DFB bremst Gisdol: Tribünenverweis „absolut in Ordnung“

Sinsheim (dpa) - „Ein Witz“, „peinlich“, „katastrophal“, „skandalös“: Was Trainer Markus Gisdol und Sportchef Alexander Rosen von 1899 Hoffenheim nach dem Abpfiff so von sich gaben, ging deutlich über die übliche Schiedsrichter-Schelte in der Fußball-Bundesliga hinaus.

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Ungefragt lederte das Duo nach dem 1:1 (1:0) gegen Borussia Dortmund gegen Referee Tobias Welz und dessen Assistenten Rafael Foltyn. Der DFB will aber weder etwas von einem unberechtigten Platzverweis für Gisdol wissen, noch von der von ihm verbreiteten Theorie, dass sein Bayern-Kollege Pep Guardiola sich ja alles erlauben könne.

Lutz Michael Fröhlich, Abteilungsleiter Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund, äußerte sich am Donnerstag auf einem Videoblog des Verbandes eindeutig. Gisdol auf die Tribüne verbannt zu haben, sei „absolut in Ordnung“, sagte er. Dieser habe den Linienrichter in „aggressiver Form“ an den linken Arm gefasst und sichtbar gestikulierend mit erhobenem Zeigefinger auf ihn eingeredet.

Gisdol hatte sich auch gleich zum Sprecher seiner Gilde gemacht, als er die Vorzugsbehandlung von Münchens Startrainer Guardiola bei den Unparteiischen kritisierte. „Das sind zwei unterschiedliche Maßstäbe, die für uns alle angelegt werden, für uns alle als Trainer. Das kann nicht sein. Das können wir uns alle nicht bieten lassen“, sagte Hoffenheims Coach, nachdem er sehr schmallippig zur Pressekonferenz erschienen war, und erklärte: „Wenn Guardiola zehnmal den Schiedsrichter anfasst und den Linienrichter umarmt und die Bibiana Steinhaus in den Arm nimmt und ihr was ins Ohr flüstert, egal was, dann wird nicht reagiert. Ich fass' den einmal kurz an und flieg auf die Tribüne.“

Fröhlich verwehrte sich dagegen: „Dieses Verhalten gilt nicht für spezielle Trainer, sondern für alle.“ Man habe explizit auf die Problematik am Spielfeldrand hingewiesen und explizit eine einheitliche Linie der Unparteiischen eingefordert.

Anlass von Gisdols Unmut war eine Szene beim Stand von 1:0 für Hoffenheim kurz nach der Pause, als Welz (Wiesbaden) 1899-Stürmer Eduardo Vargas wegen einer angeblichen Abseitsstellung zurückgepfiffen hatte. Gisdol stand in dem Moment „direkt hinterm Linienrichter“. Vor lauter Ärger über die Entscheidung überschlug er sich beinahe - und griff auch nach Foltyn.

„Die Krönung ist dabei, dass der Linienrichter nach einer kurzen Berührung sofort seinem Chef schreit: Er hat mich angefasst! Schick ihn auf die Tribüne!“, erklärte der 1899-Trainer stinksauer. „Das ist eine Sache, die ich einfach nicht stehenlassen kann, weil es eine ganz extreme Situation ist, wo ein Schiedsrichter eingreift.“ Vielleicht habe Assistent Rafael Foltyn - der Mainzer steht als Assistent immerhin auf der FIFA-Liste - ja eine „Anfassphobie“.

Sportchef Rosen nahm ebenfalls kein Blatt vor den Mund: „Das war eine katastrophale Schiedsrichter-Leistung. Stark für Welz wäre ein guter Wechsel gewesen.“ Wolfgang Stark, der WM-Referee von 2010, war nämlich der vierte Offizielle, und Gisdol verwickelte den 45-Jährigen von Beginn an ständig in Debatten über Entscheidungen von Welz. Diese Zeit nahm sich der Hoffenheimer Chefcoach dann doch, obwohl er später betonte, dass in dieser Begegnung seine Mannschaft ein „brutales Coaching“ gebraucht habe.

Gisdols nicht unübliches Gebaren an der Seitenlinie setzte nach der Verbannung seines Cheftrainers auch dessen Assistent Frank Kaspari fort. Dieser musste dann ebenso wie Gisdol mit ansehen, wie Pierre-Emerick Aubameyang (55.) mit seinem siebten Treffer im sechsten Saisonspiel die Führung von Sebastian Rudy egalisierte (42.). Die Hoffenheimer hatten allerdings auch Glück, dass Welz ein Handspiel von Jeremy Toljan im Strafraum nicht ahndete.

Gisdol hatte sich bereits im vergangenen Dezember über die Zustände in und an der Coaching-Zone vor seiner Trainerbank beschwert und von „dummen Regeln“ im Zusammenhang mit den Vierten Offiziellen gesprochen.