Frankfurt feiert seinen Torschützenkönig Meier
Frankfurt/Main (dpa) - Alexander Meier hatte eine Gänsehaut. Wenige Minuten nach dem Frankfurter 2:1 (2:1)-Sieg gegen Bayer Leverkusen humpelte der neue Torschützenkönig der Fußball-Bundesliga zu seiner Ehrung.
Was in diesem Moment um ihn herum passierte, bewegte den verletzten Eintracht-Stürmer noch mehr als der langersehnte „erste Titel meiner Karriere“. Die Fans riefen immer wieder: „Alex Meier, Fußball-Gott“. Auf der Anzeigetafel wurde noch einmal jedes einzelne seiner 19 Saisontore eingespielt. Und auch seine Teamkollegen hatten sich etwas einfallen lassen.
Jeder Frankfurter Spieler trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Alex Meier - Torschützengott“, als sie alle gemeinsam ein Transparent ausrollten. „What if God was one of us? AM14“ (Was, wenn Gott einer von uns wäre) stand darauf in Anlehnung an einen Popsong von Joan Osborne geschrieben. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, sagte Meier. „Ich will einfach nur Danke sagen an die Mannschaft, an das Trainerteam und an die Fans. Das ist ein ganz besonderer Moment. Darauf bin ich stolz.“ In manchen Stadien geht die Verleihung der Torjägerkanone gern mal unter an einem letzten Bundesliga-Spieltag. In Frankfurt fragte man sich am Samstag, was erst an Ehrerbietung passieren soll, wenn dieses Vereinsidol seine Karriere beendet.
Meiers Geschichte ist eine ganz besondere. Denn das letzte seiner 19 Tore schoss er am 14. März beim 4:0-Sieg gegen Paderborn. Anfang April musste er an der Patellasehne operiert werden. Seitdem ging der 32-Jährige Woche für Woche davon aus, dass irgendjemand ihn noch einholen würde in der Torschützenliste. Doch das passierte auch am letzten Spieltag nicht mehr. „Eintracht Frankfurt ist stolz auf Alex Meier“, rief der Vorstandsvorsitzende und große Meier-Freund Heribert Bruchhagen mit brüchiger Stimme in das Stadionmikrofon.
Zu dieser Geschichte gehört allerdings auch, dass der Frankfurter Torjäger nicht nur die letzten Wochen der Saison verpasst hat. Am Anfang setzte Thomas Schaaf ihn nur auf die Bank, der neue Trainer plante zunächst mit Takashi Inui im Zentrum des Eintracht-Spiels. Zumindest einige der atmosphärischen Störungen zwischen Mannschaft und Trainer gehen auf diese Phase zurück. Doch am Samstag sah es so aus, als hätte eine turbulente und äußerst wechselhafte Saison sowohl für Meier als auch für Schaaf noch ein versöhnliches Ende gefunden.
Stand jetzt wird der erfahrene Fußball-Lehrer die Eintracht auch in der kommenden Saison trainieren. Die Skepsis ist zwar nach wie vor vorhanden in Teilen des Vereins. Doch Bruchhagens Unterstützung und der Blick auf die Fakten haben Schaafs Position gestärkt. Nach Toren von Haris Seferovic (4.) und Alexander Madlung (39.) sowie Leverkusens Karim Bellarabi (6.) sprang ein durch großes Verletzungspech geschwächtes Team am Ende noch auf Platz neun der Tabelle. 43 Punkte sind eine deutlich bessere Ausbeute, als sie der in Frankfurt von allen verehrte Armin Veh vorweisen konnte (36).
„Wir wissen, dass wir noch zu viele Fehler machen, zu viele Gegentore und zu viele Auswärtsniederlagen kassiert haben“, sagte Schaaf. „Aber wir haben auch heute wieder den Beweis dafür erbracht, dass Leben und Bewegung in unserem Spiel steckt. Bei uns findet etwas statt.“
Der Trainer hat dem Verein bereits eine dezidierte Liste mit möglichen Verstärkungen vorgelegt. Einer der ersten Namen darauf wurde mit dem Leverkusener Stefan Reinartz bereits verpflichtet. Für die Abwehr, das linke Mittelfeld und den Sturm sucht die Eintracht ebenfalls noch neue Spieler. „Der Trainer will Erfolg, die Mannschaft genauso“, sagte Meier dem „Kicker“. „Dazu braucht er nicht unser bester Freund zu sein. Schaaf ist ein hochprofessioneller Trainer.“