Eintracht kaum noch zu retten - Fans randalieren

Mainz (dpa) - Der Trainer ratlos, das Team desolat und die Fans auf den Barrikaden: In der größten Krise seit dem Wiederaufstieg 2005 gibt es für die Frankfurter Eintracht kaum noch Hoffnung auf die Rettung in der Fußball-Bundesliga.

Nach der indiskutablen Leistung der Hessen beim 0:3 (0:3) im Rhein-Main-Derby in Mainz kam es bei der Rückkehr der Mannschaft am Frankfurter Stadion zu Ausschreitungen einiger gewaltbereiter Anhänger. Eine zunächst geplante Aussprache zwischen Trainer Christoph Daum, den Spielern und den Fans wurde angesichts der hoch explosiven Mischung abgesagt. Der Traditionsclub vom Main liegt zwei Spieltage vor dem Saisonende in Trümmern.

„Wenn man das Tabellenbild sieht, dann gehen bei uns jetzt alle Alarmglocken an“, sagte Daum, der seit seinem Amtsantritt am 23. März viel umgekrempelt, aber nichts bewirkt hat. Letztmals gewannen die Frankfurter noch unter Daums Vorgänger Michael Skibbe mit 2:1 gegen den FC St. Pauli. Nach Skibbes Entlassung folgten unter dem in Frankfurt wie ein Messias empfangenen Daum zwei Niederlagen und drei Remis - gleichbedeutend mit dem Absturz auf den Relegationsplatz. Selbst Platz 17 ist nur noch zwei Punkte entfernt.

„Die Situation war prekär für uns und ist jetzt natürlich noch prekärer“, sagte Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen. Mit der Verpflichtung Daums ist der starke Mann bei der Eintracht auch über seinen eigenen Schatten gesprungen. Die nicht Bundesliga reife Leistung der Mannschaft am Samstag zeigte, dass sich Bruchhagen mit dieser Personalie wohl vergaloppiert hat.

Der sichtlich entsetzte Daum gestand ein, dass für die Eintracht nun „Überlebenskampf pur“ begonnen hat - doch wie der 57-Jährige das völlig leblose Team bis zum „persönlichen Endspiel“ für die Frankfurter gegen den 1. FC Köln am kommenden Samstag wieder aufrichten will, ist schleierhaft. „Ich muss sicherlich einige kritische, harte, vielleicht auch für die Spieler schmerzliche Worte äußern“, sagte Daum, „aber grundsätzlich befinden wir uns gemeinsam in dieser Situation. Es bringt jetzt überhaupt nichts, öffentlich zu einem Rundumschlag anzusetzen.“

Stattdessen gab er seinen Spielern für Sonntag und Montag frei, wohl auch, um die Profis erst einmal aus der Schusslinie der aufgebrachten Anhänger zu nehmen. Diese hatten sich in Mainz bereits zur Pause beim Stand von 0:3 nach Toren von Andreas Ivanschitz (26.) und Elkin Soto (39., 45.) abgewandt und in Scharen das Stadion verlassen. In Frankfurt warteten dann rund 200 Fans auf den Mannschaftsbus, knapp 40 randalierten rund um das Stadion. Die Polizei musste einen Warnschuss abgeben, um die Situation zu beruhigen.

„Wir sind jetzt gefordert, uns bei den Fans zu Hause gegen Köln wieder zu rehabilitieren“, forderte Daum, der gegen seinen Ex-Club aber auch noch auf Sebastian Rode verzichten muss. Der Verteidiger sah kurz vor der Pause nach einer Notbremse gegen Florian Heller die Rote Karte.

Beim Lokalrivalen Mainz 05 nahm man den Niedergang des einst großen Nachbarn mit Bedauern zur Kenntnis, berauschte sich aber lieber an der eigenen Galavorstellung vor der Pause. „Es war fantastisch, wie die Jungs da aufgetreten sind“, schwärmte Trainer Thomas Tuchel. Der FSV liegt zwei Spieltage vor Schluss fünf Punkte vor dem 1. FC Nürnberg und hat den Sprung in die Europa League damit so gut wie sicher. „Das ist ein großer Tag für Mainz 05“, sagte FSV-Präsident Harald Strutz.