Frontmann des VfB: Bobic kämpft gegen die Krise

Stuttgart (dpa) - Schon auf dem Fußballplatz war er ein leidenschaftlicher Kämpfer, doch auch als Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart gibt Fredi Bobic nicht klein bei.

In der sportlichen VfB-Krise mögen der Präsident Erwin Staudt und Teile der Mannschaft abtauchen - der frühere Nationalstürmer wirft sich den Turbulenzen entschlossen entgegen. „Du musst Dich solchen Situationen stellen, sonst hast Du schon verloren“, sagt Bobic inmitten des Abstiegskampfs.

Der 39-Jährige räumt beim Tabellenvorletzten auf und hat im Ringen um den Klassenverbleib den „Neuanfang“ ausgerufen. Die Wohlfühloase VfB, in denen es sich satte Profis und bequeme Mitarbeiter gemütlich machen, soll es nicht mehr geben. Spätestens bei der Vorstellung des neuen Cheftrainers Bruno Labbadia zeigte sich kürzlich, wie forsch der Europameister von 1996 zur Sache geht.

Als gefragt wurde, ob es neben der Trennung von Labbadia-Vorgänger Jens Keller noch weitere Mitglieder des Trainerteams treffen würde, antwortete der sonst so eloquente, aber derzeit angeschlagene Vereinschef Staudt nur schwammig. Er fühlte sich offensichtlich unwohl und vermittelte den Eindruck, als wollte er den Presseraum des Stuttgarter Stadions schnellstmöglich verlassen. Doch Bobic, der für seinen Herzensclub VfB einst 148 seiner 285 Bundesliga-Spiele bestritt, war das zu wenig.

„Da gehe ich mal rein“, sagte der frühere Torjäger und nahm Staudt das Wort ab: Bis auf den Torwarttrainer Eberhard Trautner würde vom alten Team keiner bleiben. Selbst den Teambetreuer Jochen Rücker, seit 23 Jahren beim VfB, sortierte er aus. „Ich scheue mich nicht davor, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen, die vielleicht zu lange hinausgeschoben wurden“, erklärte Bobic.

Der Nachfolger von Horst Heldt ist in der Krise der absolute Frontmann der taumelnden Schwaben. Und muss nach knapp fünf Monaten im Amt doch aufpassen, nicht selbst mit abzustürzen. Labbadia war sein Wunschkandidat. Geht dessen Mission Klassenverbleib schief, hat auch Bobic ein großes Problem. Er hat sich nach seiner Rückkehr als Manager Ende Juli ohnehin schon angreifbar gemacht: Ex-Coach Keller, von ihm nach der Beurlaubung von Christian Gross befördert, war nur 60 Tage im Amt. Und bei den Spielertransfers erwies sich der italienische Altstar Mauro Camoranesi bisher als Flop.

Als Manager ist Bobic noch ein Neuling - und wirkte in der Krise zuletzt zunehmend gereizt. Doch auch beim emotionalen Ex-Profi hat alles seine Grenzen. Die Proteste der wütenden Fans im Anschluss an die 3:5-Niederlage gegen den FC Bayern München wollte er in dieser Form nicht akzeptieren. Das sei der falsche Umgang mit dem Abstiegskampf. „Wir müssen nun alle zusammenstehen“, forderte Bobic. Die „Stuttgarter Nachrichten“ fragten ihn neulich, welche Schlagzeile er am Saisonende gerne lesen würde. „Der VfB Stuttgart hat ein Seuchenjahr gut überstanden“, antwortete Bobic. Für die Winterpause hat er Neuzugänge angekündigt. Sie müssen einschlagen.