Köln-Krise Frustrierter Stöger fordert Klarheit vom FC

Köln (dpa) - Vertraut mir oder entlasst mich einfach: Mit dem Rücken zur Wand hat sich Peter Stöger den Frust der letzten Wochen von der Seele geredet und vom Verein in bemerkenswerter Offenheit eine Entscheidung verlangt.

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In absehbarer Zeit will der Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln Klarheit über seine Zukunft haben. Zudem bemängelte er mit ungewohnt harschen Worten den Umgang miteinander beim Tabellenletzten. Derweil stellte der FC das Werben um Sportchef Horst Heldt „aus Respekt vor Hannover 96“ offiziell ein.

Somit dauert das Warten auf einen Nachfolger von Jörg Schmadtke an - und durch das sportliche Vakuum vielleicht auch der Schlingerkurs mit Stöger. Auf Ultimaten oder eine mögliche Entlassung auf Raten hat der 51-Jährige aber keine Lust mehr. „Ich könnte mit jeder Entscheidung leben. Aber es muss eine her“, forderte er am Donnerstag.

Kölns Geschäftsführer Alexander Wehrle reagierte gelassen auf den Vorstoß. „Dass eine baldige Entscheidung für ihn wünschenswert ist, habe ich vernommen. Aber wir haben gemeinsam vereinbart, dass wir jetzt nur noch von Spiel zu Spiel schauen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Stöger äußerte auch Kritik am Miteinander in Köln. „Wir haben uns schon von ein paar Werten, die wir in den letzten Jahren gelebt haben, wie zum Beispiel Vertrauen, Respekt und Verantwortung ein Stück weit losgelöst“, sagte er. „Es ist leider im Moment schwierig, diese Werte beisammen zu halten. Und das geht leider Gottes in alle Bereiche. Da haben wir in der ganzen Besetzung ein bisschen Nachholbedarf.“ Der ausdrücklich von der Kritik ausgeschlossene Wehrle meinte: „Ich weiß nicht, wen er meint und an welche Beispiele er denkt. Grundsätzlich haben wir eine Charta, nach deren Werten wir leben wollen.“

Das größte Problem derzeit sei die Unsicherheit, monierte Stöger, der von der Vereinsführung nur eine Jobgarantie für das nächste Spiel bei Schalke 04 (Samstag, 15.30 Uhr) bekommen hat. Wochenlang hatte der Verein trotz der beispiellosen Talfahrt mit nur zwei Punkten aus 13 Spielen am Österreicher festgehalten. Vor der vergangenen Woche bekam er eine offizielle Gnadenfrist für zwei Spiele, nun steht er endgültig vor einem Endspiel.

Dass man sich nun auf einen Kurs festlegt, „wäre auch für mich wichtig. Aber entscheidend sind die Spieler und der Staff. Dort herrscht richtige Unsicherheit. Diese Ungewissheit ist ein Szenario, das nicht optimal ist.“ Er habe „das Gefühl, dass wir in einer Situation sind, in der Klarheit das oberste Gebot sein sollte“, sagte Stöger. „Es wäre gut, klare Aussagen zu treffen, weil dies Sicherheit gibt. Diese Sicherheit ist derzeit nicht zu fühlen.“

Dies liegt natürlich auch daran, dass der Posten des Sportchefs fünf Wochen nach Jörg Schmadtkes Rückzug weiter vakant ist. Im Kampf um Heldt zog sich der FC am Donnerstag zurück. Der gebürtige Rheinländer sei „für die zur Rückrunde zu besetzende Position des Geschäftsführers beim FC keine Option mehr“, teilte der FC mit.

Beschäftigen muss sich der neue Sportchef auch mit dem vorübergehenden Trainings-Ausschluss von Fitness-Coach Benjamin Kugel, der auch für die Nationalmannschaft arbeitet. „Der Faktor Vertrauen war für mich nicht mehr so gegeben. Deshalb habe ich ihm gesagt, es würde uns beiden gut tun, wenn wir uns in den nächsten Tagen nicht über den Weg laufen“, begründete Stöger die Maßnahme: „Das war, und das kommt bei mir selten vor, eine Aktion, die im zwischenmenschlichen Bereich angesiedelt ist.“