Dortmund setzt auf Piszczek - Klopp: „Triebfeder“

Dortmund (dpa) - Er wirkt unscheinbar, gilt aber als unverzichtbar. Lukasz Piszczek genießt beim deutschen Fußball-Meister aus Dortmund höchste Wertschätzung.

Die vorzeitige Vertragsverlängerung des polnischen Nationalspielers beim BVB bis 2017 veranlasste Trainer Jürgen Klopp zu einer Lobeshymne: „Ich schätze ihn als Menschen und liebe seine Art, Fußball zu spielen. Lukasz ist die Triebfeder für unser Spiel.“

Als gelernter Stürmer entspricht Piszczek dem Anforderungsprofil eines modernen Abwehrspielers, der auch in der Offensive Akzente setzen kann. In 72 Bundesligaspielen für den BVB bereitete er 19 Tore direkt vor. Seine fünf Treffer erzielte er kurioserweise ausnahmslos auswärts. Nach nur wenigen Jahren auf der neuen Position, die er bei seinem damaligen Club Hertha BSC eigentlich nur aushilfsweise einnehmen wollte, braucht er den Vergleich mit renommierten Rechtsverteidigern in Europa nicht zu scheuen.

Nicht zuletzt deshalb halten sich Gerüchte über 15-Millionen-Euro Offerten namhafter Clubs wie Real Madrid. Für eine solch geringe Summe wäre Klopp jedoch nicht bereit, den 27 Jahre alten Dauerrenner ziehen zu lassen. „Wenn ich das lese, denke ich, wir sind doch nicht bei KiK“, scherzte der Fußball-Lehrer mit Bezug auf die niedrigen Preise beim Textil-Discounter.

Auch Piszczek verspürt wenig Lust auf einen Wechsel. Schließlich hat sich für ihn der Wechsel vom damaligen Absteiger Hertha BSC zur Borussia nicht nur finanziell bezahlt gemacht. Wer binnen zwei Jahren als Stammspieler zweimal die Meisterschaft und einmal den DFB-Pokal gewinnt, hat wenig Grund zur Klage. „Man fährt immer mit Lust zum Training.“

Piszczek ist kein Mann lauter Töne. Dem Ehemann und Vater einer Tochter liegt viel daran, sein Privatleben zu schützen. Medientermine beschränkt er deshalb auf das Nötigste. Diese Zurückhaltung hat möglicherweise auch mit einem dunklen Kapitel in seiner Vergangenheit zu tun. Als damals 21-Jähriger ließ er sich beim polnischen Club Zaglebie Lubin nach eigenem Bekunden von älteren Spieler dazu überreden, ein Spiel gegen Krakau für 25 000 Euro zu kaufen, um damit die UEFA-Cup-Qualifikation abzusichern. Zwar stand Piszczek in diesem Spiel nicht im Kader, steuerte aber Geld bei.

Nach Selbstanzeige wurde Piszczek Mitte 2011 vom Bezirksgericht Breslau zu zwölf Monaten Haft auf Bewährung und zu einer Geldstrafe verurteilt. Auch die Sportjustiz urteilte aufgrund seiner Kooperation milde: Die halbjährige Spielsperre für die Nationalmannschaft wurde vom Berufungsgericht des polnischen Fußballverbandes PZPN zwar auf ein Jahr erweitert, aber ebenfalls zur Bewährung ausgesetzt.

Es half Piszczek, dass Trainer und Verein in dieser schweren Zeit hinter ihm standen. Zwar bezeichnete Klopp das Vergehen damals als „kein Kavaliersdelikt“, stellte sich aber hinter seinen Profi. Nicht zuletzt deshalb fühlt sich der Pole der Borussia auf eine besondere Art verbunden. Zudem reizt ihn die sportliche Perspektive des jungen Kaders: „Hier kann man um etwas Großes spielen.“