Ex-Nationalspieler Hanke: Nur noch ein Joker

Hannover (dpa) - Vom Nationalspieler zum Bankdrücker: Die Karriere von Mike Hanke steckt in einer Sackgasse. Mit drei Joker-Toren machte der Angreifer zuletzt wieder auf sich aufmerksam.

Der effektivste Stürmer der Fußball-Bundesliga ist kein glücklicher Mensch. Alle 29 Minuten schoss Mike Hanke rein rechnerisch vor dem 16. Spieltag ein Tor, das schaffte sonst keiner. Das Problem ist nur, dass der ehemalige Nationalspieler bis Anfang Dezember zusammengerechnet nicht einmal auf 90 Minuten Einsatzzeit kam.

Der teuerste Transfer in der Vereinsgeschichte von Hannover 96 ist seit langem nur noch ein Bankdrücker. Immerhin: Als Joker zeigte Hanke zuletzt gewisse Qualitäten und traf bei drei Kurzeinsätzen dreimal.

Hanke war lange Zeit nicht zum Scherzen zumute, doch nach dem dritten Saisontreffer beim 2:1-Sieg gegen Mönchengladbach ulkte der 27-Jährige selbstironisch: „Die ganze Bundesliga ist hinter mir her, Bayern München, alle. Ich kann mich kaum retten vor Angeboten. Von daher muss ich mich irgendwann mal entscheiden.“

Tatsächlich hält sich das Interesse an dem fast schon ausrangierten Stürmer in überschaubaren Grenzen. Der zwölfmalige Nationalspieler war bei 96 nicht mehr gefragt, und bei Spitzenclubs erst recht nicht. Stattdessen wurden und werden Vereine aus der Schweiz und aus Österreich mit Hanke in Verbindung gebracht.

Die 96-Verantwortlichen hatten schon im Sommer signalisiert, den für rund 4,5 Millionen Euro aus Wolfsburg geholten Stürmer vorzeitig ziehen zu lassen. Es fand sich nur kein zahlungswilliger Interessent. So blieb Hanke in Hannover, rückte aus Mangel an Alternativen zuletzt wieder in den Kader und wurde bei Kurzeinsätzen von den eigenen Zuschauern ausgepfiffen.

Wenn ein Stürmer ins Tor trifft, dann ist er allerdings auch schnell wieder ein Liebling der Fans. Schon beim Siegtreffer in der Nachspielzeit der Partie gegen den Hamburger SV feierten die 96-Anhänger den zuvor ausgebuhten Angreifer. Danach traf er noch gegen Freiburg und Mönchengladbach.

„Jetzt habe ich mal 30 Minuten gespielt, aber ich bin immer noch unzufrieden“, sagte Hanke. „Ich muss eine Perspektive haben, länger zu spielen. Das habe ich hier oft nicht gehabt, war teilweise nicht mal im Kader.“

Ins Konter-Konzept von Trainer Mirko Slomka passt Hanke als wuchtiger Strafraumstürmer jedenfalls nicht. Didier Ya Konan und Mohammed Abdellaoue und neuerdings Jan Schlaudraff sind vor Hanke dran. „Der Trainer macht alles richtig“, sagte Hanke voller Einsicht über den Coach: „Da kann ich keine Ansprüche stellen.“

Der Trainer erklärte: „Anders als Mike können Didier Ya Konan und Mohamed Abdellaoue mehrere Systeme spielen.“ Dennoch sei er froh, „dass wir auch ihn im Kader haben“. Das finden im übrigen auch die Mitspieler. „Er war immer Teil unserer Mannschaft und wichtig“, berichtete Christian Schulz. Und Sergio Pinto sagte: „Es wäre ärgerlich, wenn er uns im Winter verlassen würde.“

Am Ende der Saison läuft der gut dotierte Vertrag des Stürmers aus. Am liebsten würde Hanke aber wohl schon im Winter wechseln. Es wäre die letzte Chance für Hannover, zumindest ein bisschen von der hohen Ablöse zurückzuholen. Mit jedem weiteren Joker-Tor Tor dürfte die Nachfrage steigen.