Ärger über Scholl Fußball nebensächlich nach Bayer-Sieg beim VfB
Stuttgart (dpa) - Mehmet Scholl war nicht mal anwesend, für großen Ärger sorgte der Ex-Nationalspieler beim VfB Stuttgart aber trotzdem. Mehr als das verdiente 0:2 gegen Bayer 04 Leverkusen erregte der 47-Jährige nach der Partie die Gemüter der Schwaben.
Seine provokanten Aussagen zur jungen Trainer-Generation in der Fußball-Bundesliga provozierten. Als „absolute Grütze“ bezeichnete VfB-Manager Michael Reschke die überzogene Kritik Scholls, der auch Stuttgarts Hannes Wolf im Bayerischen Rundfunk angegriffen hatte.
„Wir fahren gegen die Wand“, legte Scholl in der „Bild“ sogar noch einmal nach. „Studenten haben die Nachwuchsleistungszentren und unsere große Liebe, den Fußball, übernommen“, warnte der 47-Jährige vor jungen Trainern wie Wolf oder Schalkes Domenico Tedesco.
Wolf war eigentlich schon mit der Aufarbeitung der ersten Heimpleite in diesem Jahr beschäftigt, als er sich dann mit Scholl herumschlagen musste. „Dass er sich als Ex-Profi über Trainer stellt, die selbst keine Profis waren, ist grenzwertig“, konterte der 36-Jährige. Dabei plagen den jungen Coach schon die sportlichen Sorgen seines Clubs. Lediglich einen Punkt sammelte der VfB in den vergangenen drei Spielen. Und die Aussichten bis zur Winterpause sind nun äußerst dürftig: Nach einer Auswärtspartie am Mittwoch in Hoffenheim kommt am nächsten Samstag noch Rekordmeister FC Bayern München nach Stuttgart.
Ärger gab es auch auf der anderen Seite. Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler machte trotz des Siegs wieder einmal seinen Unmut über den Schiedsrichter Luft. Wenig zu meckern hatte nach einem langen Fußballabend eigentlich nur Heiko Herrlich, Wolfs Trainerkollege von Bayer Leverkusen. Der 46-Jährige begab sich spät in der Nacht fast rundum zufrieden mit seiner Mannschaft auf den Rückweg ins Rheinland. Seit zehn Spielen ist Herrlich mit seinem Team in der Liga nun unbesiegt, zumindest für einige Stunden durfte Bayer 04 sogar auf einen Champions-League-Platz vorrücken.
Dennoch hatte auch Herrlich nach der Partie ein paar Sorgenfalten. Vor allem ein möglicher Ausfall von Offensivspieler Julian Brandt belastete die Stimmung. Der 21-Jährige war in der 70. Minute von Stuttgarts Santiago Ascacibar rüde gefoult worden und humpelte anschließend vom Platz. Der Argentinier sah dafür lediglich Gelb. Das sorgte nicht nur bei Völler für Unverständnis. Schließlich hatte Leverkusens Wendell für eine fast identische Aktion am vergangenen Wochenende gegen Dortmunds Gonzalo Castro die Rote Karte gesehen.
Eurosport-Experte Matthias Sammer warf Schiedsrichter Deniz Aytekin und seinem Videoassistenten „klares Versagen“ vor. Auch Völler fragte sich gefrustet: „Wo war der Video-Assistent?“. Brandts Fleischwunde muss in Leverkusen nun genauer untersucht werden. Herrlich war zwischenzeitlich so wütend, dass er eine Flasche auf den Boden schleuderte - und von Aytekin dafür hinter die Bande geschickt wurde.
Später sagte der Coach zwar sorry, etwas scherzhaft aber auch: „Andere Trainer haben ja auch schonmal Flaschen auf die Zuschauer geschmissen, ohne dass sie dafür einen Platzverweis bekommen haben.“ Immerhin musste Herrlich sich im Anschluss nicht auch noch mit Aussagen von Mehmet Scholl herumplagen. Er war ja schließlich selbst mal Profi.