Glückauf: Raúl genießt das Wiedersehen mit Freunden
Doha (dpa) - Seine Tore werden Raúl in Doha beim Rekordmeister Al-Sadd fürstlich honoriert. Die große Fußball-Bühne bietet die „Qatar Stars League“ dem spanischen Weltstar freilich nicht mehr.
Nicht nur beim 3:2 gegen Schalke genießt er das Wiedersehen mit alten Freunden.
Das Trikot von Raúl González Blanco schnappte sich natürlich sein alter Kumpel Christoph Metzelder. Beim großen „Hallo“ in der Kabine des FC Schalke nach dem 3:2-Testspielsieg des Fußball-Bundesligisten gegen Katars Rekordmeister Al-Sadd ging es „sehr herzlich“ zu, wie der deutsche Ex-Nationalspieler berichtete.
„Für mich persönlich ist Raúl ein ganz besonderer Mensch und Spieler“, erklärte Metzelder, der seit der gemeinsamen Zeit bei Real Madrid recht dicke ist mit dem Señor aus Spanien. 2010 wechselte das Duo gemeinsam aus Madrid nach Gelsenkirchen, wo der große Spanier bis zu seinem Abschied im vergangenen Sommer Publikumsliebling war.
Hier eine Umarmung, da ein Foto, dort ein Autogramm - in den Katakomben des schmucken Jassim-Bin-Hamad-Stadions in Doha drehte sich am Sonntagabend alles um den langjährigen Kapitän von Real Madrid. Im Wüstenstaat am Golf lässt der Angreifer seine einzigartige Karriere für eine fürstliche Gage ausklingen. „Es war ein schönes Wiedersehen mit Freunden, mit ehemaligen Kollegen“, sagte Raúl, der gleich noch einen Besuch im Schalker Trainingsquartier ankündigte.
Beim Sieg der „Königsblauen“ nach Toren von Klaas-Jan Huntelaar, Julian Draxler und Benedikt Höwedes ließ Raúl in etlichen Szenen erkennen, dass er das Kicken in der Wüste nicht verlernt hat. „Wenn er die Zeit hat, sich zu drehen, ist er immer noch brandgefährlich“, bemerkte Abwehrspieler Metzelder, der seinen Freund auf dem Platz einige Male persönlich stoppen musste. Raúl konnte immerhin ein Tor des katarischen Tabellenführers vorbereiten. Einen eigenen Treffer des engagierten Spaniers vereitelten die Schalker Torhüter Ralf Fährmann und Lars Unnerstall mit sehenswerten Paraden.
In der Kabine wurde hinterher trotzdem kaum über Fußball geredet, dafür ist die Profiliga in Katar zu unspektakulär. Es sei mehr um den Lebensstil im Scheichtum und um familiäre Dinge gegangen, erzählte Huntelaar, der schlussfolgerte: „Raúl hat es gut hier.“
Jeder erdenkliche Luxus versüßt dem Spanier, seiner Frau Mamen Sanz und den fünf Kindern das Leben am Golf, das aber außerhalb der Wohnpaläste und Shopping Malls auch eintönig sein dürfte. Hitze und Wüste bieten wenig Abwechslung. Und statt vor 60 000 Fans wie auf Schalke oder 80 000 früher in Madrid schauen Raúl nun nur noch wenige bei seiner Fußball-Kunst zu - knapp 200 waren es gegen Schalke. Den lautesten Applaus gab es immerhin bei seiner Auswechslung.
Trotzdem versicherte die Real-Ikone, mit 71 Toren immer noch Rekordschütze der Champions League, er fühle sich „wohl“ in Doha: „Ich bin zufrieden.“ Neben der Millionen-Gage könnte Raúl seiner Fußballer-Vita zum Abschluss auch noch den Titel des katarischen Meister hinzufügen. Al-Sadd führt die Tabelle der „Qatar Stars League“ mit sechs Punkten Vorsprung an. Und der prominente Kapitän hat in den bisherigen zwölf Partien immerhin fünf Tore geschossen.
Nicht nur alte Schalke-Bekanntschaften pflegt der spanische Weltstar zu Jahresbeginn. Auch Jupp Heynckes stattete Raúl am Sonntag einen Kurzbesuch im Hotel des FC Bayern ab. Entspannt plauderte er auf der Terrasse des „Grand Heritage“ mit seinem Ex-Trainer, mit dem er 1998 bei Real Madrid den ersten seiner drei Champions-League-Siege feierte. In Doha sind die sportlichen Ziele eine Nummer kleiner.