Auch Fach beurlaubt Ende nach nur fünf Monaten: Meier muss in Darmstadt gehen
Darmstadt (dpa) - Beim SV Darmstadt 98 ticken die Uhren eben doch nicht anders. Entgegen ihres beliebten Slogans sind die „Lilien“ modernen Branchenmechanismen gefolgt und haben Trainer Norbert Meier und Sportchef Holger Fach beurlaubt.
„Wir sind nach dem gestrigen Spiel und der anschließenden Analyse zu der Auffassung gekommen, dass wir neue Impulse brauchen, um dem Negativtrend entgegenwirken zu können“, sagte Präsident Rüdiger Fritsch einen Tag nach dem 0:2 im Kellerduell der Fußball-Bundesliga gegen den Hamburger SV. „Daher haben wir uns für diesen Schritt entschieden.“
Für die Südhessen war es am Sonntag bereits die sechste Pflichtspiel-Niederlage in Serie. Ramon Berndroth, der Sportliche Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, übernimmt interimsmäßig die kriselnde Mannschaft, die auf den Relegationsplatz zurückgefallen ist. Darmstadt tritt am Samstag bei Aufsteiger SC Freiburg an. Der 64-jährige Berndroth hatte bereits bei den Kickers Offenbach und beim FSV Frankfurt gearbeitet und war 1991 bis 1997 Co-Trainer bei Eintracht Frankfurt. Seine Assistenten sind nun Kai Peter Schmitz und Dimo Wache, der Torwarttrainer bleibt.
Fritsch will sich in einer Pressekonferenz an diesem Dienstag (13.30 Uhr) am Böllenfalltor zu der Entscheidung ausführlich äußern. Über Meiers und Fachs unfreiwilligen Abgang hatten zunächst „Bild“ und Hit Radio FFH berichtet.
Meier, zuvor bei Arminia Bielefeld, hatte im Sommer die Nachfolge von Erfolgscoach Dirk Schuster angetreten. Schuster, inzwischen beim FC Augsburg, war mit den Südhessen von der 3. in die 1. Liga durchmarschiert und hatte zur Überraschung der Experten den Abstiegskandidaten Nummer eins im Oberhaus gehalten. Ex-Nationalspieler Fach hatte ebenfalls erst zu dieser Saison die Stelle als Sportlicher Leiter übernommen.
Meier ist der fünfte Chefcoach, der in dieser Bundesliga-Saison frühzeitig gehen muss. Er hatte sich zuletzt ein peinliches Aus im DFB-Pokal beim Viertligisten FC Astoria Walldorf geleistet. Danach gewann das Team um Kapitän Aytac Sulu auch in der Liga nicht mehr.
Beim erneuten Rückschlag gegen Hamburg hatten die Fans bereits lautstark Meiers Rauswurf gefordert. Vereinsboss Fritsch war zu diesem Zeitpunkt offensichtlich noch hin- und hergerissen. Man überlege, ob man beim SV Darmstadt 98 den „einfachsten Reflexen“ des Geschäfts nachgeben solle, sagte er. „Nur weil das seit Jahrzehnten im Fußball so ist, weiß ich nicht, ob man das umsetzen muss.“
Die Darmstädter waren in der vergangenen Saison so etwas wie die „Kampfmonster“ der Liga und mit ihrem altmodischen Stadion auch eine Attraktion. Fritsch sagte am Sonntagabend auch: „Der Mannschaft ist vom Kämpferischen nichts vorzuwerfen.“ Ähnlich erklärte es Meier selbst. Die Fans sahen das anders: „Wir woll'n euch kämpfen sehen!“, skandierten sie immer wieder.
Qualitativ hat Darmstadt den wohl schwächsten Kader der Liga. Meier drückte es nach der Niederlage gegen den HSV so aus: „Wir sind nicht die Mannschaft, die den Gegner komplett aus den Angeln hebt.“ Sein Nachfolger wird nun auch nicht damit rechnen können, dass die „Lilien“ mit ihren bescheidenen finanziellen Mitteln in der Winterpause die Mannschaft massiv verstärken.
Dass man gegen den Abstieg spielen würde, sei zum Saisonbeginn klar gewesen, so Fritsch. Doch eine Jobgarantie gab es für den Trainer nach der erneuten Heimpleite nicht mehr. „Wir schauen da schon ganz genau hin“, sagte der 98-Präsident, ehe er am Montag handelte. Unter Meier war der Mannschaft zuletzt auch der Glaube an die eigene Stärke abhanden gekommen.