Gentners Wende: Vom Mitläufer zum Leistungsträger
Stuttgart (dpa) - Vom Mitläufer zum Leistungsträger: Christian Gentner hat beim VfB Stuttgart in dieser Saison eine erstaunliche Entwicklung gemacht. „Ich war in einer beschissenen Situation“, sagte der Mittelfeldmann.
„Aber ich habe immer gewusst, was ich kann.“
Lob gibt es für den lange links liegengelassenen Gentner inzwischen auch wieder von Bruno Labbadia. „Er ist für die Mannschaft sehr wichtig, er bringt sich sehr gut ein. Er ist ein sehr guter Profi“, bescheinigte der Fußball-Lehrer seinem einstigen Sorgenkind nach dessen glänzendem Comeback.
Nach dem siebten Spieltag hatte Labbadia Genter nach dem 1:2 gegen den zuvor noch sieglosen Hamburger SV - den Pokalgegner vom Mittwoch - und zuvor meist enttäuschenden Vorstellungen auf die Bank verbannt. „Wir waren enttäuscht, dass es bei ihm nicht so gut lief“, begründete Labbadia die Degradierung.
In den folgenden sechs Partien kam der 26-Jährige bei zwei Kurzeinsätzen auf ganze neun Minuten. Zdravko Kuzmanovic hatte ihn als zweiten „Sechser“ neben dem gesetzten William Kvist verdrängt. Als der Serbe am 14. Spieltag beim VfB-Debakel in Bremen ebenfalls maßlos enttäuschte, erhielt Gentner seine zweite Chance - und nutzte sie eindrucksvoll.
Beim 2:2 gegen den 1. FC Köln war Gentner nicht nur wegen seines ersten Doppelpacks in der Bundesliga der überragende VfB-Akteur. Endlich setzte ihn der Trainer in der Zentrale mit allein Freiheiten nach vorn ein. „Meine Lieblingsposition. So kann ich aus der Tiefe kommen und habe das Spiel vor mir“, sagte Gentner. „Das mag ich.“ Welche Qualitäten der fünfmalige Nationalspieler als offensiver „Sechser“ hat, zeigte er auch gegen Bayern München (1:2), auch wenn sein Führungstreffer nicht zur erhofften Überraschung reichte.
Aber bei „Gente“, so der Spitzname des in Beuren geborenen Schwaben, verläuft die Leistungskurve seit der Begnadigung kontinuierlich nach oben - im Gegensatz zum seit Wochen schwächelnden VfB. „Ich hoffe, dass er sich freigeschwommen hat“, meinte Labbadia, der das Eigengewächs aber noch längst nicht am Limit sieht: „Bei ihm ist noch einiges an Luft drin.“ Der Trainer schätzt Genters Dynamik, Durchsetzungswillen, Offensivdrang und Spielintelligenz. Manager Fredi Bobic betonte: „Christian ist ein Musterbeispiel an Fleiß und gutem Charakter. Er hat sich nie hängen lassen, auch als er nicht gespielt hat.“
Beide VfB-Verantwortliche wundert indes ein wenig, dass Genter nach seiner Rückkehr zu seinem Stammverein im Sommer 2010 häufig zum Sündenbock und Buhmann wurde. „Dass er so kritisch von den Fans beäugt wird, passt gar nicht zu Stuttgart“, urteilte Labbadia.
Genter spielte nach seinen ersten Stationen TSV Beuren und VfL Kirchheim bereits in der Jugend für seinen „Vau-eff-Bee“. Mit den Junioren (2003) und den Aktiven (2007) holte er die deutsche Meisterschaft. Bis auf die drei Jahre beim VfL Wolfsburg (Meister 2009) spielte Gentner als Profi nur für Stuttgart.
Gentners Vertrag beim VfB läuft bis 2013. Am liebsten würde er bis zu seinem - noch fernen - Karriereende bleiben: „Es wurden zwar noch keine Gespräche geführt. Aber dass mir der VfB am Herzen liegt, ist ja kein Geheimnis.“ Sein Bruder arbeitet im Verein und auch Christian Genter könnte sich vorstellen, hier später ein Amt zu übernehmen.