Freiburgs Teamplayer Dutt im Popularitätshoch
Freiburg (dpa) - Der SC Freiburg im Höhenflug und Robin Dutt im Popularitätshoch: Nach dem Vorrücken des Bundesligisten bis auf den vierten Tabellenplatz steht auch der Fußball-Lehrer immer mehr im Fokus.
Doch der 45-Jährige selbst ist der Letzte, der den ungeahnten Erfolg der Badener nur auf sich beziehen würde. „Ich bin nur ein Teil. Man wird dem Fußball generell nicht gerecht, wenn man es auf den Trainer reduziert“, sagt er vor dem Spitzenspiel gegen Tabellenführer Borussia Dortmund.
Ohnehin redet der Schwabe mit indischen Wurzeln lieber über Fußball als über sich selbst. Er ist ein absoluter Teamplayer und überlässt die Beurteilung seiner Qualitäten anderen. So sagt sein Co- Trainer Damir Buric, der mit Unterbrechungen schon seit den 90er Jahren beim Sportclub arbeitet: „Es ist mir fast unangenehm, über Robin Dutt zu sprechen. Denn das kann ich nur in Superlativen tun. Ich habe viele Trainer erlebt, er ist aber mit Abstand der beste von allen.“
Dutt, der im vierten Jahr in Freiburg arbeitet und den Club 2009 zurück ins Oberhaus führte, sei „nie zufrieden. Er will immer das Maximum. Und er ist sehr innovativ“, erklärt Buric. „Er arbeitet mit allen technischen Hilfsmitteln, tickt immer auf dem neuesten Stand.“ Jede Kleinigkeit, jede Eventualität sei wichtig, Dutt wolle die Zufälle weitestgehend minimieren. „Er fragt sich pausenlos, was alles passieren könnte. Wenn wir über Details reden, blüht er auf.“
Der Chefcoach selbst bekommt eher leuchtende Augen, wenn er über andere spricht - seine Spieler um den Toptorjäger Papiss Cissé und seine Mitarbeiter. „Die Mannschaft ist es, die Enormes leistet. Sie hat einen sehr guten Teamgeist, aber inzwischen auch ein taktisch gutes Rüstzeug“, sagt Dutt. „Und dann haben wir ein Trainerteam, das qualitativ auf einem sehr guten Stand ist.“
Doch die Freiburger wollen kein großes Aufsehen um das Vorrücken ins obere Drittel der Bundesliga machen. „Wir reißen uns nicht um die Aufmerksamkeit. Wir genießen es, in Ruhe arbeiten zu können“, sagt Dutt. „Man kann hier filmen oder das Training verfolgen. Wir tun unsere Pflicht. Wir werden uns aber nicht für eine Geschichte vom Kirchturm abseilen“, betont er und sieht darin nicht einmal etwas Außergewöhnliches. „Viele Trainer suchen immer mehr die Mitte. Sie wollen bei einem Sieg keine Saltos schlagen oder bei Niederlagen wie ein Häufchen Elend in der Ecke sitzen, sondern lediglich bewerten.“
Dutt weiß, was er an der Ruhe in der Universitätsstadt Freiburg hat. Er schätzt die regionale und mediale Abgeschiedenheit. Selbst vor der Begegnung gegen Dortmund verfolgen nur die üblichen paar Verdächtigen das Training. Er selbst gibt sich mit steigendem Erfolg eher wortkarger. Kürzlich verweigerte er Interviews nach einem Bundesligaspiel, gab lediglich einen rekordverdächtig kurzen Kommentar ab. Auch Nachfragen taktischer Art waren nicht gestattet. Und Fragen zur Aufstellung beantwortet er grundsätzlich nie. Was anderswo für Empörung sorgen würde, ist im Biotop Freiburg kein Problem. Die Ausschläge Erfolg oder Misserfolg sind hier gering.
In der vergangenen Saison konnte Dutt selbst nach einer Serie von zwölf Spielen ohne Sieg in Ruhe weiterarbeiten und führte den SC am Ende zum Klassenverbleib. „Es ist ein Riesenvorteil für Freiburg, dass der Club von oben nach unten gut strukturiert ist. Bei schlechten Ergebnissen gibt es keine Panik“, sagt SC-Kapitän Heiko Butscher. Das würde Dutt wohl ohne weiteres unterschreiben.