür allerdings mahnte der 28-Jährige ob der Lehrstunde von Dortmund zur Besinnung auf die Grundtugenden. „Ohne Willen und Einsatz wird es nichts mit der Champions League. Das muss uns allen jetzt ganz deutlich bewusst sein“, sagte der gebürtige Rosenheimer.

Schließlich hatten die Leverkusener schon beim 0:2 gegen den 1. FC Köln am 18. März versucht, alles über ihr ohne jeden Zweifel vorhandenes spielerisches Potenzial zu lösen. „Nur mit fußballerischer Qualität allein geht es aber nicht. Es braucht auch den Biss, Zweikämpfe gewinnen zu wollen“, sagte Völler. Dass die Spieler nach der Vorführung im Westfalenstadion jedoch auf Alibis verzichteten und sich schonungslos selbst anklagten, macht Völler Mut. „Am Samstag gegen den VfB Stuttgart wird die Mannschaft wieder ihr anderes Gesicht zeigen.“