Eintracht Frankfurt zwischen Euphorie und Ungewissheit

Porto (dpa) - Mit einem leidenschaftlichen Auftritt trotzten die Hessen dem 27-fachen portugiesischen Meister und Europapokal-Stammgast FC Porto im Zwischenrunden-Hinspiel der Europa League ein 2:2 (0:1) ab.

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Heribert Bruchhagen klopfte Armin Veh ein paar Mal ungläubig auf den Rücken. Die beiden Protagonisten der Frankfurter Eintracht konnten selbst nicht richtig glauben, was sie im Estádio do Dragão zuvor erlebt hatten. Im Rückspiel in der kommenden Woche haben sie daheim nun alle Chancen, erstmals seit der Saison 1994/95 auf internationaler Ebene wieder das Achtelfinale zu erreichen.

Zum Feiern blieb den Eintracht-Profis aber keine Zeit. Schon am Sonntag steht in der Bundesliga das richtungsweisende Spiel gegen den Abstiegskonkurrenten Werder Bremen an. „Die Spieler waren sofort im Bett“, berichtete Sportdirektor Bruno Hübner am Freitagvormittag im schmucken Teamhotel. Das Leeren der einen oder anderen Flasche Portwein blieb so den Verantwortlichen überlassen. „Ich glaube eher, dass der Abend im Präsidium ein paar Blessuren hinterlassen hat“, scherzte Veh gut zwölf Stunden nach dem Spiel bestens gelaunt im passend zu den Vereinsfarben rot-weiß gestrichenen Raum „Dão“ des Hotels.

Doch was bedeutet dieses 2:2 nach 0:2-Rückstand wirklich? Für die Chancen aufs Weiterkommen auf der einen, für das Duell gegen Bremen auf der anderen Seite? „Wir wissen es nicht“, sagte Vorstandsboss Bruchhagen, „wir haben keinerlei Erfahrungswerte“.

Und so schwankten sie bei der Eintracht zwischen Euphorie über ein weiteres „Europapokal-Highlight“ und Skepsis, wie die Mannschaft den aufopferungsvollen Kampf von Porto bis zum Werder-Spiel nur drei Tage später wegstecken wird. „Im Moment sind wir alle müde“, gestand Defensivspieler Marco Russ, der im Rückspiel gelbgesperrt fehlen wird. „Aber ein solches Ergebnis gegen eine so starke Mannschaft pusht natürlich auch ungemein.“

Auch Veh ist zuversichtlich, dass seine Spieler gegen Bremen voll da sein werden. „Wenn du erfolgreich spielst, regenerierst die schneller“, meinte der Frankfurter Trainer. „Ich gehe davon aus, dass wir frisch sind.“ Große Änderungen plant der Eintracht-Coach nicht. „Es kann schon sein, dass wir wieder so spielen.“

Doch der Blick geht natürlich auch schon in Richtung Rückspiel. Ein bisschen träumen darf erlaubt sein nach dem Remis beim zweimaligen Königsklassen-Champion, bei dem Joselu (72. Minute) und ein Eigentor durch Alex Sandro (77.) die 2:0-Führung der Gastgeber durch Treffer von Ricardo Quaresma (44.) und Silvestre Varela (68.) wettmachten. „Wir haben jetzt eine greifbare Chance, die wollen wir nutzen“, sagte Finanz-Vorstand Axel Hellmann. „Wir haben unsere Ausgangsposition verbessert, aber es wird verdammt schwer gegen einen übermächtigen Gegner“, meinte Hübner.

Vor der Partie im mit 25 107 Zuschauern nur halb besetzten EM-Stadion von 2004 hatten sich die Hessen selbst nur wenig Chancen ausgerechnet. Mit Kind und Kegel waren sie nach Portugal gereist, es wirkte so, als wollte die große Eintracht-Familie den letzten internationalen Auftritt für womöglich lange Zeit noch einmal richtig genießen. Aber plötzlich scheint alles möglich, auch ein Achtelfinale gegen den Gewinner der Zwischenrunden-Partie zwischen Swansea City und dem SSC Neapel, die sich in ihrem Hinspiel 0:0 trennten.