Di Matteo wird Nachfolger von Keller auf Schalke
Gelsenkirchen (dpa) - Der FC Schalke 04 will nach der Trennung von Cheftrainer Jens Keller keine Zeit verlieren. Nachfolger Roberto Di Matteo wird bereits am Mittwoch offiziell vorgestellt, einen Tag später wird der in der Schweiz geborene Italiener erstmals das Training beim Revierclub leiten.
„Mit dem Trainerwechsel möchten wir einen neuen Impuls setzen“, erklärte Schalke-Manager Horst Heldt, der mit dem neuen Coach einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017 vereinbart hat. „Wir sind der festen Überzeugung, dass Roberto Di Matteo das Team stabilisiert und es schafft, unsere Ziele in der Bundesliga und der Champions League zu erreichen.“
Das Debüt auf der Schalker Trainerbank wird der 44 Jahre alte Di Matteo am 18. Oktober im Heimspiel gegen Hertha BSC geben. „Ich war von seiner Vita immer begeistert“, meinte Heldt, der schon „lange mit ihm in Kontakt“ gestanden habe. „Er weiß, wie man mit Stars umgehen muss. Auch in unserer Mannschaft haben wir neben jungen Spielern einige Stars.“
Den größten Erfolg seiner Trainerkarriere feierte der 34-malige italienische Nationalspieler Di Matteo 2012 mit dem Finalsieg in der Champions League gegen Bayern München. Wenige Monate später wurde er beim englischen Premier-League-Club entlassen. Di Matteo ist der dritte italienische Trainer in der Bundesliga nach Giovanni Trapattoni (Bayern München/VfB Stuttgart) und Nevio Scala (Borussia Dortmund) sowie der zwölfte Chefcoach auf Schalke seit September 2004.
„Es ist nicht meine Aufgabe, das zu kommentieren, aber die Verantwortlichen werden sich ihre Gedanken gemacht haben“, sagte Bundestrainer Joachim Löw zur Keller-Beurlaubung. „Für Jens tut es mir leid.“ Mit dem neuen Trainer Di Matteo hatte Löw einst beim FC Schaffhausen zusammengespielt. „Es ist immer schwierig, solche Entscheidungen am Anfang der Saison zu treffen“, meinte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff und zeigte Mitgefühl für Keller: „Er hatte eine schwere Zeit. Es war der Eindruck, dass er immer viel erreichen musste.“
Seit der Beförderung Kellers vom Nachwuchs- zum Chefcoach der Schalke-Profis im Dezember 2012 gab es Diskussionen um ihn. Seine Entlassung schien schon oft (fast) beschlossene Sache gewesen zu sein. Immer wieder hatte Manager Heldt das „Stehaufmännchen“ verteidigt. Und wenn der Druck am größten war, landete Keller mit seinen „Knappen“ Befreiungsschläge und sorgte für Erfolge. So zog Schalke unter seiner Regie zweimal in die Champions League ein. Und das 2:1 im Revierderby gegen den BVB schien zuletzt seine Position gefestigt zu haben.
Nur zwei Siege aus zehn Pflichtspielen, Tabellenplatz elf in der Liga, das Aus im DFB-Pokal und kein Dreier in der Champions League summierten sich zuletzt zu einem Fehlstart und alarmierten die Clubführung.
„Die Leistungen der Mannschaft in den vergangenen Wochen sind immer wieder starken Schwankungen unterlegen gewesen“, sagte Heldt. Auch positive Ansätze wie die sieben Punkte aus der englischen Woche mit dem i-Tüpfelchen des Derbysiegs hätten keine nachhaltige Wirkung gezeigt. „Es fehlt die notwendige Konstanz, um unsere gesteckten sportlichen Ziele zu erreichen. Daher haben wir uns dazu entschieden, einen Schnitt zu vollziehen.“
Besiegelt war das Keller-Aus nach dem 1:2 bei 1899 Hoffenheim am vergangenen Samstag. „Die Entscheidung ist am Sonntag gereift“, sagte Heldt, der sich daraufhin auf den Weg nach London machte. Der Manager berichtete zudem, dass er mit Di Matteo schon im Frühjahr 2013 über eine Verpflichtung gesprochen hatte, als es kriselte und Keller stark in der Kritik stand. Der Italo-Schweizer wollte so kurz nach seiner Entlassung bei Chelsea aber nicht so schnell ein neues Engagement annehmen. Er wird Assistenzcoach Attilio Lombardo und Torwarttrainer Massimo Battara nach Gelsenkirchen mitbringen.
Kritik übte der Bund Deutscher Fußball-Lehrer am Vorgehen der Schalker Verantwortlichen, hinter dem Rücken von Keller dessen Ablösung seit längerem vorbereitet zu haben. „Es ist keine Frage, dass wir davon überrascht sind. Solche Dinge sehen wir als BDFL nicht gern“, sagte BDFL-Präsident Lutz Hangartner. „Jens Keller hatte, auf Deutsch gesagt, keine Chance.“
Keine Ahnung von seiner bevorstehenden Abberufung als Cheftrainer hatte offenbar Keller. „Ich freue mich, ich bin gerne Trainer bei Schalke“, sagte er im TV-Sender Sky noch am Sonntag, einen Tag nach der Pleite bei Hoffenheim. „Wir haben zweimal die Champions League erreicht. Viele Trainer beneiden mich für diesen Job.“