Generalprobe des FC Bayern vor den Pflichtwochen
München (dpa) - Den ersten kleinen Rückschlag unter seiner Ägide will Pep Guardiola blitzschnell vergessen machen.
Nach der Supercup-Niederlage bei Borussia Dortmund verbreitet der Starcoach demonstrative Gelassenheit - Unruhe schon vor dem Ligastart ist schließlich das letzte, was sie beim FC Bayern derzeit gebrauchen können. Die verpatzte Pflichtspiel-Premiere hat nun immerhin den Nebeneffekt, dass dem Audi-Cup am Mittwoch und Donnerstag in der heimischen Allianz Arena größere psychologische Bedeutung zukommt.
Im Mittelpunkt dürfte aber erneut vor allem Präsident Uli Hoeneß stehen: Nach der Anklage der Staatsanwaltschaft bekommt die Steuer-Sünde des 61-Jährigen neue Brisanz. Und auch die Frage, ob Hoeneß weiterhin als Vereinschef und Aufsichtsratsboss der ausgegliederten Profi-AG haltbar ist, dürfte erneut auf die Tagesordnung rücken.
„Wir haben gemerkt, wie schwierig es ist, immer zu gewinnen“, sagte Guardiola angesprochen auf die hohe sportliche Erwartungshaltung. Der Spanier mahnte: „Wir müssen nach vorn sehen.“ Beim internationalen Fußball-Turnier, das nach 2009 und 2011 zum dritten Mal in München ausgetragen wird, sind neben den Bayern auch Manchester City, der AC Mailand und der FC Sao Paulo am Start - das brasilianische Spitzenteam ist am Mittwoch gleich Bayerns Halbfinalgegner.
„Wir werden unsere kleinen Fehler korrigieren“, versprach Guardiola nach dem 2:4 beim nationalen Widersacher BVB; vor allem die noch ersatzgeschwächte Defensive sah schlecht aus. Die Bayern analysierten dennoch: Kein Grund zur Besorgnis. „Wir sind noch in der Vorbereitung und werden uns verbessern“, meinte Toni Kroos.
Erstmals in der Vorbereitung überhaupt kann Guardiola auf fast seinen kompletten Spielerkader zurückgreifen. Bis auf den erst kürzlich wieder ins Training eingestiegenen Mario Götze seien alle Münchner „bereit“, sagte der Spanier bei der Eröffnungs-Pk des internationalen Testturniers. Damit kann der Coach neben den zuletzt angeschlagenen Franck Ribéry und Manuel Neuer auch wieder auf Dante, Javi Martínez und Luiz Gustavo bauen, die nach dem Confed Cup erst verspätet ins Training eingestiegen waren. Auch bei Bastian Schweinsteiger, der sich im Sommer am Sprunggelenk hatte operieren lassen, machte Guardiola „tägliche Verbesserungen“ aus.
Der spanische Taktik-Tüftler hat es sich nicht leicht gemacht. Er setzt in der Vorbereitung nicht ausnahmslos auf das unter Jupp Heynckes erprobte 4-2-3-1-System, in dem sich die Münchner noch vergangene Saison als hemmungslose Triplejäger entpuppten. Stattdessen stellt Guardiola munter um. Rechtsverteidiger-Ass Philipp Lahm spielte plötzlich im Mittelfeld, vorne probierte es der Spanier mal mit vier offensiven Mittelfeldkräften, mal mit drei Stürmern.
Stoßstürmer Mario Mandzukic fand sich gegen Dortmund am Anfang auf der linken Außenposition wieder, der 1,69 Meter kleine Xherdan Shaqiri als mäßiger Imitator von Lionel Messi in der Spitze. „Wir brauchen noch ein bisschen, um alles zu verstehen, dass alles so funktioniert, wie wir das haben wollen“, erkannte Lahm.
Ansonsten geht jetzt alles relativ fix. Nach dem Testturnier gegen die drei internationalen Größen steht schon kommenden Montag beim Regionalligisten BSV Rehden die erste DFB-Pokal-Runde an, vier Tage später der Bundesliga-Auftakt gegen Borussia Mönchengladbach. Zählt man die restlichen Tests dazu, haben die Bayern allein im August acht Spiele zu absolvieren - inklusive des UEFA-Supercup-Finales gegen den FC Chelsea Ende des Monats. Das Mammutprogramm aus der Vorsaison setzt sich also auch nach der kurzen Vorbereitung unerbittlich fort.